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Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn

Titel: Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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beiden Jungen stürzten sich sofort auf das Tablett. Es war übervoll mit Essen, die üppigen Trauben, die sie gesehen hatten, Nüsse mit weichen Schalen, die Larry mit seinem Taschenmesser öffnen konnte, sowie einige weiche, schwammige, erdige Früchte, die wie Honig schmeckten. Sie aßen sich gründlich satt, dann stellten sie das Tablett weg und sahen einander an. Keiner wollte der erste sein, der von der offensichtlichen Hoffnungslosigkeit ihrer Lage sprach.
   Larry sprach zuerst, nachdem er die Schnitzerei des Tabletts betrachtet hatte: »Sie haben Werkzeuge?«
   »Oh, ja, ausgezeichnete Feuersteinmesser - ich habe sie im Museum nichtmenschlicher Artefakte in Arilinn gesehen«, erwiderte Kennard, »und einige der Bergvölker treiben Handel mit ihnen - sie geben ihnen Messer und Werkzeuge als Gegenleistung für bestimmte Sachen, die sie anbauen, hauptsächlich Färbemittel und Kräuter für medizinische Zwecke. Nüsse und Obst. Solche Dinge.«
   »Dann scheinen sie ja eine recht komplexe Kultur zu haben.«
   »Haben sie. Aber sie fürchten und hassen die Menschen, wahrscheinlich, weil wir Feuer benutzen.«
   Larry, der an den erst wenige Tage zurückliegenden Waldbrand dachte, konnte ihnen daraus eigentlich keinen Vorwurf machen. Er betrachtete die Tasse, die den Honig enthalten hatte. Sie war aus ungebranntem Ton hergestellt, in der Sonne getrocknet und derb. Was sonst konnte eine Kultur ohne Feuer herstellen?
   Es lagen immer noch ein paar Nüsse und Früchte auf dem Tablett, obwohl das Mahl üppig gewesen war. Er sagte: »Ich hoffe, sie mästen uns nicht für ihr Sonntagsessen.«
   Kennard lachte ein wenig. »Nein. Sie essen nicht einmal Tiere. Soviel ich gehört habe, sind sie Vegetarier.«
   Larry explodierte. »Was, bei allem Unglück, wollen sie dann von uns?«
   Kennard zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht - und ich habe verdammt keine Ahnung, wie wir sie danach fragen sollen.«
   Larry schwieg und dachte darüber nach. »Bist du denn kein Telepath?«
   »Kein so guter. Wie auch immer, die Telepathie übermittelt stets in Worte gefaßte Gedanken - und Gefühle. Zwei Telepathen, die nicht dieselbe Sprache sprechen, haben so unterschiedliche Konzepte, daß es fast unmöglich ist, gegenseitig die Gedanken zu lesen. Und zu versuchen, die Gedanken eines Nichtmenschen zu lesen - nun, ein perfekt ausgebildeter Hastur-Lord oder eine Leronis (eine Zauberin wie die, die du beim Feuer gesehen hast) könnten es vielleicht schaffen. Ich brauche es nicht einmal zu versuchen.«
   Damit, so schien es, war das erledigt.
   Der Tag verstrich schleppend. Keiner kam in ihre Nähe. Am Abend wurde wieder ein volles Tablett mit Früchten, Nüssen und Pilzen in ihre Hütte geschoben, das alte hastig hinausgezogen. Auch der dritte Tag kam und ging, und keiner der Jungen konnte sich eine Methode vorstellen, wie sie aus der Gefangenschaft entfliehen konnten. Ihr Wärter kam nun in die Hütte, um ihnen neues Essen zu bringen und die Tabletts mitzunehmen. Er war ein großes und kräftiges Geschöpf - für einen Waldläufer -, aber er bewegte sich hinkend. Er schien freundlich, aber übervorsichtig. Larry und Kennard unterhielten sich über die Möglichkeit, das Wesen zu überwältigen und einen Fluchtversuch zu wagen, aber das würde sie nur in die Stadt der Waldläufer führen - und immer noch mußten sie möglicherweise durch Tausende Meilen Land der Waldläufer ziehen. Daher begnügten sie sich damit, einen vergeblichen Plan nach dem anderen zu schmieden. Keiner schien auch nur im entferntesten durchführbar zu sein.
   Es schien, wie sie dem Licht zu entnehmen glaubten, Nachmittag des vierten Tages zu sein, als die Tür ihres Gefängnisses geöffnet wurde und drei Waldläufer eintraten, die einen vierten eskortierten, welcher, ihrem Gebaren zufolge, eine Person von einiger Wichtigkeit zu sein schien. Wie die anderen war er nackt, abgesehen von einem Lendenschurz aus Blättern, aber er trug eine Kette aus Tonperlen und getrockneten roten Beeren und strahlte eine gelassene Würde aus, die Larry irgendwie an Lorill Hastur erinnerte.
   Er verbeugte sich und sagte in einem perfekt verständlichen, wenn auch etwas schrillen darkovanischen Dialekt: »Guten Morgen. Ich nehme an, Ihr wurdet nicht verletzt und habt es angenehm?«
   Beide Jungen sprangen wie elektrisiert auf die Beine. Er redete eine verständliche Sprache! Die Wachen, die hinter dem Waldläufer standen, griffen an die

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