Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
Felicia nicht jetzt schon etwas läuft, sieht das ganz so aus, als könne es in kürzester Zeit ernst werden. Und das wäre sehr gut für Felicia, Zeb Scott ist ein großartiger Mann. Aber es brächte unsere guten Beziehungen zu Lord Aldaran in Gefahr.«
Das überraschte Ysaye. »Wie denn das? Felicia ist nicht mit Lord Aldaran verheiratet - und auch mit keinem anderen, soviel ich weiß. Margalis Zeit ist bald da, und dann könnte die Sache mit Felicia peinlich werden. Wird man nicht von Lord Aldaran erwarten, seiner Ehefrau und seinem legitimen Kind mehr Aufmerksamkeit zu widmen? Werden Margali und ihre Verwandten das nicht für seine Pflicht halten? Ich finde, er sollte froh sein, wenn ein anderer Mann ihm Felicia… äh… abnimmt.«
»Es könnte auch ganz anders kommen«, warnte Elizabeth. »Hierzulande funktioniert es offenbar nicht auf diese Weise. Die Bräuche weichen von unseren stark ab.«
Ysaye widersprach ihr. »Ich glaube nicht, daß die menschliche Natur sich so sehr verändern kann. Schließlich können wir uns in menschlichen Kulturen auf eins verlassen, und das ist der Besitzanspruch, der in den Ausdrücken ›mein Mann‹ und ›meine Frau‹ liegt. Und darauf, daß Verwandte scheel auf eine Beziehung blicken, die eine Bedrohung für die ›richtige Frau‹ darstellt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Welt sich davon so unterscheiden sollte.«
»Wahrscheinlich nicht«, erklang eine bekannte, aber unwillkommene Stimme. »Ich habe in keiner Kultur eine große Abweichung der menschlichen Natur festgestellt. Richtig schade, denn so bewundernswert ist die menschliche Natur nicht.«
Auch bei einem Fest konnte Ryan Evans nicht anders. Sein sarkastischer und ätzender Witz färbte alles, womit er in Kontakt kam, ob man ihn um seine Meinung gefragt hatte oder nicht.
Elizabeth drehte sich zu ihm um und setzte eine höfliche Maske auf. »Ach, Ryan«, sagte sie kühl. »Ich wußte gar nicht, daß Sie aus den - wie heißen sie gleich? - Trockenstädten zurück sind.«
» Trocken städte ist richtig«, antwortete Evans. »Nichts als Wüste und ungastlichere Ansiedlungen, als ich sie je wieder sehen möchte. Grauenhaftes Klima, Barbaren, nur eine Stufe über Höhlenbewohnern - es reicht, daß ich das bißchen Glauben an die menschliche Natur, das ich besitze, auch noch verliere.«
David tauchte rechtzeitig auf, um sie davor zu retten, sich eine höfliche Antwort einfallen lassen zu müssen. »Die Tatsache, daß sie sich überhaupt in einer solchen Gegend ansiedeln, spricht doch für die menschliche Natur«, erklärte David fröhlich. »Zumindest zeugt es von nicht zu entmutigendem Optimismus.«
»Optimismus!« schnaubte Evans. »Sie können die Trockenstädter geschenkt haben, mitsamt ihrem Optimismus! Doch ich muß sagen, Kadarin ist zum Agenten wie geboren. Er beherrscht mehrere der Sprachen, und er kannte bereits viele der Leute, deshalb haben sie uns nicht auf der Stelle umgebracht. Die meisten hielten ihn sogar für einen ihrer eigenen Art.«
Davids Augen leuchteten auf. »Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Haben Sie Bänder von den Sprachen der Trockenstädter?«
»Einige«, erwiderte Evans. »Wahrscheinlich längst nicht so viele, wie Sie und Ihr Computer haben möchten. Es war verdammt schwierig, sie aufzunehmen - Sie würden es nicht glauben, was für eine Mühe es gekostet hat, die Leute dazu zu bringen, mit uns zu reden. Die Neugier steht da draußen nicht hoch im Kurs. Das ist der verschlossenste Menschenschlag, der mir je begegnet ist.«
Das überraschte David nicht. »So etwas ist bei einer Wüstenkultur zu erwarten«, meinte er. »Das bloße Überleben erfordert alle Kräfte, und ein Fremder könnte eine echte Bedrohung darstellen. Ganz bestimmt ist ein Fremder eine Belastung der eigenen Mittel, und Gastfreundschaft könnte tödlich sein. Das Zusammenhalten der einzelnen Clans gehört ebenfalls dazu.«
»Gut dargelegt«, sagte der Kapitän und stellte sich zu ihnen. »Ich freue mich, daß Sie wieder da sind, Evans. Als erstes möchte ich morgen früh Ihren Bericht sehen.«
»Die Hauptsache kann ich Ihnen in wenigen Worten mitteilen«, erwiderte Evans. »In verdammt wenigen Worten. Der Handel, den die Trockenstädte mit dem Rest der Welt treiben, ist minimal. Bei dem, was von dort kommt, handelt es sich zum größten Teil um ein paar Pflanzen für medizinische Zwecke. Edelmetalle: null. Gewöhnliche Metalle: null.
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