Darkover 18 - Hasturs Erbe
Gebirglern ist das eine heilige Verpflichtung. Wir sind beide nicht in Gefahr.«
»Nicht durch den alten Kermiac. Aber Beltran will mein Laran benutzen, um andere Telepathen zu erwecken, und was hat er danach mit ihnen vor? Was immer sie auch tun… « Er starrte an Regis vorbei und flüsterte: »Es ist falsch. Ich kann es fühlen. Es überkommt mich sogar im Schlaf.«
»Aber sicher würde Lew sich nicht an einer schändlichen Sache beteiligen.«
»Bewußt sicher nicht. Aber er ist sehr wütend auf die Comyn und Beltran jetzt gänzlich verpflichtet«, sagte Danilo. »Das hat er zumindest mir gegenüber so ausgedrückt.«
Er begann, Beltrans Plan zur Wiederbelebung der alten Matrixtechnologie zu erklären, der Darkover von einer nichtindustriellen, nichttechnologischen Kultur weg zu einer starken Position im galaktischen Imperium bringen würde. Als er von Raumschiffen redete, leuchteten Regis Augen auf, und er dachte an seine Träume:
Wenn er, um zu anderen Sternen zu reisen, nicht seine Welt und sein Erbe verlassen mußte, sondern seinem Volk dienen und zugleich Teil der universellen Kultur sein konnte… es hörte sich zu schön an, um wahr zu sein.
»Sicher, wenn es überhaupt gelingen kann, dann auf den Türmen mit stärkster Besetzung. Sie müssen es versucht haben.«
»Ich weiß es nicht«, sagte Danilo demütig. »Ich bin nicht so gebildet wie du, Regis.«
Und Regis wußte so wenig!
»Laßt uns nicht herumsitzen und Rätsel anstellen, was sie tun«, sagte Regis. »Laß uns bis morgen warten und sie fragen.« Er gähnte auffällig. »Ich habe ein Dutzend Nächte nicht mehr in einem Bett geschlafen. Ich glaube, ich probier's mal mit diesem hier.« Danilo räumte die Schüsseln und Teller fort. Regis rief ihn zu sich.
»Ich hoffe, du hegst keine dummen Ideen, hier Wache zu stehen, während ich schlafe, oder quer auf meiner Schwelle zu liegen?«
»Nur wenn du willst«, gab Dani zurück, doch es klang verletzt, und mit jener unerwünschten Sensitivität wußte Regis, daß Dani es gern gemacht hätte. Das Bild, das ihn seit Tagen verfolgt hatte, kehrte nun zurück: Danis Bruder, der seinen Vater mit dem eigenen Körper schützte. Wollte Dani wirklich für ihn sterben? Dieser Gedanke erschütterte ihn und ließ ihn verstummen.
Kurz angebunden sagte er: »Schlaf, wo du, verdammt noch mal, willst. Und wenn du es wirklich gern hast, wenn ich dir Befehle gebe, Dani, dann ist das ein Befehl.« Er wartete Danis Wahl nicht ab, sondern glitt unter die Decke und fiel in einen bodenlosen Abgrund von Schlaf.
Zunächst verlangte die Erschöpfung ihren Zoll von seinem Körper und den überforderten Nerven. Er war sogar zu erschöpft, um zu träumen. Dann begannen sich Träume zu regen, das Geräusch von Hufen auf der Straße, Galopp… die Waffenkammer im Schloß Comyn, ein Kampf gegen Dyan, der ausgeruht gegen einen wie gelähmten Regis focht, der kaum das Schwert heben konnte… eine große Gestalt, die niederschwebte und Burg Aldaran mit einem Feuerfinger berührte. Flammen schlugen zum Himmel. Beim Schein des Feuers sah er Lews entsetztes Gesicht und versuchte, ihn zu berühren, spürte die sonderbaren, unvertrauten Gefühle, doch dieses Mal wußte er, was er tat. Dieses Mal war er kein Kind mehr, kein Kinderkörper reagierte fast unbewußt auf die unschuldigste aller Berührungen: Dieses Mal wußte er es und akzeptierte es, und plötzlich lag Danilo in seinen Armen, und Danilo wehrte sich und versuchte ihn verletzt und ängstlich fortzustoßen. Regis wurde von Begierde und Grausamkeit ergriffen und umklammerte ihn fester und fester, kämpfte gegen ihn an, wollte ihn bezwingen und schrie dann mit einem Keuchen: »Nein! O nein!« Er schleuderte ihn fort und saß aufrecht in dem großen Bett.
Er war allein. Das Feuer war niedergebrannt. Vor dem Fußende des Bettes schlief wie ein dunkler Schatten Danilo, in eine Decke gehüllt, mit dem Rücken zu ihm. Regis starrte den schlafenden Jungen an und konnte das Entsetzen des Traumes nicht abschütteln, den Schock über die Erkenntnis, was er versucht hatte zu tun.
Nein, nicht versucht, gewollt hatte! Wovon er geträumt hatte! Das war der Unterschied.
Oder gab es für einen Telepathen keinen Unterschied?
Einmal hatte Kennard, bei den wenigen Malen, als er von seinen Jahren im Turm gesprochen hatte, sehr ernst gesagt: »Ich bin ein Alton. Meine Wut kann töten. Ein mörderischer Gedanke ist für mich
Weitere Kostenlose Bücher