Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
»Aber ich kann es so formulieren, daß der Computer es verstehen wird«, beruhigte Ysaye ihn. »Nur erhoffe dir nicht zuviel, wahrscheinlich wird er nichts Besonderes dazu bringen. So reichliche Daten über die Einheimischen haben wir noch nicht.«
»Was tust du hier zu dieser Stunde?« erkundigte David sich begierig und sah zu, wie sie seine Frage umformulierte und in das statistisch-soziologische Nachschlagprogramm eingab.
»Oh… ich meinte, es würde wohl etwas passieren, und ich habe selbst ein paar vage Begriffe nachgeschlagen«, wich sie aus.
»Und vermutlich hat dir der Computer gesagt, daß etwas passieren wird«, lachte David und machte es sich bequem, während Ysaye die Frage durchlaufen ließ. »Oder hast du wieder einmal eine Vorahnung gehabt?«
»Hmm. Vielleicht.« Sie schielte aus dem Augenwinkel zu ihm hoch.
Aber dieser flüchtige Einfall löste in David eine andere Frage über Ysaye aus. »Du redest tatsächlich mit dem Computer, nicht wahr?« forschte er.
»Was - du meinst, ich führe Gespräche mit ihm?« Sie runzelte die Stirn, doch er konnte nicht sagen, ob über seine Frage oder über einen eigenen Gedanken. »Ich spreche zu ihm. Das mag bei einem unschuldigen Zuschauer den Eindruck erwecken, als spräche ich mit ihm. Dabei handelt es sich größtenteils um das laute Verbalisieren von Gedanken.«
»Ich habe einmal geglaubt, so etwas wie ein Gespräch mit ihm geführt zu haben«, gestand David. »Es war ein sehr seltsames Erlebnis.«
»Oder einer von den Technikern hatte ihn programmiert, Sokrates mit dir zu spielen und dir auf Schlüsselworte hin Suggestivfragen zu stellen«, gab Ysaye trocken zurück. »Das hat man damals im 20. Jahrhundert gemacht. Wenn du ihm etwas mitteiltest wie: ›Einstein behauptet, alles sei relativ‹, verlangte er von dir: ›Erzählen Sie mir mehr über Ihren relativen Mr. Einstein.‹ Es war eine Imitation von Intelligenz, keine echte Intelligenz.«
»Diese Barriere der künstlichen Intelligenz haben wir immer noch nicht durchbrochen«, bemerkte David. »Ich erinnere mich nicht, wann jemand das letztemal versucht hat, KI zu schaffen.«
Ysaye lehnte sich auf ihrem Sessel zurück und blickte nachdenklich drein. »Das ist wahr. Lange Zeit ist es darum still gewesen. Aber manchmal frage ich mich, ob KI nicht vor unserer Nase entstanden ist. Wir können jetzt so viele Informationen speichern - und die Computer können sie so schnell verarbeiten. Wirklich, der Computer ist heute eine Art von Intelligenz.«
»Sollte er also Bewußtsein entwickeln, wäre er theoretisch imstande, mit einer anderen Intelligenz zu kommunizieren?« fragte David. »Nehmen wir doch einmal an, die andere Intelligenz könne Kontakt mit ihm herstellen - vielleicht durch ein Terminal.«
»Das stimmt schon, und wir haben im Augenblick keine Möglichkeit auszuschließen, daß die Computer es tun«, räumte Ysaye ein. »Da wir sie programmiert haben, nur auf eine Frage zu reagieren, können wir es nicht wissen. Dazu müßten wir schon fähig sein, die Gedanken des Computers zu lesen.«
David hob eine Augenbraue. »Hast du das jemals versucht? Ich weiß, dein Psi-Test war positiv, ebenso wie bei Elizabeth und mir - und ich muß dir sagen, seit wir hier unten sind, neige ich dazu, mich ebenso auf die Telepathie zu verlassen wie auf die richtige Sprache. Vielleicht mehr… «
Ysaye stieß den Atem aus, den sie in einem Seufzer festgehalten hatte. »Ich dachte, vielleicht liege es an mir. Ich dachte - ich weiß nicht, was ich dachte. Ich habe es dem Kapitän nicht gesagt, ich habe es niemandem gesagt. Die Leute sollten mich nicht für verrückt halten. Aber ich habe mich nicht erst lange mit dem Kortikator aufgehalten. Ich brauchte ihn nicht. Warum sollte ich mir die Mühe machen, wenn ich mit Lorill Hastur und Kermiac Aldaran und Felicia reden konnte, ohne mir Kopfschmerzen zu holen und die Maschine zu ertragen?«
David nickte langsam. »Elizabeth sagte etwas Ähnliches. Ich bin nicht so… aufnahmefähig, ich mußte die Sprache auf die harte Art lernen. Meistens bekomme ich nur den ungefähren Sinn des Gesagten mit. Elizabeth sagt, sie habe mit Lord Kermiac, mit Felicia und mit Raymon Kadarin die gleiche Art von Kontakt gehabt.«
»Ich kann Kadarins Gedanken manchmal berühren«, gestand Ysaye zögernd. »Aber ich halte mich von ihm fern.«
Das überraschte David. Zu ihm war Kadarin nie anders als herzlich gewesen. »Du
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