Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
Vom Netzwerk:
arbeitete ihr Verstand weiter. Sie hatte die Ausdrücke nicht verstanden. Fremde Gedanken, in Worte gekleidet, die sie nicht verstand - das ängstigte sie von neuem.
   »Was geschieht mit mir?« fragte sie laut und drückte die Bettdecke an ihre Kehle.
   Sie dachte an die Nacht vor ihrer Ankunft im Turm und die Vorahnung naher Gefahr, die sie beim Anblick der vier Monde gehabt hatte.
   Etwas bedroht uns. Etwas kommt zu uns, und es kommt von den Monden .
   Damals hatte sie nicht gewußt, was sie damit meinte. Sie wußte es auch jetzt nicht, wußte nur, daß etwas ihre Welt, ihre ganze Lebensweise bedrohte.
   Aber es gibt keine Luft auf den Monden…
   Leonie hatte erst von ihrem Bruder gehört, daß die Monde Welten waren - doch dies war anders. Sie hatte sich die Monde nie als Welten vorgestellt, hatte nie darüber nachgedacht. Jetzt hatte die gleiche unbekannte Quelle ihr das Wissen vermittelt, daß es sich um eine Tatsache handelte, und das Wissen machte ihr Angst.
   Keine Luft - Menschen konnten dort nicht leben. Warum sollte Gefahr von den Monden kommen? Und welche Verbindung gab es mit ihrem Traum?
   Eine so starke Telepathin wie Leonie lernt oft mit wenig oder überhaupt keiner Mühe, indem sie die Gedanken der Personen ihrer Umgebung auffängt. Leonie erwarb sich Kenntnisse aus obskuren Quellen, und häufig wurde ihr der Ursprung dieser Dinge niemals klar. Das war für sie nichts Neues. Es gab keinen Grund, warum sie sich wegen eines so vertrauten Vorgangs jetzt fürchten sollte.
   Aber sie fürchtete sich. Es war die unbekannte Natur der Information, nicht die unbekannte Quelle, die sie ängstigte. Sie war in Verbindung mit einem… einem fremden Verstand gewesen.
   Und das war längst nicht alles. Leonie fuhr fort, ihre Furcht zu analysieren. Es gab tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Monden und dieser Gedanken-Quelle. Etwas an der Quelle der fremden Gedanken bedrohte nicht nur sie allein, sondern die Existenz all dessen, was sie kannte und liebte.
   Sie legte sich wieder hin, als wolle sie weiterschlafen, doch statt zu schlafen versuchte sie, sich auf die unbekannte Quelle der Bedrohung zu konzentrieren. Ein Zittern überlief sie bei dem Entschluß, sich in die Überwelt zu wagen. Aber wo sonst konnte sie nach einer Gefahr Ausschau halten, die von den Monden kam?
   Eine Gefahr von den Monden - und sie kam mit Gedanken, die sie hören, wenn auch nicht verstehen konnte. Das ergab keinen Sinn, nicht einmal für sie. Bis vor kurzem hatte sie geglaubt, die Monde seien nicht mehr als Lampen, die die Götter in ihrer Güte am Himmel aufgehängt hatten, damit sie die Nacht erhellten. Jetzt wußte sie so gewiß, was sie waren, wie sie die Geographie ihrer eigenen Domäne kannte: öde, leblose, luftlose Steinkugeln. Und trotzdem waren sie irgendwie fähig, eine Art von Leben zu erhalten…
   Leonie zwang sich zur Ruhe und sammelte ihre Kräfte für die Suche. Dann hatte sie mit einem einzigen Gedanken ihren Körper verlassen und betrat dieses seltsame Reich, in dem sie erst ein- oder zweimal geweilt hatte, und das nicht für lange. Die Überwelt, wie Leonie sie sich vorstellte und deshalb jetzt auch sah, war eine flache, konturlose, formlose graue Ebene ohne Landmarken…
   Nein, hinter ihr erhob sich der Turm, nicht ganz der Dalereuth-Turm, wie sie ihn kannte, aber immer noch zu erkennen. Er war kleiner, ohne unterscheidbare Zeichen und in einen Dunst gehüllt, der Einzelheiten verschleierte - wahrscheinlich, dachte Leonie, weil sie sich den Turm nie richtig von außen angesehen hatte, und jetzt sah sie ihn hier, wie sie ihn sich dachte. Weit entfernt, aber längst nicht so weit entfernt, wie er wirklich war, stand ein zweiter Turm, der Arilinn sein mußte. Zum ersten mal erlebte Leonie, daß an diesem Ort Gedanken real waren und alles so erschien, wie sie es sich vorstellte.
   Hatte man ihr deshalb eingeprägt, sie müsse immer positiv denken?
   Heißt das, hier kann es keine Gefahren geben, solange ich nicht an sie glaube? fragte sie sich.
   Nein, das wäre zu simpel, zu naiv. Aber es hieß, daß eine furchtlose Einstellung sie davor bewahren konnte, selbst Gefahren zu erfinden.
   Leonie streckte sich und stellte leicht erstaunt fest, daß sie in dieser Umgebung körperlich - wenn man das Wort hier anwenden durfte - anders war als in ihrer gewöhnlichen Welt. Zum Beispiel schien sie älter zu sein und empfand eine Gelassenheit, die sie oft - mit

Weitere Kostenlose Bücher