Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
ihre niedrigsten Instinkte abgeschaltet und gleichzeitig diese Instinkte entflammt.
Aber das erklärte diese Situation immer noch nicht ganz. Es blieb die ungelöste Frage, wie sie so berauscht hatte werden können - und warum Elizabeth ebenso berauscht gewesen war, obwohl es bei ihr kein alptraumhaftes Ende gegeben hatte. Ryan Evans spielte eine Rolle dabei, und keine geringe. Ysaye war überzeugt, daß er Elizabeth irgendwie unter Drogen gesetzt hatte, und vielleicht hatte er auch ihr von dem Zeug gegeben. Wenn sich das beweisen ließ, mochte sie einen Grund für das alles erkennen, einen anderen Grund als den, daß sie völlig den Verstand verloren hatte. Sie wünschte, es gebe einen Weg, Evans für all den Schmerz, den er verursacht hatte, bezahlen zu lassen - vorzugsweise mit seiner eigenen Haut.
Vielleicht würde sie nachts wieder schlafen können, wenn sie einen Grund, eine Ursache, entdeckte und dazu jemanden, den sie dafür anklagen konnte.
Vielleicht würde ihre Tochter dann aufhören zu weinen.
Ein paar Tage später war sie auf dem Weg nach unten zu einer der niedrigeren Ebenen des Schiffes, als sie einen ihr wohlbekannten Rücken sah.
»Kadarin!« rief sie überrascht, denn diese schlaksige Gestalt konnte niemand anders sein. »Was tut Ihr auf dem Schiff?« Sie freute sich, daß sie fähig war ihn auf casta anzusprechen. Zumindest darin trugen die unter dem Kortikator verbrachten Stunden Früchte. Wenn sie mit ihm reden konnte, ohne daß ihr Geist gezwungen war seinen Geist zu berühren, wurde ihre Einstellung zu ihm möglicherweise ein bißchen freundlicher.
Kadarin blieb stehen, drehte sich um, sah, wer ihn in seiner eigenen Sprache angerufen hatte, und lächelte. Dann erlosch sein Lächeln so schnell, wie es gekommen war. Er beugte den Kopf vor ihr. » S’dia shaya, domna .« Er hielt inne. »Es hat mir leid getan, von Eurem Kind zu hören«, fuhr er leise fort. »Kinder sind uns kostbar. Sehr kostbar.«
»Ich danke Euch«, murmelte Ysaye automatisch, doch dann fragte sie erschrocken: »Wo haben Sie von meinem Kind gehört?«
Das setzte Kadarin in Verlegenheit, aber Ysaye erriet es, bevor er etwas sagen konnte. Die einzigen Personen, die außer den Medizinern und den Lornes Bescheid wußten, waren die Eingeborenen. Und ein Eingeborener im besonderen. »Sagen Sie nichts. Lorill hat die Neuigkeit in ganz Caer Donn verbreitet.« Sie seufzte. »Und damit ist mein guter Ruf hin.«
»Durchaus nicht, domna «, protestierte Kadarin. »Er hat es nur Kermiac und Felicia erzählt, weil sie sich Ihrer Krankheit wegen Sorgen machten und keiner der Terranan uns Auskunft darüber geben wollte. Felicia erzählte es mir und bat mich außerdem, Sie ihrer Teilnahme zu versichern. Das ist alles.« Er schüttelte den Kopf. »Und Sie müssen wissen, bei uns ist es keine Schande, ein Kind zu bekommen, solange der Vater bekannt ist. Man verübelt es einer Frau nur, wenn sie nicht sagen kann, wer ihr Kind gezeugt hat, oder wenn der Mann die Vaterschaft ableugnet.«
Ysaye biß sich auf die Zunge, damit ihr keine Bitterkeit entschlüpfte, aber eine ätzende Bemerkung konnte sie nicht zurückhalten: »Und ich bin sicher, Lorill denkt, jede Frau betrachtet es als Ehre, ihm ein Kind zu gebären. Deshalb sollte ich glücklich darüber sein, wenn er es den Leuten erzählt.«
»Jede Frau auf Darkover«, erklärte Kadarin ruhig, »würde sich geehrt fühlen, wenn sie ein Hastur-Kind bekäme. Und Mutter und Kind würden für den Rest ihres Lebens umsorgt und privilegiert sein. Sie hätten von Lorill alles verlangen können, was in seiner Macht stand, Ihnen zu geben. Sie könnten es noch - Sie haben Ihr Leben aufs Spiel gesetzt.«
Das ließ sich allerdings nicht abstreiten. Aber es war ein darkovanischer, kein terranischer Brauch, und Kadarin verstand offensichtlich nicht, warum es ihr unangenehm war, wenn über sie gesprochen wurde. »Da, wo ich herkomme«, erwiderte Ysaye traurig und hoffte, er werde begreifen, »soll eine Frau mit keinem Mann außer ihrem Gatten - wie lautet das Wort - accandir .«
Kadarin blinzelte überrascht. »Besitzt Ihre Sprache kein Wort für das Zusammensein von Mann und Frau, daß Sie unseres benutzen? Paaren Sie sich denn mit Maschinen?«
Ysaye schüttelte den Kopf. »Die Wörter, die ich dafür kenne, beschönigen entweder die Sache, so daß sie sich nicht richtig übersetzen lassen, oder sind Ausdrücke, die man in guter Gesellschaft nicht
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