Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
um. »Genau das ist ein weiterer Punkt, der mich stört. Menschen denken einfach nicht auf diese Weise. Keine Bevölkerung beginnt mit diesem ökologischen und planetaren Bewußtsein.«
David schüttelte bedauernd den Kopf. »Käpt’n, Sie gestatten sich eine fehlerhafte Logik. Offensichtlich sind diese Leute zu dieser Art von Bewußtsein gelangt, und deshalb kann man nicht gut behaupten, niemand tue es.«
»Aber woher haben sie es?« fragte Gibbons ratlos. »Darüber zerbreche ich mir den Kopf.«
David lachte und machte eine Notiz auf einem der Einsatzbefehle des Kapitäns. »Ich hoffe, Sie haben diese Frage nicht an mich gerichtet, weil ich keine Antwort darauf weiß. Ich habe ebensowenig eine Ahnung wie Sie.
Kapitän Gibbons seufzte. »Schade. Ich hatte gehofft, Ihre Frau hätte in ihren Volksliedern etwas gefunden oder Sie bei Ihren Gesprächen mit den Leuten. Da werde ich den Punkt wohl der Liste anfügen müssen, die unsere Soziologen durchackern sollen.«
»In ihrer reichlichen Freizeit«, ergänzte David.
Der Kapitän grunzte nur und widmete sich wieder der Aufgabe, eine Bitte um ökologisch unschädliche Planierraupen und der Umwelt gerecht werdende Hacken zu formulieren.
Bei Caer Donn entstand eine zweite »Stadt«, die sich wie ein Ring um das kompakte Zentrum der terranischen Zone legte, außerhalb der Zäune der Enklave, aber auch außerhalb des alten Dorfes Caer Donn selbst. Sie wuchs ebenso schnell wie die Handelsstadt, und sie unterschied sich von keiner anderen Siedlung ihrer Art vom einen Ende der Galaxis zum anderen. Es gab einen universellen Namen dafür: das Eingeborenenviertel.
Wie überall wohnten dort diejenigen, die den terranischen Neuankömmlingen Dienste leisteten.
Diese sogenannten Eingeborenenviertel neigten dazu, sich sehr ähnlich zu sehen, ganz gleich, wo in der Galaxis sie lagen. Als erste zogen die ein, die angeworben waren, den Raumhafen und die Gebäude der Zone zu errichten. Es waren Bauern und Handwerker aller Art, von Aldaran-Land vertriebene Männer, die als Bauarbeiter und im Gebrauch schwerer Maschinen ausgebildet wurden. Ihre Unterkünfte, spartanisch nach allgemeinen Begriffen, wurden noch vor den Wohnheimen für das verheiratete und unverheiratete Personal erstellt. Die Terraner konnten im Schiff wohnen und taten das auch. Diese Männer hatten keinen anderen Ort, an den sie gehen konnten, denn im Dorf gab es nicht genug Betten für sie alle.
David spähte durch den Zaun auf die Häuser des Eingeborenenviertels. Ihm fiel auf, daß einem ein Schild entsprossen war, das heute morgen noch gefehlt hatte. Ein Wirtshaus? Wahrscheinlich.
Und wo es Wirtshäuser und Männer gibt , dachte David ein bißchen traurig, werden die Bordelle nicht lange auf sich warten lassen .
Es war nur eine Frage der Zeit. Und ebenso war es nur eine Frage der Zeit, bis die Terraner - zum Beispiel die paar Facharbeiter - diese »Etablissements« ebenfalls benutzen würden.
Dieses halbe Dutzend terranischer Bau-Experten wohnte mit den anderen Terranern innerhalb des Zauns der Enklave zusammen, aber David hatte keinen Zweifel, daß sie bereits über die Kneipe Bescheid wußten. Vielleicht saßen sie im Augenblick sogar schon darin.
Wenn er daran dachte, wie Kapitän Gibbons heute nachmittag reagiert hatte, hielt David es für eine gute Idee, im HQ-Gebäude vorbeizuschauen, bevor er nach Hause ging.
Nach Hause… Das klang gut. Ihr Haus war jetzt fertig, obwohl die Hälfte der Zimmer noch unmöbliert war. Zum erstenmal in fünf Jahren - drei auf dem Schiff, zwei in der Ausbildung - hatte David etwas, an das er als ein Zuhause denken konnte.
Ysaye saß, wie er erwartet hatte, an ihrem Computer. Sie hatte die Inbetriebnahme des HQ-Computers überwacht. David hoffte sehr, sie irgendwie zum Bleiben bewegen zu können, wenn das Schiff wieder startete. Elizabeth hatte nur wenige Freundinnen, und es würde sie schmerzen, Ysaye zu verlieren. Das Band zwischen den beiden Frauen war noch stärker dadurch geworden, daß sich einige der Terraner hartnäckig weigerten, an Elizabeths telepathische Kommunikation mit den Eingeborenen zu glauben.
Die Schwarze blickte bei seinen Schritten auf und lächelte. »Brauchst du den Computer, David?« fragte sie.
»Ich hätte gern etwas nachgeschlagen, und zwar über… hm… ›ökologisch gesunde Prinzipien und lokale Mythologie‹«, antwortete er. »Ich weiß, das ist vage, aber… «
Weitere Kostenlose Bücher