Darkover 16 - Die Winde von Darkover
Ya-Männer jetzt noch standen, restlos verschwinden. Sie würden entsetzt in einer fremden Umgebung aufwachen und verängstigt in ihre Höhlen und Nester im tiefsten Wald zurückkriechen. Die armen Teufel werden sich dann beinahe ebenso merkwürdig vorkommen wie ich mir .
Der Wind wurde leiser, und in dem unablässigen Geheul traten Pausen auf, die länger und länger wurden, bis schließlich Ruhe herrschte: Er spähte durch das Fenster. Die Lichtung war leer. Keine halbe Stunde später hörte er Männer zu dem großen Raum heraufsteigen, wo sie schliefen. Irgendwer rief: »Barron, alles in Ordnung mit dir?« Er erstarrte. Dann zwang er sich, mit schläfriger Stimme eine ärgerliche Antwort zu brummen.
Noch ein paar Minuten, und auf die Feuerwache senkte sich Stille herab, die nur von dem Schnarchen erschöpfter Männer in dem Raum auf der anderen Seite und dem gelegentlichen Rascheln von Zweigen in dem ersterbenden Wind gebrochen wurde. Ein Blick durch das Fenster zeigte ihm, daß Nebel aufstieg. Gleich würde es anfangen zu regnen, und dann wurden die letzten Giftspuren des Geisterwindes ausgelöscht.
Obwohl alles ruhig war, wartete er eine weitere Stunde, um das Risiko zu verringern, daß einer der Männer, nach der ausgestandenen Furcht und Anspannung nur leicht schlafend, aufwachte und ihn hörte. Dann stahl er sich mit unendlicher Vorsicht, damit keine Stufe knarrte, nach unten. Er packte die Essensreste auf dem Tisch zusammen. Die Türen waren noch verrammelt, aber es machte ihm keine große Mühe, die Stangen zu lösen und abzunehmen.
Er war draußen in der bitteren Kälte und dem verblassenden Mondschein der Gebirgsnacht.
Er mußte ein scharfkantiges Werkzeug suchen, um die Bretter zu entfernen, die sie über die Stalltür genagelt hatten. Das ungewohnte Gewicht in seiner Hand verwirrte ihn, so daß er die Augen schloß und sich auf seine Reflexe verließ. Er dankte seinem Schicksal, daß sich der Stall in einiger Entfernung vom Haus befand. Andernfalls hätte der Lärm, den er beim Kampf mit den schweren Brettern veranstaltete, selbst so müde Schläfer bestimmt geweckt, und sie wären gelaufen gekommen und hätten »Diebe!« gerufen. Er brachte die Bretter los und stahl sich ins Innere.
Im Stall war es warm und dunkel, und es roch freundlich-vertraut nach Pferden. Er schloß die Augen, um das Pferd zu satteln; so fiel ihm der Umgang mit dem Lederzeug leichter. Das Tier erkannte ihn und wieherte leise, und er sprach ihm mit gedämpfter Stimme beruhigend zu. »Ja, mein Junge, wir haben heute nacht einen langen Ritt vor uns, aber leise, hörst du? Wir müssen uns ganz vorsichtig wegstehlen. Du bist nicht daran gewöhnt, im Dunkeln unterwegs zu sein? Nun, ich bin es, deshalb brauchst du dir darüber keine Sorgen zu machen.«
Er wagte nicht aufzusteigen und zu reiten, bevor er nicht ein Stück weit weg war. So nahm er den Zaum, führte das Pferd sorgsam den Abhang hinunter und auf den Bergpfad und blieb dann stehen, um sich zu orientieren. Er mußte über den Höhenzug und an der Burg vorbei, die man vom Feuerturm aus sehen konnte, den Biegungen des Flusses Kadarin folgen und sich auf den bewaldeten Hängen dieser Seite vor den Waldläufern hüten. Dann lag die Straße nach Carthon vor ihm.
Er war warm angezogen. Das Pferd war Gwynns Tier und das beste; es war einer der edlen Rappen, die die Altons für die Feuerwächter züchteten. Gwynn hatte geprahlt, dies Pferd sei von Valdir höchstpersönlich eingebrochen worden. Es war ein Verbrechen, den Feuerwächter eines so herrlichen Tieres zu berauben, aber… »Notwendigkeit kann einen Dieb sogar aus einem Hastur machen«, erinnerte er sich grimmig. Doch ihm kam noch ein weiteres Sprichwort in den Sinn: »Wenn du schon Pferde stiehlst, nimm solche von guter Rasse.«
Mit Geld war er wohlversehen. Von ihm geschickt manipuliert, hatte Barron den Alton-Lord gebeten, ihm seine terranischen Credits in darkovanische Münzen einzutauschen.
Einen einzigen Gedanken erübrigte er für Barron. Fast konnte man es eine Schande nennen, daß er dem Erdenmann dies antat, aber es war ihm keine Wahl geblieben. Seit den Tagen des Vertrags gehörte es zu den schwersten Verbrechen auf Darkover, sich den Geist eines anderen Menschen zu unterwerfen. Möglich war es nur, wenn der andere ein latenter Telepath war. Die operanten Telepathen auf Darkover waren auf der Hut vor einer solchen Invasion. Er hatte gehofft, einen idiotischen Geist zu
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