Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
oder Ehrengarden mitbringen, wie er will, nur keine Armee, die Unruhe schafft, indem die Soldaten über die erntereifen Felder reiten und bei armen Dorfbewohnern, die selbst kaum genug zu essen haben, einquartiert werden.«
»Einen Augenblick!« bremste Conn sie. »Ich habe mit König Aidan gesprochen, und ich glaube, daß er uns oder
zumindest unserer Sache wohlgesonnen ist. Aber wir haben nicht die Macht, den König zu veranlassen, daß er kommt oder bleibt. Er hat uns Bewaffnete angeboten, ich weiß jedoch nicht, ob er im Sinn gehabt hat, selbst zu erscheinen.«
»Dann muß er dazu überredet werden«, sagte Lenisa.
»Habt ihr nicht jemanden – vielleicht eure Mutter, die all diese Jahre in Thendara gelebt hat -, den der König oder ein Mitglied der königlichen Familie anhört?«
Alastair überlegte. »Valentin Hastur, der Vetter des Königs, versucht seit Jahren, meine Mutter dazu zu bewegen, ihn zu heiraten – aber ich möchte Mutter nicht bitten, auf diese Weise Einfluß zu nehmen. Und selbst wenn ich sie bitten würde, glaube ich nicht, daß sie es täte.« Nacheiner kurzen Pause fuhr er fort: »Einer meiner engsten Freunde ist der Pflegesohn der Königin, der Sohn ihrer Lieblingscousine. Aber er ist in Thendara.«
»Wenn du Gavin damit meinst, so hat er darauf bestanden, uns zu begleiten, und er befindet sich im Augenblick in Markos’ Haus und kümmert sich um Mutter und Floria«, informierte Conn ihn. »Ihm schenkt der König oder zumindest die Königin ganz bestimmt Gehör.« Traurig fügte Conn hinzu: »Leider ist die Königin nicht in der Verfassung, irgendwem zu helfen. Als wir Thendara verließen, war sie sehr krank und in Lebensgefahr.«
Auf diese schlechte Nachricht hin verstummten sie, und in der Stille war draußen im Flur ein Tumult zu hören. Einen Augenblick später betrat Dame Jarmilla das Schlafzimmer.
»Herrin, der Lord hat befohlen, daß Ihr früh zu Bett gehen solltet. Wie viele Leute werden heute abend noch kommen und Euren Gast zu sprechen verlangen?«
»Erwartet habe ich keinen.« Lenisa sah sie mit ihren schönen blauen Augen unschuldig an. »Aber wenn es keine Bande bewaffneter Söldner ist, laßt sie ein, wer sie auch sein mögen.«
Murrend ging Dame Jarmilla zur Tür und riß sie auf. Herein kam Gavin Delleray, naß bis auf die Haut. Das kunstvoll gelockte und gefärbte Haar hing ihm tropfend auf den Kragen.
»Alastair, mein lieber Freund! Mir ist etwas höchst Seltsames passiert! Ich erwachte in Markos’ Haus aus tiefem, festem Schlaf. Ich hatte geträumt, ich sei in König Aidans Thronsaal, und er habe von mir verlangt, dich sofort - hörst du, sofort, bei diesem Regen – aufzusuchen und zu erkunden, wie es dir hier geht.« Er bat mit einem Blick um Entschuldigung und verbeugte sich vor Lenisa und Dame Jarmilla. »Auf meine Ehre, mestra, Ich will niemandem unter diesem Dach etwas antun, und auch sonst niemandem. Ich bin Sänger, kein Soldat.«
So ist das also, dachte Conn erschrocken. Ich wunderte mich, daß Gavin unbedingt mitkommen wollte, aber natürlich wollte König Aidan Augen und Ohren auf dieser Reise dabeihaben. Gavin selbst hatte es nicht begriffen, ich dagegen hätte es mir denken können… Alastair und Lenisa waren offenbar zu demselben Schluß gelangt. Sie begannen gleichzeitig zu sprechen. Gavin hob bittend die Hand. »Ich flehe euch an, laßt mir Zeit, mich erst ein bißchen am Feuer zu trocknen, bevor ihr mich in eure Intrigen verwickelt.«
Lenisa war begeistert. »Ein Engel hat Euch zu uns geschickt. Oder seid Ihr selbst ein Engel, der uns in unserer Not zu Hilfe kommt?« Dame Jarmilla rümpfte die Nase. »Die cristoforos sagen, Engel könne man an seltsamen Orten finden. Aber sicher ist dies das einzige Mal in der ganzen Menschengeschichte, daß irgendein Gott Sinn für Humor beweist, indem er einen Engel als Boten schickt, der sich die Haare purpurrot färbt.«
Gavin machte große Augen. »Was soll ich sein? Ein Engel? Herr des Lichts, ihr müßt einen Boten verzweifelt nötig brauchen! Worum geht es hier eigentlich?«
Alastair setzte sich hoch, griff nach einer zusammengefalteten Decke, die am Fußende seines Bettes lag, und warf sie seinem Freund zu. »Mein lieber Freund, setz dich ans Feuer und trockne deine Sachen. Und könnte die verehrte Dame Jarmilla überredet werden, ihm irgendein heißes Getränk zu bringen? Wenn du das Lungenfieber bekommst, wirst du keinem von uns etwas nützen.« Dame Jarmilla
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