Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 19 - Retter des Planeten

Titel: Darkover 19 - Retter des Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Weg wurde steiler, war hier und da kaum noch als solcher zu erkennen und führte zwischen verfilzten Büschen und überhängenden Bäumen dahin, die sich eng aneinander drängten. Dann und wann behinderten ihre den Boden durchstoßenden Wurzeln unseren Aufstieg; manchmal hatten sie sogar mit beharrlicher Kraft Erdreich und Steine beiseite geschoben, und wir waren gezwungen, uns einen Weg durch das ineinander verwobene Unterholz zu bahnen, was einem Waldläufer sicherlich keine Schwierigkeiten bereitet hätte, unsere dem Boden angepaßten Körpern jedoch einen kräftigen Muskelkater bescherte. Einmal war der Weg dermaßen stark von durch Sturmfluten oder Wolkenbrüche angeschwemmtem Geäst und Blattwerk blockiert, daß wir uns über einen hundert Meter langen Felsvorsprung unter größten Anstrengungen daran vorbeiarbeiten mußten. Der Weg erlaubte nie mehr als einem Mann gleichzeitig die Überquerung, und dieser mußte sich noch abstützen und jeden Schritt einzeln abwägen, um die Balance zu halten. Von nun an beschwerte sich niemand mehr über das Seil.
   Gegen Mittag hatte ich zum erstenmal den Eindruck, daß wir uns nicht mehr allein in der Wand aufhielten.
   Es war zunächst nicht mehr als eine Bewegung, die ich aus den Augenwinkeln erfaßte - der Anflug eines Schattens. Als ich ihn zum viertenmal sah, rief ich Kyla leise zu: »Haben Sie etwas bemerkt?«
   »Ich dachte schon, es hätte an meinen Augen oder an der Höhe gelegen. Ich habe es auch gesehen, Jason.«
   »Halten Sie nach einem Platz Ausschau, an dem wir eine Pause machen können«, wies ich sie an. Wir kletterten über einen schmalen Grat, während die kaum zu erkennenden Schatten uns zu beiden Seiten folgten.
   »Ich bin froh, wenn wir erst einmal hier heraus sind«, flüsterte ich dem Mädchen zu. »Zumindest werden wir dann sehen können, wer hinter uns her ist.«
   »Wenn es zu einem Kampf kommt«, sagte sie überraschenderweise, »würde ich es lieber hier auf dem Geröll durchstehen als auf dem Eis.«
   Hinter einer Felswand erklangen brüllende Geräusche. Kyla schwang sich hinauf, balancierte auf einer verkrüppelten Baumwurzel dahin, legte die Hände seitlich an den Mund und rief: »Stromschnellen!«
   Ich zog mich über den Rand hinweg, blieb stehen und schaute auf einen schmalen Gebirgsbach hinab. Der Weg, dem wir gefolgt waren, wurde an dieser Stelle von den tiefen, brüllenden Fluten eines Gebirgsstromes gekreuzt.
   Weniger als zehn Meter breit jagte die eisige Flut beinahe wie ein Wasserfall an uns vorbei. Sie stürzte oberhalb unseres Aufenthaltsortes von einem hohen Vorsprung herab und hatte sich etwa zwei Meter tief in den Felsboden gegraben. Das Brüllen, das der Gebirgsstrom erzeugte, machte einen solchen Lärm, daß es im Inneren meines Kopfes vibrierte. Der Anblick, den er bot, war entsetzlich; jeder, der den Versuch unternahm, ihn zu durchqueren, mußte in Sekundenschnelle von den Füßen gerissen und von der Strömung Hunderte von Metern weit den Hang hinuntergespült werden.
   Rafe kletterte vorsichtig über den Uferrand, den der Strom in den Felsboden geschnitten hatte, und kniete sich hin, um eine Handvoll Wasser zu schöpfen und zu trinken.
   »Verdammt, es ist kälter als die neunte Hölle Zandrus. Es muß direkt von einem Gletscher kommen!«
   Er hatte recht. Ich erinnerte mich an den Weg und ebenso an diesen Platz. Kendricks trat zu mir an den Rand und fragte: »Wie kommen wir da hinüber?«
   »Das weiß ich noch nicht«, erwiderte ich und studierte eingehend die dahinrasenden weißen Schaumkronen. Weiter oben, etwa sieben Meter von der Stelle entfernt, an der wir uns versammelt hatten, hingen die dicken Zweige gewaltiger Bäume über die Stromschnellen hinweg. Etliche ihrer knorrigen, ineinander verwobenen Wurzeln waren von den zerrenden Wassermassen freigelegt worden - und zwischen diesen Bäumen, etwa drei Meter oberhalb des Wasserspiegels, hing eine der seltsamen Schwingbrücken der Waldläufer.
   Nicht einmal mir war es gelungen, die Schwingbrücken ohne Hilfestellung zu bedienen, denn die menschliche Armmuskulatur ist dem dazu nötigen Kraftaufwand nicht mehr gewachsen. Aber selbst wenn ich früher in der Lage gewesen wäre, die Brücke zu bedienen, stand dieses Thema jetzt - außerhalb einer Situation, die eine verzweifelte, letzte Entscheidung verlangte - nicht zur Debatte. Rafe oder Lerrys, die leicht gebaut waren und akrobatische Fähigkeiten besaßen, hätten sie

Weitere Kostenlose Bücher