Darkover 21 - Sharras Exil
Augen, bernsteinfarben, eine seltsame Farbe, eine Farbe, die er nie zuvor gesehen hatte, außer in einem einzigen Gesicht… Regis hörte den heiseren Aufschrei, den Lew nicht unterdrücken konnte.
»Nein!«, rief er. »Es kann nicht sein! Marjorie starb… sie starb… starb, und unser Kind mit ihr… Gnädige Evanda, ich werde wahnsinnig!«
Rafes Augen, so ähnlich den Augen, an die Lew sich erinnerte, sahen mitleidig auf sie beide. »Nicht Marjorie, Lew. Dies ist Thyras Kind. Thyra ist ihre Mutter.«
»Aber… aber nein, es kann nicht sein«, keuchte Lew. »Ich habe sie nie… nie berührt - ich hätte nicht einmal die Fingerspitzen dieser Höllenkatze angefasst… «
»Ich bin mir nicht ganz sicher, was geschehen ist«, meinte Rafe. »Ich war noch sehr jung, und Thyra… hat mir nicht alles erzählt. Aber es hat auf Aldaran eine Zeit gegeben, als du mit Drogen betäubt warst… und dir nicht bewusst, was du tatest… «
Lew verbarg das Gesicht in den Händen, und Regis, nicht im Stande, irgendetwas auszuschließen, empfing seine Gedanken mit voller Wucht.
O ihr Götter, gnädige Evanda, ich dachte, das alles sei ein Traum gewesen… brennend, brennend vor Wut und Lust… Marjorie in meinen Armen, doch dann verwandelte sie sich auf die verrückte Art, wie es in Träumen geschieht, in Thyra, als ich sie küsste… Kadarin hat mir das angetan… und ich erinnere mich, dass Thyra in meinem Traum weinte, wie sie nicht einmal geweint hatte, als ihr Vater starb… Auch bei ihr war es nicht freier Wille, auch sie ist Kadarins Spielzeug gewesen…
»Sie ist ein paar Jahreszeiten nach dem Brand von Caer Donn geboren worden«, erklärte Rafe. »Mit Thyra geschah irgendetwas nach der Geburt; ich glaube, sie verlor für einige Zeit den Verstand… Ich erinnere mich nicht, ich war sehr jung, und ich war nach dem Brand lange Zeit krank. Natürlich dachte ich, es sei Kadarins Kind, er und Thyra waren so lange zusammen gewesen… «
Und Regis folgte auch Rafes Gedanken, dem Furcht erregenden Bild einer Frau, die sich in eine tobende Wahnsinnige verwandelte und sich gegen das Kind kehrte, das sie durch einen schändlichen Trick von einem unter Drogeneinfluss stehenden Mann empfangen und nicht hatte austragen wollen… Immer wieder hatte man das Kind vor ihr in Sicherheit bringen müssen…
Das kleine Mädchen war jetzt wach. Sie setzte sich hoch und sah sie alle neugierig mit diesen großen, unwahrscheinlich goldenen Augen an. Für Rafe hatte sie ein Lächeln, offenbar erkannte sie ihn wieder. Dann wanderte ihr Blick zu Lew, und Regis spürte ihren Schrecken angesichts der zerklüfteten, hässlichen Narben wie einen Schlag. Lews Gesicht war finster. Nun, ich kann es ihm nicht verübeln - auf diese Weise herauszufinden, dass er betäubt, missbraucht worden ist… Regis hatte Thyra nur ein- oder zweimal kurz gesehen, aber trotzdem hatte er die aus Hass und Begehren gemischte Spannung zwischen Thyra und Lew empfunden. Und gemeinsam hatten sie das Siegel Sharras empfangen…
Das kleine Mädchen richtete sich auf, angespannt wie ein verängstigtes Tierchen. Wieder war die ungeheure Ähnlichkeit mit Marjorie ein Schock für Lew.
Dann sagte Lew, und er dämpfte seine raue Stimme: »Hab keine Angst Chiya . Ich bin kein schöner Anblick, aber glaub mir, ich fresse keine kleinen Mädchen.«
Das Kind lächelte. Ihr spitz zulaufendes Gesichtchen war bezaubernd. Ein Zahn zeigte sich. »Sie sagen, du bist mein Vater.«
»O Gott, so wird es wohl sein«, antwortete Lew. Verdammt noch mal, ich weiß es genau! Seine Abschirmung war jetzt weit geöffnet, und Regis konnte Lews Gedanken nicht abweisen. Unbeholfen ließ Lew sich auf dem Rand des Bettchens nieder. »Wie heißt du, Chiy’lla? «
»Marja«, antwortete sie scheu. »Ich meine - Marguerida . Marguerida Kadarin.« Sie sprach den Namen in dem weichen Bergdialekt aus. Marjories Name! »Aber gerufen werde ich einfach Marja.« Sie kniete sich hin und sah ihn an. »Was ist mit deiner anderen Hand passiert?«
Regis war oft genug mit Javannes Kindern - und seinen eigenen - zusammen gewesen, um zu wissen, wie direkt sie waren, aber Lew wurde von ihrer unverblümten Frage aus der Fassung gebracht. Er blinzelte und sagte: »Sie wurde verletzt, und man musste sie mir abschneiden.«
Ihre bernsteinfarbenen Augen wurden riesengroß. Regis spürte, dass sie darüber nachdachte. »Das tut mir Leid… « Und dann setzte sie
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