Darkover 19 - Retter des Planeten
vielleicht über ebenem Boden auf einem Sportplatz bewegen können; auf einem steilen und felsigen Berghang, wo ein Absturz gleichbedeutend damit war, daß man dreihundert Meter weit in einen Sturzbach gewirbelt wurde, standen ihre Chancen weniger gut. Die Schwingbrücke der Waldläufer kam für uns nicht in Frage. Aber welche Alternative hatten wir?
Ich wandte mich Kendricks zu, jenem Mann, dem ich mein Leben am ehesten anzuvertrauen bereit war, und sagte: »Der Strom sieht zwar undurchquerbar aus, aber ich glaube, daß zwei Männer, die sich auf den Beinen halten können, hindurchkommen könnten. Die anderen könnten uns für den Fall, daß wir umfallen, an Seilen halten. Wenn wir das gegenüberliegende Ufer erreichen, können wir ein Seil an dieser Felsnase… .« - ich zeigt ihm, welche ich meinte - »… befestigen, und die anderen können sich daran entlangziehen. Diejenigen, die zuerst hinübergehen, werden die einzigen sein, die ein Risiko auf sich nehmen. Wollen Sie es versuchen?«
Es gefiel mir, daß er mir darauf nicht sofort eine Antwort gab sondern ein Stück am Ufer des Stromes entlanglief und den felsigen Untergrund prüfte. Es gab keinen Zweifel daran, daß die sieben anderen uns wieder an Land ziehen konnten, wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren sollten, aber es bestand immerhin die Möglichkeit, daß wir uns verletzten, wenn die Strömung uns gegen die Felsen schleuderte. Erneut nahm ich die schattenhaften, nur schwer zu erfassenden Bewegungen im Dickicht wahr. Wenn die Waldläufer den Zeitpunkt abwarteten, wenn wir in der Mitte der Stromschnellen waren, würden wir ihnen ein ausgesprochen leichtes Angriffsziel bieten.
»Wir sollten versuchen, einen leichteren Weg zu finden, um das Seil auf der anderen Seite zu befestigen«, sagte Hjalmar und entnahm seinem Rucksack ein Reserveseil. Er rollte es auf, versah eines der Enden mit einer Wurfschlinge, ließ es über den Kopf kreisen und warf es der Felsnase entgegen, die wir uns als Fixpunkt ausgesucht hatten. »Wenn ich es hinüberbekomme… «
Das Seil landete kurz davor. Hjalmar zog es ein und unternahm einen erneuten Versuch. Drei erfolglose Würfe später, die wir mit angehaltenem Atem verfolgten, legte die Schlinge sich schließlich um das ersehnte Ziel. Mit einer geschickten Bewegung zog Hjalmar die Schlinge fest. Wir sahen zu, wie sich das Seil oberhalb der Stromschnellen straffte. Der Knoten hielt und verfestigte sich. Hjalmar grinste und stieß befriedigt den Atem aus.
»Na bitte«, sagte er, zerrte am anderen Seilende und prüfte die Festigkeit, indem er mit aller Gewalt an der Leine riß. Die Felsnase gab mit einem harten Knirschen nach, zerbrach und fiel ins Wasser, während Hjalmar, der darauf nicht gefaßt gewesen war, strauchelte und beinahe den Boden unter den Füßen verlor. Der Felsbrocken verschwand mit einem lauten Aufklatschen in den Fluten und wurde von der Strömung schneller und schneller bergab getrieben, wobei er das Seil hinter sich herzog.
Eine Minute lang fiel uns nichts Besseres ein, als dazustehen und ihm nachzustarren. Hjalmar stieß im kaum wiederzugebenden Dialekt der Bergbewohner einen schrecklichen Fluch aus, und seine Brüder stimmten ihm zu. »Wie, zum Teufel, hätte ich ahnen können, daß der Felsen auseinanderbricht?«
»Besser jetzt als in dem Moment, da unser Leben von ihm abgehangen hätte«, sagte Kyla ruhig. »Ich habe eine bessere Idee.« Während sie sprach, band sie sich von unserem Kletterseil los und schlang ein Ersatzseil durch ihren Gürtel. Das andere Ende reichte sie Lerrys. »Halt das fest«, sagte sie, zog ihre Windjacke aus und stand zitternd in einem dünnen Pullover da. Schließlich entledigte sie sich ihrer Stiefel und warf sie mir zu. »Und jetzt heb mich auf deine Schultern, Hjalmar!«
Ich erkannte ihre Absicht zu spät und schrie: »Nein, lassen Sie… « Aber sie hatte sich bereits hochgereckt, stand schwankend auf den Schultern des großen Darkovaners und griff nach der untersten Schlinge der Waldläufer-Schwingbrücke. Und schon hing sie frei in der Luft und pendelte beängstigend hin und her, während die hängenden Lianen dem Gewicht ihres Körpers nachgaben.
»Hjalmar, Lerrys! Holt sie da runter!«
»Ich bin leichter als jeder von euch«, rief Kyla, »und nicht standfest genug, um an den Seilen von Nutzen zu sein!« Ihre Stimme schwankte ein wenig, als sie hinzufügte: »Und halte das Seil fest, Lerrys, sonst war alles
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