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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Shainsa oder Daillon sein, die in den Bergen Handel getrieben hatten und nun heimkehrten. Sie würden ihn nicht kennen und auch kein Interesse an ihm haben, aber wie es hierzulande üblich war, würden sie ihn gegen geringe Gebühr mit ihrer Gesellschaft weiterreisen lassen, denn jeder zusätzliche Mann bedeutete mehr Schutz gegen Räuber und nichtmenschliche Angreifer.
   Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt ihnen nach, sich dabei zurechtlegend, was er sagen wollte. Er war Storn von Storn-Höhe, ein Mann, der im ganzen Bergland nichts zu fürchten brauchte.
   Bei der Karawane würde er in Sicherheit sein. Inbrünstig betete er darum, daß Melitta ebensoviel Glück hatte - daß auch sie sich in Sicherheit befand. Er wagte es nicht, seine Gedanken nach Storn-Höhe wandern zu lassen, zu der Burg, wo sein Körper hinter dem blauen Feuer in Trance lag, von Magnetfeldern bewacht; das hätte ihn zurückreißen können. Er wagte es nicht, an Allira zu denken, die ins Bett eines Räubers gezerrt worden war, oder an Edric, verwundet und allein im Verlies seiner eigenen Burg.
   Er rief die Karawane an und sah, daß die Reiter anhielten.

9
    Als der Morgennebel sich unter der heißen Sonne aufzulösen begann, ritten sie nach Carthon hinunter.
   Fünf Tage lang waren sie durch immer niedriger werdende Berge geritten. Jetzt gelangten sie auf die weite Ebene hinaus, die von der Biegung des Flusses Kadarin umschlossen wurde, und dort bleichte die Stadt Carthon. Sie sah unglaublich alt aus; die viereckigen Gebäude waren wie von Jahrtausenden abgetragene Berge. Hier sah er zum erstenmal ein Gebiet auf Darkover, wo es keine Bäume gab. In den Wäldern waren die Trockenstädter still und mißtrauisch gewesen. Jetzt, da sie die Stadt vor sich liegen sahen, stieg ihre Stimmung sichtlich. Sogar die Packtiere beschleunigten ihren Schritt. Einer der Männer begann in einem rauhen, gutturalen Dialekt, den Storn nicht verstand, eine Fünfton-Weise zu singen.
   Storn hatte die Reise wie ein Wunder empfunden, obwohl er fürchtete, man werde ihn einholen, das Gefühl, verfolgt zu werden, ständig wuchs und er sich Sorgen um Melitta machte, die sich irgendwo im Schnee durch die Pässe um den Hohen Kimbi mühte. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er eine Kostprobe von Freiheit und sogar Abenteuer bekommen. Er wurde als Mann unter Männern behandelt, nicht als Behinderter. Bewußt hatte er die quälenden Gedanken an Melitta, an Edric und Allira - gefangen und in Gefahr - zurückgedrängt, ebenso sein Schuldbewußtsein, daß er eins der stärksten darkovanischen Tabus gebrochen hatte, als er sich eine andere menschliche Seele unterwarf. Er wagte es nicht, an all das zu denken. Wenn er seine Gedanken vorwärts- oder rückwärtsschweifen ließ, riskierte er es, die Kontrolle über den Mann, den er beherrschte, zu verlieren. Tatsächlich war Barron einmal des Nachts, als Storn träumte, aufgewacht, hatte sich entsetzt in der fremden Landschaft umgesehen und war in Panik geraten. Fast wäre er blindlings davongestürmt. Nur unter Schwierigkeiten hatte Storn die Oberhand behalten. Irgendwo auf einer Ebene, die sich seiner Kontrolle entzog - in dieser letzten Tiefe des menschlichen Geistes, in die nicht einmal ein Telepath oder eine Bewahrerin einzudringen vermag - war Barron noch vorhanden, beobachtete und verachtete ihn. Das spürte er. Aber Storn behielt die Kontrolle. Er sagte sich, daß er es jetzt schon um Barrons willen tun mußte. Einen Terraner würden die Trockenstädter nicht am Leben lassen. Schon mit den Darkovanern aus den Tälern und Bergen hatten die Terraner wenig Kontakt; mit den Trockenstädtern gab es so gut wie gar keinen. Viele von ihnen hatten nie einen Terraner gesehen oder auch nur von dem Terranischen Imperium gehört, und in den Trockenstädten hing sowieso das Leben jedes Fremden an einem Faden. Ein Außenweltler wäre nicht einen einzigen Tag lang sicher gewesen.
   Storn war klar, daß seine Freude an der Reise, auf die allein er seine Gedanken gerichtet hatte, in Carthon notwendigerweise ein Ende finden mußte. Carthon war vor Jahren von den Tal-Lords aufgegeben worden. Sie hatten sich in die Berge zurückgezogen, als der Boden unfruchtbar wurde und der Fluß seinen Lauf änderte. Das Gebiet war zum Niemandsland geworden, wo sich das Treibgut aus einer Vielzahl von Zivilisationen sammelte. Zu einer bestimmten Zeit, so erinnerte sich Storn - er war als Junge zweimal mit seinem inzwischen verstorbenen

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