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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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eigenen Augen gesehen hatte. »Eine Burg .«
   »Es kann keine sein«, antwortete David. »Jedenfalls keine richtige. Denke daran, wie die Franzosen, als sie zwischen den Irokesen landeten, ihre befestigten, aus Holz erbauten Städte chateaux nannten und damit endeten, daß sie drei oder vier Städten den Namen ›Castletown‹ gaben.«
   Ysaye starrte sie entgeistert an. Niemand als David und Elizabeth, dachte sie, waren imstande, linguistische Feinheiten angesichts einer unmittelbar bevorstehenden Bruchlandung zu diskutieren.
   »Elizabeth!« protestierte sie lautstark. »Ich glaube kaum… «
   Elizabeth wandte ihr das Gesicht zu. Es war so bleich, daß es grün wirkte, und ebenso verkrampft wie das Ysayes. »Ich dachte, Beten würde nicht viel für die Moral tun«, gestand Elizabeth mit zitternder Stimme.
   Von den Kontrollen kam MacArans Gemurmel: »Etwas Besseres werden wir wohl nicht mehr finden.« Er hob die Stimme: »Achtung, da hinten! Bereiten Sie sich auf eine Notlandung vor! Absturzpositionen!«
   Ysaye beugte sich gehorsam vornüber, nahm die empfohlene zusammengekrümmte Haltung ein und bedeckte den Nacken mit den Händen. Die Fähre setzte hart auf, prallte ab und berührte den Boden von neuem. Die Absturznetze entfalteten sich und hielten sie in ihren fötalen Positionen fest. Kissen blähten sich unter den Sitzen auf, ein Dutzend verschiedener Alarme schrillte. Die Fähre sprang, kam herunter und prallte noch einmal ab. Ysaye war längst darüber hinaus, sich zu fürchten. Sie war wie gelähmt. Nichts in ihrer Ausbildung oder ihrer praktischen Erfahrung hatte sie auf so etwas vorbereitet.
   Ich werde sterben , dachte sie. Der Gedanke bewegte sich träge durch das dickflüssige Meer ihrer Benommenheit. Beim nächsten Hopser barst die Hülle. Ysaye hörte das übelkeiterregende Geräusch von reißendem Metall.
   Dann verlor sie gnädigerweise das Bewußtsein.
   Als sie wieder zu sich kam, bliesen ihr eiskalte Luft und Schnee ins Gesicht. Die Hülle war an mehreren Stellen gerissen, und Ysaye konnte erst gar nicht glauben, daß sie noch lebte. Sie war sich nicht sicher, wie lange sie bewußtlos gewesen war, aber die Kissen waren zu flachen, flatternden Gespenstern geschrumpft, und die Netze hatten sich zurückgezogen. Sie waren unten angekommen, wenn auch nicht ganz heil. Ihr kam die alte Redensart in den Sinn, daß jede Landung, nach der man davongehen kann, eine gute Landung ist.
   »Ist jemand verletzt?« rief MacAran, und ein Durcheinander von Stimmen mit »Nein« und »Nur blaue Flecken und Beulen« antwortete ihm. MacAran löste mit sichtbar zitternden Händen seine Sicherheitsgurte und stand auf. »Melden!« befahl er. »Ich möchte jeden einzelnen Namen hören!«
   Ysaye holte krampfhaft Atem und antwortete als erste - dann hustete Evans und nannte seinen Namen, gefolgt von übrigen, Commander Britton als letztem. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß seine Schutzbefohlenen weder tot noch schwer verletzt waren, drehte sich MacAran um und kletterte zur Tür, die er mit Gewalt aufreißen mußte. Die anderen befreiten sich und drängten ihm nach, alle darauf bedacht, aus einem Fahrzeug hinauszugelangen, das ihnen weder Sicherheit noch Schutz mehr bot.
   »Geht es Ihnen wirklich allen gut? Oder ist irgendwer verletzt?« fragte Dr. Lakshman. Die Arzttasche, nach der sie automatisch gegriffen hatte, an die Brust gedrückt, spähte sie durch den fallenden Schnee. Ein Chor zitteriger Verneinungen antwortete ihr.
   MacAran bückte sich und sah unter die Fähre. »Wir mögen ja alle in passablem Zustand sein, aber das Fahrgestell ist es nicht«, gab er bekannt. »Von den Löchern in der Hülle wollen wir gar nicht erst reden.« Kopfschüttelnd betrachtete er die Fähre. »Ich hätte nie gedacht, daß ich derjenige sein würde, der die Sicherheitsvorrichtungen für einen Absturz im Ernstfall testet… «
   »Sie haben Ihre Sache gut gemacht, mein Sohn.« Commander Britton legte MacAran väterlich die Hand auf die Schulter. »Ich glaube nicht, daß irgend jemand unter solchen Bedingungen eine bessere Landung zustande gebracht hätte.«
   MacAran richtete sich auf, holte tief Atem und besann sich auf seine Autorität. »Nun, die Vorschriften im Falle einer Notlandung besagen, daß Sie alle Ihr Gepäck holen, während ich die Überlebensausrüstung losbreche. Also klettern Sie einer nach dem anderen hinein und holen Sie, was Sie können. Lassen Sie sich Zeit.

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