Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
»nicht wahr, Dorcas? Aber Euer Großvater wird einen Anfall bekommen, wenn jemand Euch hier auf Hammerfell-Land sieht.«
»Aye, und ob!« bekräftigte die Frau neben ihr. »Lord Storn wäre es schon nicht recht, daß wir diese Route genommen haben, aber die Straße ist besser…«
»Oh, Hammerfell!« rief das Mädchen gereizt aus. »Mein ganzes Leben lang habe ich gehört, es gebe keine Hammerfells mehr…«
»Aye, das hat auch Euer Großvater bis vor etwa einem Mond geglaubt«, sagte die Schwertfrau, »bis der junge Herzog Euren Vater tötete. Also kehrt wie ein braves Mädchen in Eure Sänfte zurück, bevor jemand Euch sieht und es weitererzählt und Ihr in dem Grab neben ihm endet.«
Das Mädchen kam und umarmte die Schwertfrau schmeichelnd. »Liebe Dame Jarmilla«, flüsterte sie, »laßt mich nicht in der Sänfte ersticken, sondern mit Euch reiten. Ich fürchte mich weder vor alten noch vor jungen Hammerfells, und da ich meinen Vater nicht mehr gesehen habe, seit ich drei Jahre alt war, könnt Ihr wirklich nicht von mir verlangen, daß ich um ihn trauere.«
»Was ist das für eine Art zu reden!« schalt die Dame Jarmilla. »Euer Großvater würde…«
»Ich habe es satt, mir anzuhören, was mein Großvater tun würde; so muß er ja zu Anfällen neigen«, sagte das Mädchen. »Wenn Ihr glaubt, ich furchte mich vor Hammerfells …« Lenisa sah Juwel unter dem Tisch liegen und brach mitten im Satz ab.
»Oh, wie süß!« Sie kniete neben ihr nieder und hielt der Hündin die Hand zum Beschnuppern hin. »Was bist du für ein feines altes Mädchen.«
Juwel ließ sich gnädig von ihr an der langen Halskrause, die von hellerer Kupferfarbe war als das übrige Fell, kraulen. Lenisa hob den Blick zu Alastair und sah ihm gerade in die Augen.
»Wie heißt sie?« fragte sie.
»Juwel«, antwortete Alastair ehrlich, bevor ihm der Gedanke kam, dieses Mädchen, offenbar eine Enkelin von Lord Storn, könne durchaus gehört haben, daß ein solcher Hund Eigentum der Herzogin von Hammerfell sei
- aber andererseits war es unwahrscheinlich, daß man sich an den Namen eines Welpen erinnerte, den man seit siebzehn Jahren für tot hielt. Außerdem hatte Alastair nicht die Absicht, seine Identität noch lange geheimzuhalten.
Das Mädchen war eine Storn, und das hieß, daß es seine Todfeindin war. Trotzdem war es nichts weiter als ein hübsches Mädchen, das die hellen langen Haare zurückgebunden trug und ihn mit den blauen Augen so offen und ehrlich ansah, wie es in Thendara noch kein Mädchen getan hatte.
Er hatte Geschichten darüber gehört, wie frech sich die Mädchen aus den Bergen benahmen. Doch die blauen Augen wirkten unschuldig und aufrichtig. Sie streichelte den Hund zärtlich.
»Lady Lenisa…« begann er, aber in diesem Augenblick hörte er Hufschläge draußen auf der Straße, und dann wurde ein Pferd an der Querstange festgebunden. Juwel spitzte die Ohren, stieß das kurze, scharfe Bellen aus, das Wiedererkennen bedeutete, und sprang dem hochgewachsenen alten Mann entgegen, der gerade eintrat. Er sah sich im Schankraum um, entdeckte Alastair, runzelte leicht die Stirn über die Ansammlung von Schwertfrauen und gab Alastair ein Zeichen, zu bleiben, wo er war.
Die Anführerin der Schwertfrauen, die von Lenisa als »Dame Jarmilla« angeredet worden war, trat zu Lenisa und zupfte sie am Kragen. »Ihr steht sofort auf!« befahl sie mit strenger Stimme. »Was ist das für ein Benehmen, in Anwesenheit von Fremden auf dem Fußboden zu sitzen …«
»Oh, Juwel weiß nicht, was ein Fremder ist – nicht wahr, Mädchen?« Lenisa hatte die Hände noch, ausgestreckt, um den Hund von den Füßen des Neuankömmlings zurückzuhalten. Dame Jarmilla zog sie mit Gewalt in die Höhe und stieß sie durch die Tür hinaus. Lenisas Proteste, sie habe ihren Porridge noch nicht bekommen und sie wolle auf keinen Fall in der Sänfte weiterbefördert werden, beachtete sie nicht. Die alte Schwertfrau schob Lenisa in die Sänfte, zog mit einem Ruck die Vorhänge zu, und die Klagen des Mädchens verstummten abrupt.
Alastair sah Lenisa immer noch nach. Wie reizend sie war! Wie frisch und unschuldig! Der Mann, der gerade erst den Schankraum betreten hatte, beugte sich ebenso begeistert wie ungläubig über Juwel, die mit offensichtlicher Freude seine Füße beschnupperte und mit kurzen Kläfflauten um Aufmerksamkeit bat. Der Mann lächelte Alastair zu. »So ein Pech, daß dieses Storn-Mädchen sich ausgerechnet heute einfallen läßt, hier mit ihren Damen
Weitere Kostenlose Bücher