Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
anzuzetteln, den Sohn - wie Sie behaupten - eines terranischen Raumfahrers, von dem nie jemand gehört hat. Warum sollten Sie derartig wichtig sein?«
   Kerwin machte eine hilflose Geste. Was konnte er darauf antworten? Er wußte, seine Großeltern hatten existiert, und er war zu ihnen geschickt worden. Aber wenn es auf Darkover keine Unterlagen über irgendeinen Jeff Kerwin als ihn selbst gab, was konnte er sagen? Warum sollte die Frau im Waisenhaus lügen? Sie hatte selbst gesagt, sie legten Wert darauf, Kontakt mit ihren Jungen zu halten. Welchen Beweis hatte er? Hatte ihn sein Wunschdenken dazu verführt, die ganze Geschichte aufzubauen? Seine geistige Gesundheit geriet ins Schwanken.
   Mit einem langen Seufzer entließ er die Erinnerungen und den Traum.
   »Ich sehe es ein, Sir, und bitte um Entschuldigung. Ich werde keine Versuche mehr unternehmen, irgend etwas herauszufinden...«
   »Dazu werden Sie auch keine Gelegenheit mehr haben«, erklärte der Legat kalt. »Sie werden nicht mehr hier sein.«
   »Ich werde… « Wie ein Messerstich durchfuhr es Kerwins Herz. Der Legat nickte mit unbewegtem Gesicht.
   »Die Stadtältesten haben Ihren Namen auf die Liste der persona non grata gesetzt. Und selbst, wenn sie das nicht getan hätten, entspricht es doch unserer Politik, Leute abzuschieben, die sich zu stark in die Angelegenheiten der Eingeborenen einmischen.«
   Kerwin stand bewegungslos, das Blut wich ihm aus dem Gesicht und ließ ihn kalt und leblos zurück. »Was meinen Sie?«
   »Ich meine, daß ich Sie zur Versetzung vorgesehen habe«, sagte der Legat. »So können Sie es nennen, wenn Sie wollen. Mit einfachen Worten: Sie haben ihre große Nase in zu viele Ecken gesteckt, und wir wollen ganz sichergehen, daß Sie es nicht noch einmal tun. Sie verlassen Darkover mit dem nächsten Schiff.«
   Kerwin öffnete den Mund, und dann schloß er ihn wieder. Er lehnte sich an den Schreibtisch des Legaten, denn er fürchtete umzusinken. »Sie meinen, ich werde deportiert?«
   »Darauf läuft es hinaus«, bestätigte der Legat. »In der Praxis ist es natürlich nicht so schlimm. Ich habe einen normalen Versetzungsantrag unterschrieben; Gott weiß, daß wir hier draußen genug davon bekommen. Sie haben eine saubere Akte, und ich werde Ihnen ein gutes Zeugnis geben. Innerhalb gewisser Grenzen können Sie jeden Posten haben, der Ihnen dienstgradmäßig zusteht. Informieren Sie sich am Anschlagbrett über freie Stellen.«
   Der Klumpen, der Kerwin in der Kehle saß, wurde immer dicker. Er würgte hervor: »Aber, Sir, Darkover… « und brach ab. Darkover war seine Heimat. Es war die einzige Welt, auf der er leben wollte.
   Der Legat schüttelte den Kopf, als könne er Kerwins Gedanken lesen. Er sah müde und erschöpft aus, ein alter Mann, ein abgearbeiteter Mann, der mit einer Welt kämpfte, die zu kompliziert für ihn war. »Es tut mir leid, mein Sohn«, sagte er freundlich. »Ich kann mir vorstellen, was Sie empfinden. Aber ich habe meine Pflicht zu tun, und es bleibt mir dabei nicht viel Spielraum. Es läßt sich nichts daran ändern; Sie werden an Bord des nächsten Schiffes sein, das Darkover verläßt. Und stellen Sie keinen Antrag, von neuem nach hier versetzt zu werden, denn er wird nicht genehmigt.« Er stand auf. »Es tut mir leid, Junge.« Er streckte Kerwin die Hand hin.
   Kerwin nahm sie nicht. Das Gesicht des Legaten verhärtete sich.
   »Sie sind ab sofort vom Dienst entbunden. Innerhalb von achtundzwanzig Stunden reichen Sie mir einen offiziellen Antrag auf Versetzung ein, in dem Sie die von Ihnen bevorzugten Planeten nennen. Wenn ich es für Sie tun muß, schicke ich Sie in die Strafkolonie auf Luzifer Delta. Bis zu Ihrer Abreise haben Sie Hausarrest.« Er beugte sich über seinen Schreibtisch und kramte unter den dort liegenden Papieren. Ohne aufzublicken, sagte er: »Sie können gehen.«
   Kerwin ging. Also hatte er verloren - auf der ganzen Linie. Das Geheimnis, dem er gegenüberstand, war für ihn zu groß gewesen. Er war gegen etwas angerannt, das weit jenseits seiner Möglichkeiten lag.
   Der Legat hatte gelogen. Das hatte er erkannt, als er ihm zum Schluß die Hand bot. Der Legat war gezwungen worden, ihn ins Exil zu schicken, und das war ihm unangenehm…
   Kerwin kehrte in sein trostloses Quartier zurück und befahl sich, kein Idiot zu sein. Warum sollte der Legat lügen? War er ein Träumer, ein Verrückter mit Verfolgungswahn, kompensierte er

Weitere Kostenlose Bücher