Darkover 17 - Die blutige Sonne
Test durchführen, aber wir dürfen auf keinen Fall mit einem Erfolg rechnen. Gib mir dein Glas, Taniquel.« Er stellte das Glas umgekehrt auf einen niedrigen Tisch. »Jeff, nimm deine Matrix - nein, du sollst sie nicht mir geben«, denn Kerwin wollte sie ihm reichen. »Nur ein Test.« Er wies auf das Glas. »Kristallisiere es.«
Verständnislos sah Kerwin ihn an.
»Bilde in deinem Geist ein deutliches Bild, wie das Glas in Stücke zerfällt. Sei vorsichtig, laß es nicht zerspringen oder explodieren, niemand möchte von einer fliegenden Scherbe getroffen werden. Benutze die Matrix, um in die kristalline Struktur hineinzusehen.«
Kerwin erinnerte sich daran, wie Ragan so etwas in dem Raumhafencafé getan hatte. Es konnte nicht so schwierig sein, wenn Ragan es schaffte. Er starrte konzentriert auf das Glas, dann in seine Matrix, als könne er den Prozeß in seinen Geist zwingen , und er spürte ein merkwürdiges Tasten…
»Nein«, unterbrach Kennard barsch, »hilf ihm nicht, Tani. Ich weiß, was du empfindest, aber wir müssen sicher sein.«
Kerwin starrte in den Kristall. Seine Augen begannen zu schmerzen, sein Blick trübte sich. »Tut mir leid«, murmelte er. »Ich bringe nicht heraus, wie es geht.«
»Versuch es«, drängte Tani. »Jeff, es ist so einfach. Terraner, Kinder, jeder kann es lernen, es ist nur ein Trick!«
»Wir verschwenden Zeit«, stellte Neyrissa fest. »Du wirst ihm das Muster geben müssen, Ken. Spontan schafft er es nicht.«
Kerwin sah sie beide mißtrauisch an, denn Kennards Gesicht war finster. »Was nun?«
»Ich muß dir zeigen, wie man es macht, und die Technik ist nonverbal; ich muß es dir direkt übermitteln. Ich bin ein Alton; das ist unsere spezielle Fähigkeit, der erzwungene Rapport.« Er zögerte, und Kerwin kam es vor, als ob sie ihn alle gespannt beobachteten. Er fragte sich, was jetzt geschehen werde.
Kennard befahl: »Sieh auf meinen Finger.« Er hielt ihn dicht vor Kerwins Nase. Kerwin sah auf den Finger und überlegte, ob er verschwinden werde oder so etwas und welche Demonstration von Psi-Kräften das wohl sein mochte. Ganz langsam zog Kennard den Finger zurück. Dann legte ihm der ältere Mann die Hände an die Schläfen, dann…
An mehr erinnerte er sich nicht.
Benommen bewegte er den Kopf. Er lag auf dem Rücken mit dem Kopf in Taniquels Schoß. Kennard sah freundlich und besorgt auf ihn nieder. Elories Gesicht, das über Kennards Schulter blickte, zeigte eine seltsame Entrücktheit. Kerwins Kopf fühlte sich an, als habe er einen Kater.
»Zum Teufel, was habt ihr mit mir gemacht?« fragte er.
Kennard zuckte die Schultern. »Eigentlich nichts. Das nächste Mal wirst du dich nicht bewußt daran erinnern, aber es wird leichter gehen.« Er reichte Kerwin das Glas. »Hier. Kristallisiere es.«
»Ich habe es eben erst versucht… »
Unter Kennards Augen blickte er in rebellischer Stimmung in die Matrix. Plötzlich verschwamm der Kelch und nahm eine merkwürdige Gestalt an. Er bestand nicht mehr aus einem glatten Stück Glas. Kerwin sah ihn jetzt völlig anders. Das war überhaupt kein Glas, Glas war amorph. Der Kelch aber war ein Kristall, und in ihm erkannte er Spannungen und Bewegungen. Kerwin spürte das Pulsieren der Matrix in seiner Hand, einen emotionalen Druck, ein Gleichgewicht… Die Kristalle liegen in einer Ebene , dachte er, die Ebene plötzlich erkennend, und indem dieser Gedanke auftauchte, hörte er ein schwaches Knacken. Die neue Art des Sehens verschwand. Ungläubig blickte er auf den Kelch nieder, der in zwei Hälften, wie mit einem scharfen Messer gespalten, auf den Kissen vor ihm lag. Surrealistisch , dachte er. Ein paar Tropfen hellen Kirians versickerten in den Kissen. Er schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren die Scherben immer noch da.
Kennard nickte befriedigt. »Nicht schlecht für einen ersten Versuch. Nicht ganz gleichmäßig, aber recht gut. Dein Wahrnehmungsvermögen auf molekularer Ebene wird sich mit der Praxis schärfen. Zandrus Höllen - hast du aber starke Barrieren! Kopfschmerzen?«
Kerwin wollte schon verneinend den Kopf schütteln, als er merkte, daß er die Frage mit ja beantworten mußte. Vorsichtig berührte er seine Schläfen. Elorie sah ihn mit ihren grauen Augen kurz an, kühl und distanziert.
»Mentale Verteidigung«, bemerkte sie, »gegen unerträglichen Druck. Typische psychosomatische Reaktion. Du sagst zu dir selbst: Wenn
Weitere Kostenlose Bücher