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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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jeder von uns beiden hatte, so wenig es uns gefallen mochte, einen Stützpunkt im Geist des anderen.
   Aber das wußte Dyan nicht.
   Ebensowenig wußte er, daß er seine Rache bereits bekommen hatte.
   Sechs Jahre des Umherziehens im Imperium hatten mich geheilt, soweit eine Heilung möglich war. Ich war nicht mehr der erschütterte Jüngling, als der ich von Darkover floh. Ich war nicht mehr der junge Idealist, der in Kadarin eine Hoffnung sah, die beiden miteinander Krieg führenden Hälften seines Ichs zu versöhnen, und für den ein Mädchen mit bernsteinfarbenen Augen alles bedeutete, was er sich in dieser und der nächsten Welt wünschte.
   Das hatte ich mir jedenfalls eingebildet. Und der erste Schlag auf meinen Kopf hatte mir die Hirnschale gespalten. Was nun?
   Ich stand auf einem hohen Balkon, der über die Mauern der Comyn-Burg hinausragte. Unten breitete sich das Land wie eine Karte aus, bemalt mit gebrannter Sienna und Rot und staubigem Gold und Ocker. Um mich erhoben sich die schillernden Burgmauern, die das Licht der in Blut und Feuer untergehenden Sonne zurückwarfen. Die blutige Sonne . So nennen die Terraner die Sonne Darkovers. Ein passender Name - für sie und für uns.
   Und weit über mir schwang sich der Turm der Bewahrerin gen Himmel, hochmütig abgetrennt von Burg und Stadt. Voll böser Ahnungen blickte ich hinauf. Ich glaubte nicht, daß Ashara, so alt sie inzwischen sein mochte, sich einem Holocaust unter den Comyn fernhalten würde.
   Jemand nannte meinen Namen. Ich drehte mich um und entdeckte Regis Hastur im Bogengang.
   »Ich soll dir etwas ausrichten«, sagte er. »Aber ich werde es nicht tun.«
   Ich lächelte grimmig. »Dann laß es bleiben. Was ist?«
   »Mein Großvater schickt mich, dich zurückzurufen. In Wahrheit brauchte ich einen Vorwand, damit ich selbst hinausgehen konnte.«
   »Ich sollte mich wohl bei dir bedanken, daß du Dyan das Giftrohr weggenommen hast. Im Augenblick neige ich jedoch zu der Annahme, du hättest uns allen Arger erspart, wenn du zugelassen hättest, daß er es benutzte.«
   »Wirst du dich mit ihm duellieren?«
   »Wie kann ich das? Du weißt doch, was man über die Altons sagt.«
   Regis trat zu mir an das Geländer. »Möchtest du, daß ich mich als dein Stellvertreter mit ihm schlage? Das ist erlaubt.«
   Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das Angebot rührte. »Danke. Halte dich besser aus dieser Sache heraus.«
   »Dazu ist es zu spät. Ich stecke bereits drin. Bis zum Gürtel.«
   Einem Impuls nachgebend, fragte ich: »Hast du Marius gut gekannt?«
   »Ich wünschte jetzt, ich könnte ja antworten.« Sein Gesicht zeigte einen merkwürdigen Ausdruck von Scham. »Unglücklicherweise - nein.«
   »Sonst irgendwer?«
   »Ich glaube nicht. Allerdings waren Lerrys und er sozusagen Freunde.« Regis zeichnete mit dem Stiefelabsatz gedankenverloren ein Muster in den Staub. Nach einer Minute wischte er es mit der Fußspitze wieder aus und sagte: »Ich habe ein paar Tage in der Ridenow- Forst verbracht, bevor ich zu den Ratssitzungen kam, und… « Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Es ist für mich eine schwierige Entscheidung. Ich habe es durch Zufall gehört, und der einzige ehrenhafte Weg, den ich einschlagen konnte, war das Versprechen, es nicht weiterzusagen. Ich finde nur, jetzt, wo dein Bruder tot ist, hast du ein Recht darauf, es zu erfahren.«
   Ich schwieg. Ich hatte kein Recht, darauf zu drängen, daß ein Hastur sein Wort brach. So wartete ich auf seine Entscheidung. Endlich erklärte er: »Es war Lerrys, der das Bündnis mit Aldaran vorschlug, und Marius reiste als Gesandter nach Burg Aldaran. Meinst du, Beltran hätte die Unverschämtheit, einer Bewahrerin die Ehe anzubieten , ohne daß er dazu aufgefordert worden ist?«
   Ich hätte es mir denken können. Irgend jemand mußte Beltran gesagt haben, ein solches Angebot werde ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Aber brach Regis sein Versprechen, nur um mir zu erzählen, mein Bruder sei für eine leicht verräterische Intrige benutzt worden?
   »Verstehst du denn nicht?« fragte Regis. »Warum Callina? Warum eine Bewahrerin? Warum nicht Dio oder Linnell oder meine Schwester Javanne oder irgendeine andere Comynara? Beltran wäre es gleichgültig. Vermutlich würde er ein normales Mädchen sogar vorziehen, solange sie ihm Laran -Rechte im Rat verschafft. Nein. Hör zu, du kennst das Gesetz - eine

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