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Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn

Titel: Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den Männern umhergehen; er blieb hier stehen, um ein paar Worte zu wechseln, zog dort einen Sattelgurt nach, schlug mitunter mit einer pfeilschnellen Faust auf einen Mann ein. Das große Tor schwang auf, die Männer machten sich bereit hindurchzureiten.
   War die Burg nun verlassen? Unbewacht? Larry sah voll hilflosem Zorn auf den Hof hinab. Er befand sich mindestens neun Meter darüber. Ein Sprung aus neun Metern Höhe war nicht tödlich, wenn er auf Gras sprang, aber auf Pflastersteine? Die Mauer der Burg verlief mindestens drei Meter glatt und eben nach unten. Dennoch hätte er vielleicht mit zwei freien Händen bis zum daruntergelegenen Sims gelangen können, aber mit einer gefesselten Hand hätte er ebensogut versuchen können, auf einem Hochseil zur nächsten Bergspitze zu balancieren.
   Er ließ sich wieder zu Boden gleiten. Zweifellos hatten sie jemanden hiergelassen… möglicherweise einen der schwachen alten Männer, die Larry das Essen brachten.
   Wenn er eine Waffe hätte…
   Sie hatten ihm das Taschenmesser gelassen, aber die Hauptklinge war abgebrochen, und die magnetisierte Klinge war weniger als fünf Zentimeter lang. Das Möbel im Zimmer war alt und zu schwer, als daß man eine Keule oder etwas Ähnliches davon abbrechen konnte. Wenn er dem Mann irgendwie eines überziehen konnte, wenn er das nächstemal kam…
   Es schien nichts zu geben, aus dem er auch nur eine behelfsmäßige Waffe herstellen konnte. Mit beiden Händen hätte er dem alten Mann seine Jacke überwerfen und ihn damit ersticken können. Sie schienen sich gegen die telepathischen Tricks der Comyn zu wappnen, aber um normale Angriffe schienen sie sich nicht zu kümmern… dennoch gab es nichts in der Zelle, das als Waffe dienen konnte.
   Er saß stirnrunzelnd da und dachte lange Zeit nach, und dann - fast zu spät! - fiel ihm etwas ein. Er ließ sich zu Boden sinken und nestelte mit einer Hand seinen Schnürsenkel auf. Er hatte schwere darkovanische Reiterstiefel an. Wenn er damit dem Mann auf den Hinterkopf schlug…
   Aber mit einer Hand war es eine mühselige Arbeit, und bevor er fertig war, bewegte sich ein Schlüssel im Schloß, die Tür flog krachend auf, als hätte der Mann dahinter gestanden und sie aufgestoßen, ohne hereinzukommen. Dann erschien der Mann unter der Tür. Er balancierte ein Tablett mit Essen auf einer Hand; in der anderen hielt er eine lange, gefährlich aussehende Reitpeitsche. Er hielt sie zum Schlag bereit und sagte in seinem barbarischen Dialekt: »Keinen deiner Tricks, Junge!«
   Larry streifte den Stiefel unbeholfen mit der rechten Hand ab und warf ihn nach dem Mann.
   Kaum hatte er ihn geworfen, da wußte er, daß der Wurf, mit der falschen Hand ausgeführt, fehlgehen mußte; er sah den alten Mann etwas zusammenzucken, die Schüsseln auf dem Tablett klirrten. Die Peitsche schlug aus, als hätte sie ein Eigenleben entwickelt, und wickelte sich mit einem scharfen Knall um Larrys Handgelenk; der Mann riß die Peitsche los und lachte gehässig.
   »Dachte ich doch, daß du so einen kleinen Trick auf Lager hast«, hörte er, hob die Peitsche erneut und schlug damit, nicht besonders fest, auf Larrys Schulter. Tränen traten Larry in die Augen, aber eigentlich war es mehr eine Warnung als ein ernstgemeinter Hieb gewesen - denn Larry wußte, ein fester Schlag mit einer solchen Peitsche konnte sich durch seine Kleidung einen Zentimeter tief ins Fleisch bohren.
   »Mehr?« fragte der Mann grinsend.
   Von hilfloser Wut geschüttelt, blickte Larry zu Boden.
   Der Mann sagte gutmütig: »Iß, Junge. Du versuchst keine Tricks, dann werde ich dir nicht weh tun, einverstanden? Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht gut miteinander auskommen sollten, während der Herr weg ist - nicht wahr?«
   Als der Mann gegangen war, wandte Larry sich niedergeschlagen dem Tablett zu. Ihm war nicht nach Essen zumute, aber er hatte in den vergangenen vier Tagen so wenig gegessen, daß der Hunger in seinen Eingeweiden nagte. Die letzte Ironie war die, daß er mit einer Hand den Stiefel nicht mehr anziehen konnte. Er nahm lustlos die Schüsseln vom Tablett. Dann zog er die Brauen hoch; anstatt der üblichen Ration von Streifen getrockneten Fleisches und grobem Brot bekam er eine Art gegrillten Fisch, heiß serviert, dazu eine Tasse desselben Schokoladengetränks, wie er es in der Handelsstadt erhalten hatte.
   Mit seiner freien Hand hielt er den Fisch und nagte ihn ungeschickt ab, aber mit

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