Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
es keine Darkovanerin wagen, mich oder meine toten Verwandten als Vater ihres Kindes zu bezeichnen, falls sie nicht über jeden Zweifel hinaus sicher war. Es erfordert mehr Mut, als die meisten Frauen besitzen, über einen Telepathen eine Lüge zu sagen.
»Und wenn ich Dyan nun gewähren lasse? Soll er diesen Jungen doch vorführen, seine Abstammung nachweisen, ihn auf meinen Platz setzen und mich verbannen lassen, verdammt noch mal! Ich wollte ja gar nicht zurückkommen. Soll ich Dyan sagen, mir sei es nur recht?«
»Dann«, stellte Hastur ernst fest, »wären wir wieder genau da, wo wir angefangen haben.« Er legte seine runzlige alte Hand auf meinen Arm. »Lew, ich habe darum gekämpft, daß du zurückgerufen wurdest, weil dein Vater mein Freund war und wir Hasturs im Rat verzweifelt in der Minderzahl sind. Der Comyn braucht dich. Vorhin in der Kristallkammer, als du ihnen Vorwürfe wegen ihrer Zänkereien machtest - wie Kinder auf dem Spielplatz , sagtest du -, hatte ich große Hoffnungen. Enttäusche mich nicht, indem du in jeder Sitzung den Frieden brichst!«
Ich senkte den Kopf, bekümmert und unglücklich. »Ich will es versuchen«, erwiderte ich tonlos. »Aber beim Schwert Aldones', ich wünschte, Ihr hättet mich draußen im Raum gelassen.«
7
Nachdem die Hasturs gegangen waren, kehrte ich in meine Suite zurück und dachte nach über das, was ich erfahren hatte.
Ich war in Dyans Falle gelaufen, und sie war über mir zugeschnappt. Hastur hatte ich es zu danken, daß ich nicht schon verbannt worden war. Die ganze Zeit - jetzt erkannte ich es - hatten sie mich gereizt, damit ich die Beherrschung verlor. Dann war da dies Kind, das ich oder mein Vater oder Marius gezeugt hatte, eine fügsame Marionette, kein erwachsener Mann, der Macht in seinen eigenen Händen hielt.
Und Callina. Die Vorstellung, daß eine Bewahrerin Jungfrau sein muß - abergläubischer Unsinn, und doch muß ein Körnchen wissenschaftlicher Wahrheit darin stecken wie in allen anderen Sagen und Comyn-Traditionen.
Die Abergläubischen sollten glauben, was sie wollten. Dies wußte ich jedoch aus eigener Erfahrung: Jeder Telepath, der an den Überwachungsschirmen arbeitet, wird feststellen, daß seine nervösen und physischen Reflexe alle auf die Matrix-Muster abgestimmt werden. Ein Matrix-Mechaniker unterzieht sich langen Perioden der Enthaltsamkeit - weil ihm nichts anderes übrigbleibt. Diese Impotenz ist eine Sicherheitsmaßnahme der Natur. Ein Matrix-Mechaniker, der durch körperliche oder emotionale Exzesse seine Nerven oder sein endokrines Gleichgewicht stört, bezahlt dafür. Er kann sein Nervensystem bis zu dem Punkt überlasten, wo es einen Kurzschluß gibt. Er bricht erschöpft zusammen, und für gewöhnlich folgt darauf der Tod.
Eine Frau hat diese körperliche Sicherung nicht. Die Bewahrerinnen sind immer streng abgeschirmt worden. Sobald ein Mädchen erweckt wird, sobald es zum ersten Mal sexuell reagiert, was eine katastrophale Wirkung auf Nerven und Gehirn hat, läßt sich keine sichere Grenze mehr ziehen. Für eine Frau ist das Bild schwarz oder weiß. Absolute Keuschheit oder Verzicht auf ihre Arbeit an den Schirmen.
Auch ich mußte vorsichtig sein; ich setzte Callina einer schrecklichen Gefahr aus.
Der alte Andres betrachtete mich finster. Er ist ein untersetzter, häßlicher, brummiger Terraner, aber ich kannte ihn zu gut, um mich von diesen grimmigen Blicken täuschen zu lassen.
Ich habe nie erfahren, wie dieser terranische Ex-Raumfahrer das Vertrauen meines Vaters gewann. Andres Ramirez gehörte zu uns, soweit ich zurückdenken kann. Er hatte mich das Reiten gelehrt, Spielzeug für Marius gemacht, uns verhauen, wenn wir uns gegenseitig die Köpfe einschlugen oder mit halsbrecherischer Geschwindigkeit ritten, und uns endlose Lügengeschichten erzählt, die keinen Hinweis auf seine wirkliche Vergangenheit gaben. Ob er nicht zu den Terranern zurückkehren konnte oder nicht wollte, ist mir immer unbekannt geblieben. Jetzt fühlte ich mich zwanzig Jahre jünger, als er mich anknurrte: »Was stehst du da herum und brütest?«
»Ich brüte nicht, verdammt noch mal, ich denke!«
Der alte Mann schnaubte: »Der junge Ridenow ist da und will dich sprechen. Du bewegst dich neuerdings in feiner Gesellschaft!«
Im anderen Zimmer stand Lerrys und wartete auf mich, angespannt, offensichtlich voller Unbehagen. Der Anblick ging mir auf die Nerven, aber ich lud ihn halbwegs
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