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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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erwartete doch wohl nicht von ihr, daß sie derart komplizierte Dinge mit reiner Intuition handhabte!
   Sie sah über den Mittelgang zu Elizabeth hinüber, die an dem mit Rauhreif überzogenen Fenster rieb, als könne sie es nicht erwarten, einen Blick auf die neue Welt zu werfen. MacAran hatte die Fähre jetzt besser unter Kontrolle. Seit wenigstens fünf Minuten hatte es keinen dieser beunruhigenden Stürze mehr gegeben. Doch die Fähre bebte und schlingerte immer noch…
   Der Planet dort unten würde so gut wie sicher für viele Jahre Elizabeths Heimat sein. Falls die Eingeborenen nicht so primitiv waren, daß die Behörden des Imperiums es für das beste hielten, ihn zur Gesperrten Welt zu erklären, würden sie und David dableiben, wenn die anderen abreisten, und linguistische und anthropologische Aufzeichnungen für das Imperium machen. Sollte die neue Welt für den Handel geöffnet werden, würden ihnen weitere Leute Gesellschaft leisten. Dann erhielt jemand vom Schiff das Amt des vorläufigen Koordinators. Eine terranische Enklave würde errichtet, und Elizabeth und David heirateten bestimmt. Schließlich hatten sie länger als ein Jahr auf einen Planeten gewartet, auf dem sie sich niederlassen und eine Familie gründen konnten.
   Ysaye betrachtete den lavendelfarbenen Himmel und die gezackte Linie des Gebirges, die man gerade eben durch den Rauhreif erkennen konnte. Sie war heilfroh, daß sie die Fähre nicht steuern mußte. Sie verstand genug vom Fliegen, um zu wissen, daß diese Art von Terrain als außerordentlich gefährlich einzustufen war. Terrain. Ein seltsames Wort, um es auf das Land unter ihnen anzuwenden, das absolut nicht terranisch war. Das Zusammensein mit David, der über so umfassende linguistische Kenntnisse verfügte, hatte sie für solche Nuancen empfänglich gemacht.
   Für einen Augenblick überfiel sie etwas wie… vorausahnende Traurigkeit. Wenn dies die Welt war, auf die Elizabeth und David gewartet hatten, würden sie hierbleiben, und sie, die zur Schiffscrew gehörte, würde weiterziehen. Dann sah sie die beiden nie wieder…
   Doch selbst wenn es nicht »ihre« Welt war, gab es Veränderungen. Das war unvermeidlich. Die Erfahrungen, die sie auf dem Boden der neuen Welt sammelten, mußten ihre Freunde verändern, und vielleicht sogar sie, Ysaye, wenn sie viel Zeit auf der Planetenoberfläche verbrachte. Dieser Form von Determinismus konnte keiner ganz entrinnen.
   Und gleichzeitig würde ihre Anwesenheit den Planeten und seine Bewohner verändern, sie würden etwas von ihrer Menschlichkeit herbringen, ganz gleich, wie sie sich bemühten, das, was sie vorfanden, nicht zu beeinflussen. Menschen waren eben so, das war Teil ihres Erbes. Menschen modelten ihre Umgebung um, auch wenn sie versuchten, es nicht zu tun. Seit einiger Zeit kursierte das Schlagwort »Biologie ist nicht gleich Schicksal«. Ysayes Standard-Antwort darauf war: »Zeigen Sie mir einen vegetarischen Löwen.« Jeder, der ernsthaft bestritt, daß Menschen zunächst einmal eine Ansammlung biologischer Impulse waren, ging von einer falschen Voraussetzung aus. Natürlich waren sie mehr als das, aber das war die Basis.
   Ysaye hatte sich so erfolgreich mit philosophischen Überlegungen beruhigt, daß es sie vollständig überraschte, als MacAran auf die nächste Welle von Turbulenzen stieß.
   Von neuem traf sie eine Windscherung - so hatte der Pilot das vorhin genannt - , und das kleine Schiff fiel wie ein Stein, um dann wild zu kippen. Ysaye fing Elizabeths Blick ein. Der Mund ihrer Freundin hatte sich zu einer Grimasse verzogen, ihr Gesicht war blaß, und ihre Hände umklammerten krampfhaft die Armlehnen des Sitzes. Ysaye befahl sich streng Ruhe zu bewahren. Bestimmt würde das nicht auf dem ganzen Weg nach unten so weitergehen. Dies war nicht Elizabeths erster Planet. Sie und David hatten schon vier andere besucht. Doch das waren Felsbrocken mit wenig oder keiner Atmosphäre gewesen. Deshalb nahm Ysaye an, daß auch Elizabeth an diese Art von Landung nicht gewöhnt war. Es wäre unvernünftig, nur aufgrund von Elizabeths Reaktion in Panik zu geraten, denn Elizabeth war auf dieser Strecke der Reise ebenso ein Neuling wie sie selbst.
   »Es wird noch schlimmer werden, bevor es besser wird«, warnte MacAran sie grimmig. »Der Wind weht von der Eiskappe herunter, und es stellt sich ihm nichts in den Weg. Wenn er dann auf diese Berge trifft, bekommen wir all diese Wirbel, Querströmungen und

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