Darkover 21 - Sharras Exil
Es wurde ein Fleck, ein Punkt, ein Nichts…
Die Matrix leuchtete ihnen blau und unschuldig entgegen. Rafe holte geräuschvoll Atem. Langsam kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück.
»Wie hast du das gemacht?«, wollte er wissen.
Das war, dachte Regis wie unbeteiligt, eine ausgezeichnete Frage. Ein Jammer, dass er keine ebenso ausgezeichnete Antwort darauf zu geben vermochte. »Ich weiß es nicht. Vielleicht hat es etwas mit der Hastur-Gabe zu tun - was das auch sein mag. Ich schlage vor, du versuchst, die Matrix zu benutzen.«
Rafe blickte ängstlich drein. »Das habe ich nicht mehr fertig gebracht, seit… « Aber er nahm den Kristall in beide Hände. Nach einem Augenblick erschien darüber eine kalte Lichtkugel, schwebte langsam durch das Zimmer, verschwand. Rafe seufzte. »Meine Matrix scheint - frei zu sein… «
Und ich kann jetzt - vielleicht - zu Lew gehen und es nochmals tun…
Rafe sah Regis an, und seine Augen wurden groß. Er flüsterte: »Sohn Hasturs… « und verbeugte sich in einer archaischen Geste beinahe bis zum Boden.
»Lass das!«, sagte Regis ungeduldig. »Was weißt du über Kadarin?«
»Ich kann es Euch jetzt nicht erzählen.« Offenbar schwankte Rafe zwischen dieser archaischen Ehrerbietung und einer vollkommen normalen Aufregung. »Ich schwöre Euch, ich kann es nicht; es ist etwas, das ich Lew zuerst mitteilen muss. Es wäre… « Er zögerte. »Es wäre nicht ehrenhaft, nicht richtig. Befehlt Ihr mir, es Euch zu sagen, Lord Hastur?«
»Natürlich nicht«, erklärte Regis finsteren Gesichts. »Aber mir wäre schon lieb, wenn du mir verraten wolltest, von was du redest.«
»Ich kann nicht. Ich muss zu… « Er brach ab und seufzte. Dann sagte er: »Beltran ist in der Stadt. Ich habe keine Lust, ihm zu begegnen. Darf ich in die Comyn-Burg kommen? Ich verspreche, dass ich dann alles erklären werde. Es ist eine… « - wieder dies Zögern - »… eine Familienangelegenheit. Willst du Lew Alton bitten, mich in seiner Suite zu empfangen? Vielleicht… will er mich nicht sehen. Ich war Teil dieser… Teil der Sharra-Rebellion. Aber ich war auch der Freund seines Bruders. Frag ihn, ob er um Marius’ willen mit mir sprechen will.«
»Ich werde ihn fragen«, sagte Regis, und er war verwirrter als zuvor.
Als er die terranische Zone verließ, kam der Gardist, der ihm folgte, schüchtern an seine Seite und sagte: »Darf ich Euch eine Frage stellen, Lord Regis?«
»Frage«, antwortete Regis und ärgerte sich von neuem über die archaische Ehrerbietung. Ich war Kadett unter diesem Mann; er war ein erfahrener Offizier, als ich noch die Kinnriemen am Ring des Sattelgurts festband! Warum muss er mich um Erlaubnis bitten, wenn er mit mir reden will?
»Sir, was geht in der Stadt vor? Man hat die Garde für irgendeine Art von Zeremonie abkommandiert… «
Gleichzeitig erinnerte Regis sich. Sein Besuch in der terranischen Zone hatte ihn verhindert, daran teilzunehmen, und doch hätte man diesen Tag einen der wichtigsten in der Geschichte der Domänen nennen können. Die Siebte Domäne Aldaran sollte mit aller Feierlichkeit wieder unter die Comyn aufgenommen werden, und besiegelt wurde das durch den Eid, mit dem Beltran sich zu dem Vertrag bekennen würde… Er hätte dort sein sollen, auch wenn er Beltran zutraute, einen Eid jederzeit zu brechen, wenn das zu seinem Vorteil war.
Regis antwortete: »Wir wollen auf die Stadtmauer steigen; von da aus wirst du wenigstens noch einen Teil der Zeremonie sehen.«
»Ich danke Euch, mein Lord«, sagte der Gardist unterwürfig.
In die Stadtmauer waren Stufen eingebaut, so dass man hinaufsteigen und auf der breiten Krone spazieren gehen konnte. Regis und sein Leibwächter kamen an den aufgestellten Posten vorbei, von denen jeder den Erben von Hastur grüßte. Unten verteilten sich die Männer von Aldarans so genannter Ehrenwache. Es müssen Hunderte sein , dachte Regis , das ist wirklich eine Armee, ausreichend, die Mauern von Thendara zu stürmen… Beltran hat nichts unserm guten Willen überlassen . An der Spitze der Truppe erkannte er Beltran und eine Reihe von Gestalten in farbenfrohen Mänteln - Comyn-Lords, die gekommen waren, um Zeugen dieser Zeremonie zu sein. Ohne sich bewusst zu werden, was er tat, verstärkte Regis sein Sehvermögen mit Laran , und plötzlich war ihm, als sei er nur noch ein paar Fuß von seinem Großvater entfernt, der schlank und aufrecht in dem
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