Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
mit den erblichen parapsychischen Kräften seiner Kaste. War es also möglich, daß das Mädchen tatsächlich irgendwo existierte, daß er es durch die Kraft seines ererbten laran gesehen hatte? Oder war sein laran von der präkognitiven Art, war es vorherbestimmt, daß das Mädchen irgendwann in sein Leben treten würde?
Mehr schlafend als wachend, sich des tobenden Schneesturms bewußt, überließ Conn sich Phantasien, in denen das schöne Mädchen bei ihm war. Sie hatten Zuflucht in einer halb in Trümmern liegenden Steinhütte gefunden, nicht unähnlich der Hütte an der Grenze von Hammerfell, wo er mit Markos gewohnt hatte, so weit er sich zurückerinnern konnte, nur sie beide und eine schweigsame alte Frau, die für sie gekocht und Conn versorgt hatte, als er noch zu klein gewesen war, um während Markos’ häufiger Abwesenheit allein gelassen zu werden. Jetzt wurde Conns Traum durch Hufschläge gestört. Reiter kamen auf der Straße näher. Conn erwachte und streckte die Hand nach Markos aus.
»Es ist Zeit«, flüsterte er. »Sie kommen.«
»Und da ist das Zeichen«, bestätigte Markos, als unmittelbar vor der Hütte ein Regenvogel dreimal rief. Er zündete ein Streichholz an. Auch die anderen Männer standen auf und fuhren in die Stiefel.
Markos ging an die Tür und zog sie auf. Die Angeln kreischten so laut, daß Conn zusammenzuckte.
»Ich könnte dieses Quietschen noch hören, wenn wir auf der anderen Seite des Walls um die Welt wären«, beschwerte er sich. »Öl sie, oder die Berge werden sie für eine Alarmglocke halten.«
»Aye, mein Lord«, stimmte Markos zu. Wenn sie allein oder mit Leuten zusammen waren, die Conns wahre Identität nicht kannten, hieß es meistens »mein Junge« oder »Master Conn«. Aber seit Conns fünfzehntem Geburtstag hatte Markos ihn in Anwesenheit solcher, die Bescheid wußten, stets respektvoll mit seinem Titel angeredet.
Ein halbes Dutzend Männer in Reitkleidung drängte sich in die Hütte, in der Conn, Markos und die anderen geschlafen hatten. Trotz des kleinen, dem Schutz vor dem Wetter dienenden Vorraums strömten der eisige Wind und die Graupeln mit ihnen ins Innere, und der letzte hatte Mühe, die Tür zu schließen.
In dem trüben Licht stellte sich Markos in die Mitte der Männer, die auf dem Fußboden geschlafen hatten, und fragte den Anführer der Reiter: »Seid ihr sicher, daß euch niemand hierher gefolgt ist?«
»Wenn sich auch nur ein Eiskaninchen zwischen hier und dem Wall um die Welt muckst, will ich es lebendig essen, mit Fell und allem«, antwortete der Anführer, ein großer, stämmiger Mann in einer Lederjacke. Rötliche Bartfransen umgaben sein Gesicht. »Im Wald gibt es nichts anderes als Schnee und Stille. Ich habe mich dessen vergewissert.«
»Sind die Männer alle gut bewaffnet?« forschte Conn. »Zeigt mir, was ihr habt.« Er inspizierte kurz die Schwerter und Piken, alle alt, einige kaum etwas besser als Mistgabeln, aber glänzend, gut in Schuß gehalten und frei von Rost.
»In Ordnung, dann sind wir soweit. Aber ihr müßt halb tot sein vor Kälte. Bleibt eine Weile, wir haben Glühwein für euch.« Er trat an den Kamin und schöpfte den dampfenden Punsch in Tonbecher, die er den Männern reichte. »Trinkt, und dann brechen wir auf.«
»Einen Augenblick, mein junger Lord«, sagte Markos. »Bevor wir reiten, habe ich dies für Euch.« Mit feierlichem und geheimnisvollem Gehabe begab er sich in die fernste Ecke des Raums und kramte dort in einer alten Truhe. Dann drehte er sich um. »Seit dem Brand, der Hammerfell zerstörte, habe ich das für Euch versteckt - Eures Vaters Schwert.«
Conn hätte beinahe den Tonbecher fallen lassen. Es gelang ihm gerade noch, ihn dem Mann mit den Bartfransen in die Hand zu drücken. Er faßte nach dem Schwert und umklammerte sichtlich bewegt den Griff. Er besaß nichts von seiner Familie; Markos hatte ihm erzählt, daß alles, was seinem Vater gehört hatte, verbrannt sei. Nun hoben die Männer die Becher, und Rotbart rief: »Aye, trinken wir auf unseren jungen Herzog!«
»Aye, mögen alle Götter ihn segnen!« Mit lauten Rufen tranken sie auf seine Gesundheit.
»Ich danke dir, Farren – und euch allen. Möge das Werk dieser Nacht ein guter Anfang für die langwierige Aufgabe sein, die vor uns liegt«, sagte Conn und fügte hinzu: »Es gibt ein Sprichwort, daß die Götter diejenigen segnen, die schwer arbeiten, bevor sie um Hufe bitten.« Er stieß das Schwert seines Vaters in die Scheide – später wollte er die
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