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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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etwas anders als in menschlichen Begriffen denken? Nichtmenschliche Gedanken waren für immer unergründbar. Es ließen sich nur Analogien bilden. Selbst wenn jemand die Gabe des telepathischen Kontaktes mit Nichtmenschen besaß, konnte er ihre Gedanken nicht begreifen, nur ihre Gefühle.
   »Ich sage, wenn etwas läuft wie eine Ente, riecht wie eine Ente und dazu noch quakt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß es entweder eine Ente oder etwas wie eine Ente ist«, argumentierte ein anderer Mann. »Wahrscheinlich ist es ein Bauwerk, das von Humanoiden genutzt wird. Es ist auf der richtigen physikalischen Skala. Sollte es nicht von und für Menschen, wie wir sie kennen, errichtet worden sein, ist zu vermuten, daß es für etwas wie Menschen errichtet wurde.«
   Wieder erhoben sich die Stimmen zu einem Durcheinander, das Leonie nicht aussortieren konnte. Sie benutzte die Gelegenheit herauszufinden, wo sie sich befand. Die Überwelt hatte keine Landmarken, aber sie konnte außerhalb der Hütte in weiter Entfernung die hochragende Burg Aldaran mit dem alten Turm sehen, der immer noch Teil davon war.
   Der Turm…
   Der Turm ließ sie an Dalereuth denken, und plötzlich hatte sie die seltsamen und nur halbverständlichen Gedanken dieser Verrückten satt. Sie wollte Dinge, die sie kannte, Gedanken, die sie begriff…
   Und schon war sie wieder in ihrem Körper in Dalereuth.
   Eine Weile lag sie nur da und sammelte einfach ihre Gedanken. Dann kam ihr zu Bewußtsein, daß ihre Verantwortung auf gar keinen Fall beendet war.
   Irgendwie muß ich eine Botschaft nach Aldaran senden. Dort sitzt eine Gruppe von Fremden im Sturm fest .
   Vielleicht würde sie das später einmal bereuen, doch im Augenblick war es für sie unvorstellbar, eine Gruppe von Männern und Frauen, wie fremd auch immer, der Gnade der Stürme in den Hohen Hellers zu überlassen.
   Da war niemand, den sie um Rat hätte fragen können, selbst wenn sie geneigt gewesen wäre, das zu tun. Also stellte Leonie die Richtlinien für alles auf, was folgen sollte.
   Sie richtete sich im Bett auf und faßte nach ihrem Morgenmantel. Dann hielt sie inne. Immer wieder wurde sie beschuldigt, nicht nachzudenken, bevor sie handelte, und deshalb überlegte sie jetzt, wie sie es anfangen sollte.
   Schließlich stand sie auf, schlüpfte mit den Füßen in pelzgefütterte Hausstiefel, ging in den Korridor hinaus und stieg die Treppe hoch, die zu der Relaiskammer des Turms führte.
   Ein junges Mädchen in der blauen Robe der Technikerin lag dort in einem Sessel und beobachtete schläfrig einen großen Schirm, der aussah, als sei er aus schimmerndem schwarzem Glas. Als Leonie eintrat, richtete sie sich ein bißchen auf und fragte: »Leonie? Zu dieser Stunde? Was möchtest du? Bist du krank?«
   »Nein.« Leonie formulierte erst in Gedanken, was sie tatsächlich wollte. »Carlina, ich bin draußen in der Überwelt gewesen, und da sind Fremde… «
   »In der Überwelt? Aber du bist nicht ausgebildet… ich finde, wir müssen mit Fiora sprechen«, erklärte Carlina. »Ich habe keine Vollmacht… «
   Leonie bezähmte ihre Ungeduld. Carlina regte sich zu sehr darüber auf, daß die unausgebildete Leonie draußen in der Überwelt gewesen war, um auf die Idee zu kommen, wie dringend die Angelegenheit gewesen sein mußte, die sie dorthingetrieben hatte!
   »… oh, Fiora, da bist du ja«, endete sie mit einem Seufzer der Erleichterung. Denn die Tür hatte sich geöffnet, und Fiora, sehr blaß in ihrem karmesinroten Gewand, kam herein. »Ich hoffe, wir haben dich nicht gestört.«
   »Nein.« Fiora wandte ihnen ihr blindes Gesicht zu. »Aber ich höre es immer, wenn sich zu ungewohnter Stunde etwas im Turm bewegt. Leonie, was ist los mit dir? Warum bist du nicht im Bett? Es ist sehr spät - oder vielleicht sollte ich sagen, sehr früh - , um hier aufzutauchen. Und noch dazu in deinem Nachtgewand.«
   Sie sprach wie zu einem kleinen Kind, und Leonie unterdrückte ihren Ärger, denn hier stand mehr auf dem Spiel als ihr Verlangen, für voll genommen zu werden. Je länger sie darüber nachdachte, desto wichtiger wurden diese Fremden. Sie waren wichtig für… für etwas.
   Und die Wahrheit war, sie machten nicht den Eindruck, als seien sie fähig, in einem brutalen Heller-Sturm für sich selbst zu sorgen. Irgendwer mußte sich ihrer annehmen.
   Sie erklärte so ernst und sachlich, wie sie es fertigbrachte: »Ja, ich weiß,

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