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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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theoretische noch praktische Kenntnisse im Messerkampf, und sie folgten einem detaillierten Duell-Kodex, nach dem ein Mann, der sich gegen Freund oder Feind nicht verteidigen konnte, tot war.
   Seine Hoffnung, unter den Trockenstädtern Söldner rekrutieren zu können, schwand dahin. Immerhin mochten sich Kämpfer aus den Bergen oder Tälern hier aufhalten, wenn auch die vorherrschende Kultur jetzt die der Trockenstädte zu sein schien. Und sogar Trockenstädter ließen sich unter Umständen von dem Gedanken verlocken, Brynats Reichtümer zu plündern. Storn war bereit, ihnen die gesamte Beute Brynats und seiner Männer anzubieten. Er wünschte sich nichts weiter als Freiheit für Burg Storn und Frieden, um sich der Freiheit zu erfreuen.
   Sie hatten die Stadttore passiert und den grimmig aussehenden, bärtigen Männern an den Außenwerken ihre Namen genannt. Storn sah erleichtert, daß einige von ihnen die vertraute Tracht der Gebirgler trugen, und hörte sie einen Dialekt seiner eigenen Sprache sprechen. Vielleicht waren hier doch nicht alle Leute Trockenstädter. Die Stadt dehnte sich weit aus, sie war nicht wie die Bergdörfer, die sich hinter schützenden Wällen oder den Forsts zusammendrängten, diesen Waldfestungen mit ihren hohen Palisadenzäunen. Die Außenwerke schienen nur schwach besetzt zu sein. Überall waren die hochgewachsenen hellhaarigen Männer der Trockenstädte, und auf den offenen, staubigen Straßen spazierten Frauen - schlanke Trockenstädterinnen, sonnenverbrannt und flink. Sie trugen die Köpfe stolz erhoben, und ein zartes Klingeln begleitete ihre Schritte. Es kam von den juwelenbesetzten Ketten, die ihre Hände banden, ihre Bewegungsfreiheit einschränkten und sie als Besitztum eines Mannes von Macht und Reichtum auswiesen.
   Auf dem Hauptplatz Carthons angekommen, wandte die Karawane sich zielbewußt dem östlichen Stadtviertel zu, und Storn wurde darauf aufmerksam gemacht, daß ihr Abkommen jetzt beendet war. Er war auf sich selbst angewiesen - allein in einer Kultur und einem Land, die ihm fremd waren, wo er jeden Augenblick einen tödlichen Irrtum begehen konnte. Doch bevor er anfing, sich das Gehirn zu zermartern, wie die Möglichkeiten am besten zu erkunden seien, drehte sich der Karawanenführer zu ihm um und erklärte knapp: »Fremder, vergiß nicht, daß in unseren Städten alle Neuankömmlinge als erstes dem Großen Haus ihre Ehrerbietung erweisen müssen. Lord Rannath wird Euch mehr Wohlwollen entgegenbringen, wenn Ihr höflich und aus freien Stücken kommt, als wenn seine Männer Euch holen müssen, damit Ihr Euch ausweist.«
   »Dafür danke ich Euch«, erwiderte Storn mit der vorgeschriebenen Formel. Diese Trockenstädter mußten tatsächlich in Mengen nach Carthon gezogen sein! Nichts dergleichen hatte sich ereignet, wenn er als Junge hergekommen war. Ihm kam der bittere Gedanke, dieser Lord Rannath, wer er auch sein mochte, sei zweifellos ebenso in Carthon eingerückt wie Brynat in Burg Storn und mit ebensoviel Berechtigung.
   Ihm war es gleichgültig, wer in Carthon regierte. Und im Großen Haus erfuhr er vielleicht, was er wissen wollte.
   In Carthon führten alle Straßen auf die zentralgelegene Plaza. Das Große Haus war nicht zu verkennen: Ein langgestrecktes Gebäude aus diesem merkwürdig schillernden Stein erhob sich in der Mitte der Plaza. In den Außenhöfen blühten auf Beeten niedrige, staubbedeckte Blumen im Überfluß, und die Trockenstädter und Trockenstädterinnen kamen und gingen durch die Flure, als führten sie einen formellen Tanz auf. Die Frauen, sicher und unverschämt im Schutz ihrer Ketten, warfen ihm verschmitzte Seitenblicke zu und murmelten Bemerkungen, die er nicht recht verstand. Nur das wiederholte Charrat kannte er; es war eine andere Form von Chaireth , Fremder. Und wahrlich, ein Fremder bin ich , dachte er mit einem Aufwallen von ungewohntem Selbstmitleid. Doppelt und dreifach ein Fremder, und gerade jetzt habe ich weder Zeit noch Gelegenheit, auf diese kühnen Blicke zu antworten…
   Er hatte erwartet, irgendwo angehalten und nach seinem Vorhaben gefragt zu werden. Aber offensichtlich gab es hier entweder keine Formalitäten, oder sie waren so fremdartig, daß er sie nicht als solche erkannte. Dem Strom folgend, gelangte er schließlich in die Haupthalle und sah, daß gerade Audienz abgehalten wurde.
   Der Raum enthielt einige Gegenstände von barbarischer Pracht, aber er sah doch recht kahl aus, denn gedacht

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