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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ließ sich vai dom ungefähr mit würdiger Lord, ehrenwerter Herr, Euer Exzellenz übersetzen, je nach dem Kontext. Leroni fand er unter Leronis (Singular; Bergdialekt). Das Wort war definiert als ›wahrscheinlich von Laran abgeleitet, was Macht oder ererbtes Recht bedeutet, insbesondere ererbte psychische Kraft; Leronis kann für gewöhnlich mit Zauberin übersetzt werden.‹
   Aber, so überlegte Kerwin stirnrunzelnd, wer waren dann die vai leroni , die würdigen Zauberinnen, und warum, um alles in der Welt - in jeder Welt! - nahm irgendwer an, er könne in ihre Angelegenheiten verwickelt sein?
   Das Summen des Interkoms schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. Kerwin meldete sich verdrießlich und riß sich auf der Stelle zusammen, denn das Gesicht des Legaten auf dem Schirm sah wirklich sehr grimmig aus.
   »Kerwin? Kommen sie sofort nach oben in die Verwaltung - auf der Stelle!«
   Kerwin tat, wie ihm befohlen war. Ein Aufzug brachte ihn über viele Stockwerke bis zu dem Penthouse mit seinen Glaswänden, das das Stabsquartier des Legaten war. Während er draußen wartete, erspähte er zu seinem Schrecken durch die offene Tür zwei Männer der Stadt-Garde in ihren grünen Uniformen und Kreuzgürteln. Sie kamen heraus und marschierten steif links und rechts von einem hochgewachsenen, sich aufrecht haltenden, silberhaarigen Mann dahin, dessen reiche Kleidung und kurzer, juwelenbesetzter, blau und silberner Mantel das Mitglied der darkovanischen Hocharistokratie verriet. Alle drei blickten durch Kerwin hindurch, und Kerwin hatte das unbehagliche Gefühl, daß das Schlimmste erst noch kam.
   Der Wachmann winkte ihn herein. Der Legat betrachtete ihn mit finsterer Miene, und diesmal forderte er ihn nicht auf, sich zu setzen.
   »Er ist also der Darkovaner«, sagte er - gar nicht freundlich. »Ich hätte es mir denken können. Zum Teufel, in welche Situation haben Sie sich jetzt schon wieder gebracht?«
   Er wartete nicht auf Kerwins Antwort.
   »Sie sind gewarnt worden«, fuhr er fort. »Sie waren in Schwierigkeiten geraten, noch bevor Sie ganze achtundzwanzig Stunden hier waren. Das reichte Ihnen nicht; Sie mußten dem Ärger noch hinterherlaufen.«
   Kerwin öffnete den Mund, aber der Legat ließ ihm keine Zeit zu einer Erklärung. »Ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, wie die Lage auf Darkover ist. Bestenfalls leben wir hier unter einem unsicheren Waffenstillstand, und wie die Dinge liegen, haben wir Abmachungen mit den Darkovanern. Zu ihnen gehört, daß wir neugierige Touristen von der Altstadt fernhalten.«
   Diese Ungerechtigkeit brachte Kerwins Blut zum Kochen.
   »Hören Sie, Sir, ich bin kein Tourist! Ich bin hier geboren und aufgewachsen… «
   »Sparen Sie sich das«, unterbrach ihn der Legat. »Sie haben mich gerade neugierig genug gemacht, daß ich die phantastische Geschichte, die Sie mir erzählten, nachgeprüft habe. Offensichtlich war sie reine Erfindung von Ihnen. Es gibt keine Unterlagen, daß jemals ein Jeff Kerwin Angehöriger des Raumdienstes auf irgendeinem Planeten war. Ausgenommen«, endete er finster, »den verdammten Störenfried, den ich im Augenblick vor mir sehe.«
   »Das ist eine Lüge!« platzte Kerwin wütend heraus. Dann hielt er inne. Er hatte die Forderung des Computers nach dem Prioritätskode selbst gesehen. Aber er hatte den Mann im Archiv bestochen, und der Mann hatte gesagt: Ich setze meine Stellung aufs Spiel .
   Dies ist keine Welt für Schnüffler und Störenfriede«, stellte der Legat fest. »Ich habe Sie einmal gewarnt. Aber wie ich höre, haben Sie sehr ausgiebig herumgeschnüffelt… «
   Kerwin holte Atem. Er versuchte, seinen Fall ruhig und vernünftig darzulegen. »Sir, wenn ich mir meine Vorgeschichte aus den Fingern gesogen habe, könnte doch das, was Sie mein Herumschnüffeln nennen, niemanden stören! Erkennen Sie nicht, daß gerade das ein Beweis für meine Geschichte ist - daß etwas Komisches vorgeht?«
   »Mir beweist es nur«, antwortete der Legat, »daß Sie ein Verrückter mit Verfolgungswahn sind. Sie bilden sich ein, wir alle hätten uns verschworen, Sie daran zu hindern, dies oder jenes herauszufinden.«
   »Es hört sich verdammt logisch an, wenn Sie es so ausdrücken, nicht wahr?« Kerwins Stimme klang bitter.
   »Na schön«, sagte der Legat, »nennen Sie mir nur einen guten Grund, warum irgendwer sich die Mühe machen sollte, eine Verschwörung gegen einen kleinen Raumdienstangestellten

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