Darkover 11 - Das Zauberschwert
entkommen, aber er war noch längst nicht in Sicherheit.
Wenn dieser Wind ein Flugzeug von einer Klippe blasen konnte, würde es ihm mit einem Menschen auch gelingen, sagte sich Andrew. Er mußte einen besseren Platz zum Ausruhen finden.
Sich immer an der Wand haltend, mühte er sich voran. Zehn Fuß weiter in der einen Richtung verengte sich der Sims zu nichts und endete in einem dunklen Steinschlag, rutschig von dem fallenden Schneematsch. Unter vielen Schmerzen kehrte Andrew wieder um. Die Dunkelheit verdichtete sich, und der Schneematsch verwandelte sich in weißen, weichen, dicken Schnee. Andrew wünschte sich nichts weiter, als sich hinzulegen, sich in den Pelz zu wickeln und zu schlafen. Er widerstand der Versuchung und schleppte sich in die andere Richtung, wobei er die verbeulten Metallteile umgehen mußte, in die er eingeklemmt gewesen war. Einmal stieß er mit dem gesunden Schienbein gegen einen verborgenen Stein. Er krümmte sich und stöhnte vor Schmerz.
Endlich hatte er die ganze Länge des Simses hinter sich gebracht, und am anderen Ende stellte er fest, daß der Pfad breiter wurde und aufwärts zu einer ebenen Stelle führte, wo dichte Büsche fest verwurzelt waren. Andrew blickte hinauf in die zunehmende Finsternis und nickte. Das dichte, verfilzte Blattwerk würde dem Wind widerstehen - offensichtlich standen die Sträucher hier schon seit Jahren. Alles, was hier wuchs, mußte im Stande sein, den Stürmen zu trotzen. Wenn es sein lahmer Fuß ihm jetzt gestattete, die Anhöhe zu gewinnen…
Es war nicht leicht, bepackt, wie er war, mit dem Mantel und den Lebensmittelvorräten, mit dem aufgerissenen, blutenden Fuß. Aber bevor es völlig dunkel geworden war, hatte er sich und seine wenigen Besitztümer hinaufgeschafft - zuletzt auf beiden Händen und einem Knie kriechend - und war im Schutz der Büsche zusammengebrochen. Immerhin toste der wahnsinnig machende Wind hier ein bißchen weniger heftig; seine Kraft wurde durch die Zweige gebrochen. Bei der Notausrüstung war eine kleine, batteriebetriebene Lampe, und in ihrem matten Schein fand er Konzentratnahrung, eine dünne Decke nach Raumfahrerart, die seine Körperwärme festhalten würde, und Brennstoff-Tabletten.
Andrew baute sich mit der Decke und seinem eigenen Mantel, die er über die dicksten gekreuzten Äste hängte, ein kleines Zelt. Dann lag er in einer Kuhle zwischen Baumwurzeln, wo ihn nur gelegentlich ein Schneeschauer erreichte. Er wollte nichts anderes mehr als still liegen, aber bevor die letzte Kraft ihn verließ, schnitt er entschlossen den gefrorenen Hosenstoff und die Überreste seines Stiefels von dem verletzten Bein. Er trug das Antiseptikum aus der Erste-Hilfe-Tasche auf und legte einen Verband an, und der Schmerz dabei war stärker, als er sich je einen Schmerz hatte vorstellen können. Irgendwie brachte er es fertig, obwohl er sich stöhnen hörte wie ein wildes Tier. Endlich ließ er sich völlig erschöpft in seinem Bau niedersinken und streckte nur noch einmal die Hand nach einem von Mattinglys Bonbons aus. Er zwang sich, ihn zu kauen, denn der Zucker würde seinen zitternden Körper erwärmen. Noch während er schluckte, schlief er ein.
Lange Zeit war sein Schlaf wie der der Toten, dunkel und ohne Träume, ein völliges Auslöschen von Geist und Wille. Und dann war er sich lange Zeit trübe des Fiebers und der Schmerzen und des draußen tobenden Sturms bewußt. Als das Geräusch nachließ, erwachte er, immer noch benommen vom Fieber, vor wahnsinnigem Durst. Er kroch hinaus, brach Eiszapfen vom Rand seines Obdachs, an denen er lutschen konnte, und taumelte ein Stück weiter, um sich zu erleichtern. Wieder im Zelt, nahm er ein bißchen Nahrung zu sich und fiel von neuem in Schmerz durchfluteten Schlaf.
Das nächste Mal, als er erwachte, war es Morgen, sein Kopf war klar, er sah helles Licht und hörte nichts als ein leises Murmeln des Windes auf den Höhen. Der Sturm war vorbei. Fuß und Bein taten noch weh, doch es war erträglich. Andrew setzte sich auf, um den Verband zu wechseln, und sah, daß die Wunde sauber war und sich nicht infiziert hatte. Die große blutrote Sonne von Cottman IV hing niedrig am Himmel und stieg langsam höher. Er kroch an die Kante und blickte in das Tal hinab, das in Nebel gehüllt unter ihm lag. Es war ein wildes, einsames Land und schien von menschlichen Händen unberührt zu sein.
Trotzdem war dies eine bewohnte Welt, bevölkert von Menschen, die, soviel
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