Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
Augen hatten einen schrecklichen Ausdruck.
»Kann Euer ganzes Leben vor dem versammelten Rat dargelegt werden, Dio Ridenow Comynara? Ihr habt die Verbindung mit Ashara einmal gewünscht.«
Dios Augen suchten die meinen. Dann, als habe ich sie im Stich gelassen, warf sie sich mit einer schnellen, verzweifelten Bewegung in die Arme ihres Bruders Lerrys und vergrub ihren blonden Kopf an seiner Schulter.
Callina betrachtete sie alle mit hochmütiger Würde. »Ich brauche mich gegen deinen dummen Angriff nicht zu verteidigen, Dio«, erklärte sie. »Aber du, Dyan Ardais, hör mir zu. Ich erwarte keine Höflichkeit von dir, aber wenn du mich das nächste Mal berührst, setzt du dein Leben aufs Spiel. Gebt alle acht und hindert ihn daran, auch nur einen Finger auf mich zu legen. Ich bin Bewahrerin. Und es bleibt kein Mann am Leben, um sich zum dritten Mal an mir zu vergreifen .«
Sie wandte sich zur Tür. Und bis die Vorhänge hinter ihr zusammenrauschten, herrschte Stille.
Dann stieß Dyan ein leises, häßliches Lachen aus. »In sechs Jahren hast du dich nicht verändert, Lew Alton. Immer noch hast du eine Schwäche für Hexen. Hier stehst du und verteidigst unsere Zauberin, wie du einmal deine ganze Comyn-Ehre für Kadarins Höllenkatze weggeworfen hast, die einen Comyn-Lord in ihr Bett locken wollte… «
Das war alles, was ich ihn sagen ließ. »Zandrus Höllen!« brüllte ich. »Sie war meine Gattin, und du nimmst ihren Namen nicht auf deine dreckige Zunge!« Ich schlug ihm mit der flachen Hand heftig auf diesen höhnischen Mund. Er schrie auf und stolperte rückwärts, und dann fuhr seine Hand in sein Hemd.
Regis war über ihm wie der Blitz und entriß ihm den kleinen, tödlichen Gegenstand, den er an die Lippen heben wollte. Angewidert warf der Junge die Waffe auf den Boden. »Ein Giftrohr - in der Kristallkammer! Und du hast von Ehre gesprochen, Dyan Ardais?«
Die beiden Hasturs hielten Dyan zwischen sich zurück. Einer der Ridenow-Brüder hatte die Hand auf meinen Arm gelegt. Es war nicht mehr notwendig.
Die Grenzen dessen, was ich ertragen konnte, waren erreicht.
Ich drehte ihnen allen den Rücken und ging.
Wenn ich noch eine einzige Minute geblieben wäre, hätte ich ersticken müssen.
Ohne zu wissen oder darüber nachzudenken, wohin mich meine Füße trugen, stieg ich höher und höher den Comyn-Turm hinauf. Es gewährte mir eine bittere Erleichterung, einen Treppenabsatz nach dem anderen zu überwinden. Der schmerzende Kopf sank mir auf die Brust, und doch trieb ein Verlangen nach körperlicher Tätigkeit mich weiter.
Zum Teufel, warum war ich nicht auf Terra geblieben?
Dies verdammte Zeichen! Die Hälfte der Comyn würde es als eine übernatürliche Erscheinung, eine Warnung vor Gefahr ansehen. Ja, Gefahr bedeutete es, doch es war nichts Übernatürliches daran. Es war nüchterne Matrix-Mechanik, und es jagte mir mehr Furcht ein als irgendeine geisterhafte Heimsuchung.
Hier handelte es sich um eine Fallen-Matrix, eine der alten, illegalen, die direkt auf den Geist und die Emotionen einwirkt, Rassenerinnerungen, atavistische Ängste hervorruft - alle Schrecken des befreiten Unterbewußtseins der Einzelperson und der Rasse. Der Mensch wird zum vernunftlosen Tier.
Wer war es gewesen?
Ich besaß die Kenntnisse, aber ich hatte es nicht getan. Callina? Keine Bewahrerin würde ihr Amt so profanieren. Lerrys? Er könnte es für einen guten Witz halten, ich glaubte nur nicht, daß er die Ausbildung hatte. Dyan? Nein, Dyan hatte Angst gehabt. Dio, Regis, Derik? Das war albern; als nächstes würde ich noch den alten Hastur oder meine kleine Linnell verdächtigen!
Jetzt zu Dyan. Ich konnte es mir nicht mehr leisten, ihn in fairem Kampf zu töten.
Auch mit nur einer Hand fürchtete ich mich nicht vor einem Duell mit ihm. Dazu war er zu alt. Anders als die Telepathen in Gruselgeschichten habe ich nicht die Gewohnheit, die Gedanken meines Gegners zu lesen, um seine Schwertstreiche vorauszusehen. Das Gedankenlesen erfordert volle, bewegungslose Konzentration. Niemand - nicht einmal der legendäre Sohn Aldones' - kann sich auf diese Weise duellieren.
Aber jetzt konnte ich vor hundert Zeugen mit ihm fechten, und alle würden »Mord!« rufen, nachdem sie gesehen hatten, wie ich mit Kadarin umgesprungen war. Bei jedem anderen wäre es mir unmöglich gewesen. Kadarin und ich hatten einmal durch Sharra in Rapport gestanden, und
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