Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
den springenden Punkt herumzureden.
Und er ist verliebt in dieses Mädchen – Storns Groß nichte! Ob sie es weiß? Ob sie laran hat? Endlich sagte er langsam: »Ich glaube, Alastair, es ist
deine Sache, die Nachricht auszusenden, daß alle Männer, die noch in der Pflicht stehen, für Hammerfell zu kämpfen, sich versammeln. Danach wird König Aidan…« Lenisa unterbrach ihn. »Dann muß es zum Krieg kommen? Als du und mein Großonkel so vernünftig miteinander spracht, habe ich gehofft, es könne ein Weg gefunden werden, diese lange Feindschaft zu beenden.«
Alastair sah Lenisa an und wich Conns Blick aus. »Ist es Euer Wunsch, Domna Lenisa, daß wir Frieden schließen?« Conn, der sich redlich Mühe gegeben hatte, vernünftig zu sein, wurde jetzt so wütend, daß er sich nicht mehr beherrschen konnte.
»Genau das ist der Grund, warum ich wollte, daß die junge Dame uns verläßt! Es gibt viele wichtige Dinge zu besprechen, die nicht von Frauen geregelt werden können!« explodierte er.
»Deine ländliche Erziehung«, sagte Alastair, »verführt dich zur Unhöflichkeit. In den zivilisierten Teilen der Welt gilt es als selbstverständlich, daß wichtige Entscheidungen von Männern und Frauen gemeinsam getroffen werden, denn schließlich geht es beide gleichermaßen an.
Würdest du unsere Mutter, die Turm-Arbeiterin ist, von einer wichtigen Entscheidung wie dieser ausschließen wollen? Oder hältst du Lenisa nur für zu jung, um an einer solchen Beratung teilzunehmen?«
»Sie ist eine Storn«, erwiderte Conn zornig. Lenisa beugte sich vor. »Diese Entscheidung betrifft mich aus folgenden Gründen: Ich repräsentiere die Hälfte dieser alten Fehde, ich habe sie ebenso geerbt wie Ihr, ich habe durch sie ebenso wie Ihr meinen Vater verloren - obwohl ich ihn, die Götter wissen es, kaum gekannt habe. Wie könnt Ihr da sagen, es gehe mich nichts an? Wie könnt Ihr verlangen, daß ich still in der Ecke sitze und an dere entscheiden lasse, was getan werden soll?«
Conn erwiderte sachlich: »Damisela, ich hege keine Feindschaft gegen Euch. Niemand könnte Euch aus einem anderen Grund als Eures Namens wegen seine Feindin nennen. Ihr habt weder gekämpft noch getötet, Ihr seid ein Opfer dieser Blutrache, nicht einer ihrer Gründe.«
»Ihr sprecht, als sei ich ein Kind oder geistesschwach!« sagte Lenisa aufbrausend. »Wenn ich nicht zum Schwert greife und an der Seite meines Großvaters kämpfe, heißt das noch lange nicht, daß ich nichts über diese alte Fehde weiß.«
»Jetzt habe ich Euch erzürnt, und das wollte ich nicht«, erklärte Conn. »Ich habe bloß versucht…«
»Versucht, mich zu einem Nichts zu machen, weil nur Männer das Recht haben, in solchen Dingen das Wort zu ergreifen«, unterbrach ihn Lenisa. »Euer Bruder räumt wenigstens ein, daß ich ein legitimes Interesse an Fragen habe, die meinen Clan und meine Familie betreffen! Er
hält mich für ein menschliches Wesen und billigt mir das Recht zu, eigene Gedanken zu hegen und frei heraus über das zu sprechen, was mich betrifft, statt es meinem Gatten ins Ohr zu flüstern, damit er für mich auftrete!«
Conn versuchte voller Unbehagen, einen Scherz daraus zu machen. »Ich wußte nicht, daß Ihr Euch der Schwesternschaft vom Schwert verpflichtet habt…«
»Das habe ich nicht«, unterbrach sie ihn erneut, »aber ich bin der Meinung, daß nur das Recht zu sprechen zusteht, – denn diese Fehde betrifft mich ebenso wie meinen Großvater, vielleicht noch stärker, weil er ein alter Mann ist, und was auch entschieden werden mag, es wird sein Leben höchstens noch für ein paar weitere Jahre beeinflussen. Für mich dagegen und die Kinder, die ich vielleicht einmal haben werde, wird es auf lange Zeit gelten.« Nach einer Weile sagte Conn ernst: »Ihr habt recht.
Verzeiht mir, Domna Lenisa. Ihr seid also der Überzeugung, mein Bruder und ich sollten mit Euch verhandeln statt mit Eurem Großvater?«
»Das habe ich nicht gesagt; Ihr macht Euch lustig über mich. Ich habe nur gesagt, daß es mich ebenso betrifft wie meinen Großvater und daß ich deshalb eine Stimme dabei haben muß.«
»Nun, dann sprecht es aus, was Ihr auf dem Herzen habt«, forderte Conn sie auf. »Was ist Eure Meinung über diese Blutrache? Möchtet Ihr sie weitere hundert Jahre fortsetzen, weil unsere Vorfahren sich gehaßt und getötet haben?«
Lenisa sah die Wand an und hatte die Zähne so fest zusammengebissen, als versuche sie, nicht zu weinen.
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