Darkover 18 - Hasturs Erbe
Kälte, diesem erschöpfenden Ritt in einem solchen Wetter, ausgesetzt hatte. Es war absolut verantwortungslos, dies loyalen Männern anzutun, und die Tatsache, daß sie nie nach seinen Motiven fragen würden, machte es um so schlimmer. Er dankte ihnen kurz und förmlich und ermahnte sie, sich rasch zum Essen und zur Ruhe zu begeben, denn er wußte, wenn er ihnen eine Belohnung anböte, wären sie über alle Maßen hinaus beleidigt.
Die lange Treppe zu den Räumen des Hasturs drohte über ihm. Sie wich zurück und weitete sich wieder aus. Der alte Diener seines Großvaters rannte verschwommen und verzerrt auf ihn zu. Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf, mit dem Privileg langjährigen Dienstes. »Lord Regis, Ihr seid ganz durchweicht. Ihr werdet krank werden. Laßt mich Euch Wein holen und trockene Kleider… «
»Nein, danke.« Regis zwinkerte die schmelzenden Eiströpfchen von den Wimpern. »Fragt den Regenten, ob er… « - er mußte sich anstrengen, daß seine Zähne nicht aufeinanderschlugen - »… ob er mich empfangen kann.«
»Er ist beim Abendessen, Lord Regis. Geht zu ihm.«
Man hatte im Wohnzimmer seines Großvaters einen kleinen Tisch vor dem Feuer gedeckt, und Danvan Hastur blickte bekümmert auf, imitierte fast auf komische Weise die Sorge des alten Dieners.
»Mein Junge! Zu dieser Stunde? Und so naß. Marton, nimm seinen Umhang und trockne ihn am Feuer. Kind, du wolltest doch ein paar Tage bei Javanne bleiben. Was ist passiert?«
»Notwendig… « Regis merkte, daß seine Zähne so hart aufeinanderschlugen, daß er nicht sprechen konnte. Er biß sie aufeinander, um sie wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Mußte sofort zurückkommen… «
Fragend schüttelte der Regent den Kopf. »Durch einen Schneesturm? Setz dich ans Feuer.« Er nahm einen Krug vom Tisch, goß einen dicken Strahl dampfender Suppe in einen Becher und reichte ihn Regis. »Hier, trink das und wärme dich auf, bevor du erzählst.«
Regis wollte sagen, er habe keinen Appetit, doch er mußte die Tasse nehmen, ehe sie dem alten Mann aus der Hand fiel. Der heiße Dampf war so anregend, daß er einen kleinen Schluck nahm. Er war wütend über seine Schwäche und wurde noch wütender, weil sein Großvater sie sah. Seine Barrieren waren verschwunden, und er sah blitzartig Hastur als jungen Mann, als Kommandeur im Feld, der seine Männer kannte, die Stärke eines jeden beurteilen konnte, wußte, was jeder brauchte und wie und wann genau er es bekommen mußte. Als die heiße Suppe ihre Wärme in ihm zu verbreiten begann, entspannte sich sein zitternder Körper und er begann wieder frei zu atmen. Die Hitze des Steingutbechers tat seinen Händen gut, die blau vor Kälte waren, und als er die Suppe ausgetrunken hatte, behielt er ihn in den Händen und genoß die Wärme.
»Großvater, ich muß mit Euch reden.«
»Ich höre, mein Kind. Nicht einmal der Rat würde mich bei einem solchen Wetter rufen.«
Regis blickte zu den Dienern, die durch das Zimmer gingen. »Allein, Sir. Dies geht die Ehre der Hasturs an.«
Ein verwunderter Ausdruck trat ins Gesicht des alten Mannes, und er winkte die Diener aus dem Raum. »Du willst doch nicht etwa sagen, daß Javanne sich in Schande stürzte?«
Allein der Gedanke, seine aufrechte und verwöhnte Schwester spiele die Leichtfertige, hätte Regis zum Lachen gebracht, wenn er hätte lachen können. »Nein, Sir, auf Edelweiß ist alles in Ordnung, und den Säuglingen geht es gut.« Er fühlte sich nicht mehr kalt, sondern spürte ein inneres Zittern, das er nicht einmal als Furcht erkannte. Er stellte den leeren Becher ab, der in seinen Händen erkaltet war, und schüttelte den Kopf auf das Angebot hin, ihn noch einmal zu füllen.
»Großvater, erinnert Ihr Euch an Danilo Syrtis?«
»Syrtis? Die Syrtis sind alte Hastur-Leute. Der Freund und Waffenbruder deines Vaters trug diesen Namen. Der alte Dom Felix war mein Falkner. Warte mal, da war doch in diesem Jahr diese schändliche Angelegenheit bei der Wache, ein degradierter Kadett. Schwertbruch. Hat das mit der Ehre der Hasturs zu tun, Regis?«
Regis wußte, daß er nun sehr ruhig bleiben und daß seine Stimme beherrscht sein mußte. Er sagte: »Die Syrtis-Männer sind unsere Getreuen und Freunde, Sir. Aufgrund ihrer Dienste für uns - ist es da nicht auch unsere Pflicht, sie vor Angriffen und Mißbrauch, selbst durch einen Comyn, zu schützen? Ich habe erfahren… Danilo
Weitere Kostenlose Bücher