Darkover 16 - Die Winde von Darkover
finden, um keinem Mann seine eigene Seele nehmen zu müssen. Statt dessen war er, als sein Geist in der Freiheit der Trance umherstreifte, ungebunden von den Begrenzungen des Raums, auf Barron gestoßen…
Sind die Terraner überhaupt menschlich? Und wennschon, es kommt nicht darauf an, was mit diesen Eindringlingen auf unserer Welt geschieht. Barron ist ein Eindringling, ein Außenseiter - und vogelfrei.
Und was hätte ich, blind und hilflos, sonst tun können?
Am Fuß des Pfades, der zu der Feuerwache führte, hielt er an und schwang sich in den Sattel. Er war unterwegs.
Und für einen kurzen Augenblick tauchte Dan Barron, verwirrt, benommen, wie aus großer Tiefe an die Oberfläche. War das wieder eine Halluzination - daß er einen dunklen Weg entlangritt, über sich verblassenden Mondschein, eisigen Wind auf den Schultern? Nein, das war Wirklichkeit - wohin ritt er? Und warum? Erschauernd vor Entsetzen riß er an den Zügeln des Pferdes…
Barron verschwand wieder in bodenloser Dunkelheit.
Der Mann im Sattel trieb sein Pferd zu Höchstgeschwindigkeit an. Bis Sonnenaufgang mußte er eine solche Strecke zurückgelegt haben, daß die Berge ihn vor der Feuerwache verbargen. Kam er dann wieder zum Vorschein, würde er von da aus nichts als ein Reiter sein, der in seinen eigenen legalen Angelegenheiten durch die Landschaft zog. Er war sehr müde, aber überhaupt nicht schläfrig, gerade als habe er eine euphorische Droge genommen. Zum erstenmal in seinem behüteten Invalidenleben wartete er nicht tatenlos darauf, daß ein anderer etwas unternahm. Er war dabei, es selbst zu tun.
Dreimal hatte er kurz haltgemacht, um sein Pferd ausruhen und verschnaufen zu lassen, als der Rand der großen roten Sonne über die Gipfel lugte. Er rollte sich in seine Decke und schlief eine Stunde: Dann stand er wieder auf, aß ein bißchen von den kalten Speisen in seiner Satteltasche und machte sich von neuem auf den Weg.
Den ganzen Tag ritt er durch die Berge, wenig bekannte Pfade benutzend - wenn Larry nach Valdir geschickt hatte, mußte er es um jeden Preis vermeiden, Valdir unterwegs zu begegnen. Valdir besaß die alten Comyn -Kräfte, gegen die seine eigenen gering waren. Der Lord von Alton würde auf der Stelle erkennen, was er getan hatte. Die Storns hatten keinen Verkehr mit den Comyn ; bestimmt würden sie ihm nicht zu Hilfe kommen, auch in diesem Notfall nicht. Er mußte sich von den Comyn fernhalten.
Gegen Mittag wurde es wolkig, Storn blickte nach oben und sah, daß die fernen Berge sich graue Kappen aufgesetzt hatten. Er dachte an Melitta, die von der anderen Seite des Kadarin her nach Carthon unterwegs war, und fragte sich besorgt, ob sie es schaffen werde, rechtzeitig über die Pässe zu kommen. Weiter oben mußte bereits Schnee fallen, und es gab dort Räuber, Waldläufer und die schrecklichen Banshee-Vögel, die alles Lebende jagten und fähig waren, einem Menschen oder einem Pferd mit einem Schlag ihrer fürchterlichen Klauen den Leib aufzureißen. Er konnte jetzt nichts tun, um Melitta zu helfen; er half ihr und sich selbst am besten, wenn er sicher nach Carthon gelangte.
Den ganzen Tag traf er auf der Straße niemanden, ausgenommen dann und wann einen Bauern, der auf seinem Feld arbeitete, oder in den meilenweit auseinanderliegenden Dörfern Frauen, die auf der Straße plauderten, rosige Kinder um sich geschart. Nur ein einziges Mal erregte er Aufmerksamkeit. In einem Dorf bot eine Frau an der Straße Obst feil. Er hielt an, bat sie um einen Trunk Wasser aus ihrem Brunnen und kaufte ein paar Früchte. Zwei kleine Jungen schoben sich näher heran, bewunderten das Pferd und fragten schüchtern, ob es aus der Alton-Zucht sei. Da erschrak er.
Ein Storn von Storn - flüchtig und ein Dieb?
Wieder schlief er im Wald, in seinen Mantel eingewickelt. Am Nachmittag des zweiten Tages hörte er weit vor sich Hufschlag auf der Straße. Er hielt Abstand, damit er nicht gesehen und das Pferd vielleicht von den falschen Leuten erkannt wurde. Der schmale Pfad verbreiterte sich, bis er beinahe eine kiesbedeckte Landstraße war. Der Kadarin konnte nicht mehr weit sein. Jetzt sah er die Reiter vor sich. Es war eine lange Reihe von Männern, deren Mäntel in Farbe und - Schnitt fremdartig wirkten, große Männer, hellhaarig, mit wilden Gesichtern. Nur wenige von ihnen hatten Pferde; die anderen ritten auf den geweihtragenden, kräftigen Packtieren. Das mußten Trockenstädter aus
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