Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
der in seinem durchnäßten Umhang die Runde um das Lager machte, stand sie auf und trat an den Eingang ihres Zeltes.
Vorsichtig spähte sie hinaus, wandte ihre Aufmerksamkeit dem Himmel zu. Die Wolken hingen schwer und tropfend über ihr und zeigten wenig Neigung, sich zu bewegen, bevor sie allen Regen ausgeschüttet hatten, den sie trugen. Aber Leonie wußte aus jahrelanger Erfahrung, daß Wolken sich immer bewegen. Es ging nur darum, in welche Richtung und wie schnell. Erst innerhalb des letzten Jahres war es ihr gelungen, daraus eine praktische Nutzanwendung zu ziehen.
Sie paßte genau auf, bis sie die Richtung der Bewegung kannte, die Richtung, die ihr verriet, wohin der Wind in der Höhe der Wolken blies. Wie sie wußte, stimmte sie nicht immer mit der auf dem Boden überein. Sie griff mit ihren Gedanken hinaus und schubste die schweren Wolken in diese Richtung, schob sie weiter, wie ein Schäfer es mit einer Herde fetter, fauler Schafe tut. Schließlich waren sie ihr aus dem Weg, und sie konnte den Himmel sehen. Die vier Monde schwammen hoch über den Zelten dahin, alle voll, jeder in einer anderen Farbe. Sie waren wunderschön - aber sie waren so stumm und rätselhaft wie immer.
Leonie zog die Eingangsklappe auf und setzte sich auf eins ihrer Kissen. Sie versuchte, irgend etwas in sich zu berühren, das ihren vagen Vorahnungen Form oder Substanz geben würde.
Alles, was sie erreichte, war eine wachsende Schlaflosigkeit.
Mehrere Stunden lang saß sie im Eingang ihres Zeltes, blickte zum Himmel hoch, versuchte, ihr Laran auf das zu konzentrieren, was sie mit ihren körperlichen Augen sehen konnte, die Kreise der vier Monde - versuchte, ihre Gedanken auf das zu richten, was unvermeidlich kommen würde, versuchte, die Wurzeln ihrer schrecklichen Vorahnung aufzuspüren.
Sie versuchte, die Antworten zu finden, von denen sie spürte, daß sie sie brauchen würde - und zwar bald.
III
Ein Ring aus kleinen Kuppeln, einem unordentlichen Nest von Pilzen ähnlich, war auf der Oberfläche des größten der Monde emporgewachsen. Um die Kuppeln trafen sowohl Menschen in Raumanzügen als auch Maschinen Vorkehrungen, daß die Anlage sich bald selbst versorgen konnte.
Im Inneren der größten Kuppel saß Ysaye vor einem Computerterminal und betrachtete auf dem Schirm den Satelliten, der mit seinen bunten Farben wie ein Spielzeug aussah. Eben zündete er die Bremsraketen und glitt elegant in den Orbit.
David sah ihr über die Schulter. »Nun, das ist Nummer eins - der erste Kartographierungs- und Wettersatellit«, bemerkte er glücklich. »Nun können Elizabeth und ich uns im Ernst an die Arbeit machen. Ein hochrangiges High-Tech-Produkt, meint Elizabeth.«
»Hochrangig in welcher Beziehung?« fragte Ysaye. »Die Bordcomputer sind eigentlich nichts Besonderes.«
Sie wollte, daß er weitersprach. Auf dem Schiff war sie sich des Zischens der Luft im Ventilationssystem nie so bewußt gewesen, und ihr war gar nicht wohl zumute mit nichts zwischen sich selbst und dem Vakuum als einer dünnen, flexiblen Haut.
David tat ihr den Gefallen. »Das Besondere sind die Beobachtungsinstrumente, die Optiken. Dieser Terra-Mark-XXIV-Satellit hat eine so hohe Auflösung, daß er ein brennendes Streichholz auf der Nachtseite sehen kann. Würde sich eine solche Optik fünfzigtausend Meter über Terra in einem geosynchronen Orbit befinden, könnte man damit das Nummernschild eines Wagens auf dem Parkplatz der Botschaft in Nigeria lesen. Ich denke, unser Satellit hier bringt ebensoviel zustande.«
»Vorausgesetzt, man hat hier Autos und Parkplätze.« Elizabeth trat von hinten an sie heran. »Und Botschaften. Aber wenn es keine gibt, können wir sicher helfen, welche zu bauen… «
David drehte sich lächelnd um und antwortete: »Hier sind es vielleicht die Nummern auf einem Straßenschild. Oder auf dem was sie da unten als Straßen und Schilder benutzen. Hallo, Liebes! Bist du gekommen, um die Wetterbeobachtungen in Gang zu setzen?«
»Du hast es erraten.« Elizabeth nickte. »Wenn du die erste Wache für Kartographierung und Erkundung bekommen hast, werden wir zusammenarbeiten können.« Sie blickte ringsum, sah sich die Reihe der Monitore an, auf denen die draußen arbeitende Schiffsmannschaft zu sehen war. Glaubst du, daß die Menschen dort unten ihre Monde schon erreicht haben?«
»Wohl kaum. Zumindest haben wir bislang nichts gefunden, was darauf hindeutet, nicht einmal
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