Darkover 21 - Sharras Exil
sich nicht einmal in ihren Augen Kummer zeigte, sie blickte nur benommen drein. Meine Hauptsorge war jetzt, sie vor den Fragen der noch anwesenden Gäste in Sicherheit zu bringen. Merkwürdig, dass ich nicht einmal an Beltran dachte, obwohl das Heiratsarmband immer noch ihr Handgelenk umschloss.
Ihre Lippen bewegten sich.
»Also das war Asharas Absicht… «, hauchte sie.
Ohnmächtig brach sie in meinen Armen zusammen.
Drittes Buch
Die Hastur-Gabe
Die Hastur-Gabe
1
Nachdem Lew Callina aus dem Ballsaal getragen hatte, galt Regis Hasturs erster Gedanke seinem Großvater. Er eilte zu der Stelle, wo Lord Hastur den Tanzenden zugesehen hatte, und traf ihn dort auch an. Er war blass und erschüttert, aber unverletzt.
»Linnell ist tot«, sagte Regis, und Danvan Hasturs Hand fuhr zum Herzen. Er keuchte: »Was ist mit dem Prinzen, mit Derik?« Er wollte aufstehen, fiel jedoch zurück, und Regis bat: »Bleibt still sitzen, Sir - ich werde mich darum kümmern.« Er winkte Danilo, der im Laufschritt durch den Saal rannte.
»Bleib hier«, befahl Regis. »Pass auf, dass niemand dem Lord Hastur etwas antut… «
Danilo öffnete den Mund, um zu widersprechen, tat es aber nicht. Er sagte: » A, veis ordenes… «, und Regis drängte sich durch die Menge. Er bemerkte, dass Gabriel auf Beltran zuschritt, der mit offenem Mund bewegungslos dastand.
»Lord Aldaran«, sagte Gabriel Lanart-Hastur, »ich bitte, gebt mir Euer Schwert.«
»Was? Ich habe nichts getan… «
»Trotzdem«, erklärte Gabriel ruhig. »Ihr habt einmal zu denen gehört, die Sharra in unsere Mitte bringen wollten. Euer Schwert, Sir.« Ein halbes Dutzend Gardisten mit blanken Waffen rückten näher. Beltran holte tief Atem, sah von einem Gardisten zum anderen und berechnete offensichtlich seine Chancen. Dann zuckte er die Schultern und reichte Gabriel sein Schwert, das Heft voran.
»Bringt ihn in die Aldaran-Suite«, befahl Gabriel, »und sorgt dafür, dass er sie unter keinem wie auch immer gearteten Vorwand verlässt, bis der Regent mit ihm gesprochen und sich von seiner Unschuld überzeugt hat. Er darf auch keine… « - Gabriel zögerte - »… unbefugten Besucher empfangen.«
Der Prinz. Ich muss herausbekommen, was mit Derik geschehen ist. Zwar befand er sich nicht im Ballsaal, aber wenn seine Abschirmung nicht geschlossen war - wohin, im Namen aller Götter, hat Merryl ihn gebracht?
Regis eilte die Treppen hinauf, rannte durch die langen Korridore. In der Elhalyn-Suite brannten die Lichter, und er hörte schrille Klagetöne. Nun wusste er, dass er zu spät kam. In dem Hauptraum hing Derik halb auf einem Diwan. Merryl hatte sich über die Leiche geworfen, als habe er seinen Freund und Herrn im letzten Augenblick noch vor einer unsichtbaren Bedrohung schützen wollen. Er schluchzte. Derik lag bewegungslos, und als Regis ihn berührte, war er bereits kalt. Das Jammern kam von einer alten Frau, die Deriks Kinderfrau gewesen war und seitdem für ihren kränklichen Schutzbefohlenen gesorgt hatte. Kummervoll blickte Regis auf die Leiche des jungen Mannes nieder.
Merryl stand auf und versuchte, seiner Tränen Herr zu werden. Er sagte: »Ich weiß nicht - plötzlich schrie er auf, als wehre er etwas ab, und dann fiel er um… «
»Warst du es, Merryl, der es für einen guten Witz hielt, den Prinzen heute Abend betrunken zu machen?«
»Betrunken?« Merryl blickte verblüfft auf. »Er war nicht betrunken - er hat nichts genossen außer so einem gemischten Fruchtgetränk, so süß, dass ich keinen Schluck hinunterbrachte. Er war nicht… « Merryl riss die Augen auf. Langsam begann er, die Wahrheit zu erfassen. »Also darum - Dom Regis, hat sich jemand aus böser Absicht an diesem Getränk zu schaffen gemacht?«
»Die böse Absicht hatte schlimmere Folgen, als ihr Urheber ahnte«, stellte Regis grimmig fest. Von neuem fragte er sich, wer Derik diesen grausamen Streich gespielt haben mochte. Lerrys vielleicht, damit Derik sich vor den Comyn und den terranischen Gästen zum Narren machte und so bewies, dass sich die Domäne von Elhalyn in unfähigen Händen befand? Wenn ja, dann war Lerrys über sein Ziel hinausgeschossen und hatte einen Mord begangen. Nicht dass Lerrys sich selbst die Hände schmutzig gemacht hätte, aber er brauchte nur einem unter den Dutzenden von Kellnern und Dienstboten eine fette Bestechung zuzustecken. »Wenn Deriks Abschirmung halbwegs normal gewesen wäre, hätte er
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