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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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allen Verwandten bevorstand. Das war eine beängstigende Aussicht, sogar für Leonie.
   »Ich werde für den Rest meines Lebens Gelegenheit haben, am Feuer zu sitzen«, wiederholte sie, den Blick zu dem sich verdunkelnden Himmel emporgewandt. »In einer Nacht der vier Monde… «
   »Die du unglücklicherweise - oder vielleicht glücklicherweise - nicht sehen kannst«, neckte Lorill sie. »Du weißt, was man über das sagt, was unter den vier Monden geschieht.«
   Sie ignorierte ihn. »Ich will heute nacht nicht in einem Gebäude eingesperrt werden!« erklärte sie hartnäckig. »Glaubst du, ein chieri könne kommen und mich in meinem Zelt vergewaltigen, ohne daß du und die Gardisten etwas davon merkten? Oder es würden plötzlich Trockenstädter auf der Ebene erscheinen und mich wegtragen?«
   »Oh! Skandalös, Leonie! Schäm dich!« tadelte Lady Melissa sie und bedeckte wie schockiert von einer so törichten Idee den Mund mit der Hand.
   Vielleicht entsetzte es sie nur, daß Leonie es wagte, über Dinge wie Entführung und Vergewaltigung Witze zu machen.
   Leonie hatte Melissas Marotten und Hirngespinste reichlich genossen, und sie hatte sie von Herzen satt. »Sei doch still, Melissa!« fuhr sie sie an. »Mit sechzehn bist du schon eine alte Jungfer! Und eine kleinliche noch dazu!«
   Lorill grinste nur. »Das heißt also, du willst nicht in den Gasthof? Nun, Derik wird einmal ohne sein Bier auskommen!« Er schüttelte den Kopf. »Wenigstens können wir die Zelte aufstellen, bevor der richtige Regen beginnt. Aber du bist das unnatürlichste Mädchen, das ich je gesehen habe«, hänselte er sie. »Du willst im Freien kampieren, statt in einen guten Gasthof zu gehen!«
   »Ich will unter den Sternen sein«, wiederholte Leonie. »Dies ist meine letzte Nacht außerhalb des Turms, und ich möchte sie unter den Sternen verbringen.«
   »Was, in diesem Regen?« fragte er lachend. »Sterne? Nach dem, was du von ihnen sehen wirst, könntest du ebensogut ein hölzernes Dach über dir haben.«
   »Es wird nicht die ganze Nacht regnen«, behauptete Leonie überzeugt.
   »Mir sieht es ganz danach aus, daß es vor morgen früh nicht aufhört.« Achselzuckend gab Lorill nach. »Aber wir werden tun, wie du es wünschst, Leonie. Schließlich ist es deine letzte Nacht, bevor du den Turm betrittst.«
   Leonie saß bequem im Sattel, die Zügel locker in der Hand. Ihr Tier stand ruhig. So wartete sie, während Lorill das Lager aufschlagen ließ. Sie war eine gute Reiterin - und ihr chervine war sowieso zu müde, um durchzugehen.
   Lorill gab Befehl, die Zelte aufzustellen, und Leonie ignorierte das leise Murren und die gelegentlichen grollenden Blicke, die sie außerdem trafen. Die Gardisten sollten froh sein, daß haltgemacht wurde, und in einem Stall - das war alles an Unterkunft, was ein Gefolgsmann in einem kleinen Gasthof bekommen konnte - schlief es sich auch nicht besser als in einem Zelt. Tatsächlich mochte es im Stall kälter sein, denn ein Feuer durfte dort nicht angezündet werden. Sobald es sich die Männer in ihren eigenen Zelten bequem gemacht hatten, würden sie vielleicht daran denken.
   Wahrend die Gardisten die Zeltplanen aufrollten, stieg Lorill ab. Er half Leonie von ihrem Reittier und in das zweifelhafte Obdach unter einem Baum. Melissa folgte ihnen laut schnüffelnd, damit auf einen Schnupfen hindeutend, den sie, wie Leonie argwöhnte, nicht wirklich hatte. Melissa wollte nur, daß sie anderen leid tat - wie immer. Leonie hatte keine Ahnung, warum ihr Vater Melissa als ihre Gesellschafterin ausgewählt hatte. Vielleicht, weil Melissa so sehr tugendhaft war und deshalb keine Gefahr bestand, daß sie Leonie zu irgendeinem Streich verführte, wie es eine temperamentvollere Freundin möglicherweise getan hätte.
   Der Regen wurde heftiger. Die Gardisten kämpften mit den sperrigen Zeltbahnen, und Leonies Reitmantel gab ihr von Minute zu Minute weniger Schutz. Schon spürte sie Feuchtigkeit entlang den Schultern und mehr als Feuchtigkeit am Saum - und Melissas Schnüffeln hatte sich von einem gespielten zu einem echten verwandelt. Für einen Augenblick bereute sie ihren eigensinnigen Entschluß - aber nur für einen Augenblick. Dies war ihre letzte Nacht in relativer Freiheit. Erst wenn sie die karmesinrote Robe einer Bewahrerin trug, würde sie wieder soviel Freiheit haben. Sie war entschlossen, sie zu genießen.
   Sobald die Zelte aufgestellt waren, gab der junge

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