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Darkover 21 - Sharras Exil

Titel: Darkover 21 - Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zusammengelebt. Er meinte gleichmütig: »Ich kann einen Dämpfer besorgen und aufstellen, wenn du möchtest.«
   »Das wäre kein… «, fing ich an, aber Jeff antwortete fest: »Gut. Tut das.« Nicht lange, und das vertraute arhythmische Pochen dröhnte durch meine Gedanken und blendete sie für die anderen aus, zumindest ihren spezifischen Inhalt. Aber mir brachte es anstelle des scharfen Schmerzes nur dumpfe Übelkeit. Marius erzählte Andres, was im Rat geschehen war; ich hörte nur mit halbem Ohr hin. Wie ich es vorhergesehen hatte, begriff Andres sofort, was das Wichtigste daran war.
   »Wenigstens haben sie dich anerkannt! Gegen dein Erbrecht wurde Einspruch erhoben, aber dies eine Mal musste der alte Tyrann zugeben, dass du existierst«, schnaubte Andres. »Es ist ein Anfang, Junge.«
   »Es ist mir verdammt egal«, behauptete Marius. »Mein ganzes Leben lang war ich ihnen nicht gut genug, von ihnen angespuckt zu werden, und plötzlich… «
   »Dafür hat dein Vater sein ganzes Leben lang gekämpft«, erinnerte Andres ihn, und Jeff setzte ruhig hinzu: »Ken wäre stolz auf dich gewesen, Marius.«
   »Na, und wie!«, erwiderte der Junge verächtlich. »Er war so stolz auf mich, dass er nicht ein einziges Mal zurückkommen konnte… «
   Ich senkte den Kopf. Ich war mit daran schuld, dass Marius keinen Vater, keinen Verwandten, keinen Freund gehabt hatte, dass er allein gelassen und von den stolzen Comyn vernachlässigt worden war. Glücklicherweise kam Rafe zurück und sagte, er habe in der Straße der Vier Schatten einen lizenzierten Techniker gefunden und von ihm ein paar Unzen Raivannin gekauft. Jeff mischte mir das Getränk und fragte: »Wie viel?«
   »So wenig wie möglich«, antwortete ich. Ich hatte einige Erfahrung mit den chemischen Dämpfungsdrogen, und ich wollte nicht hilflos gemacht oder in so tiefen Schlaf versenkt werden, dass es mir nicht gelang, aus einem dieser schrecklichen, immer wieder von neuem beginnenden Alpträume aufzuwachen, wo ich wieder in namenlosem Grauen gefangen war, wo Feuer-Dämonen zwischen den Welten tobten…
   »Gerade genug, dass du nicht unter den Dämpfern zu schlafen brauchst«, meinte Jeff. Ich wand mich innerlich vor Scham, dass ich mir den Becher von ihm an die Lippen halten lassen musste, aber als ich das Zeug hinuntergeschluckt und mich seiner beißenden Schärfe wegen geschüttelt hatte, ließ die meine Gedanken zerhackende Wirkung der telepathischen Dämpfer allmählich nach, und schließlich war sie verschwunden. Es war ein seltsames Gefühl, völlig ohne telepathisches Wahrnehmungsvermögen zu sein, seltsam und beunruhigend wie ein Versuch, unter Wasser oder mit zugestopften Ohren zu hören. So viel Schmerz mir der ungehinderte Empfang bereitet hatte, jetzt kam ich mir betäubt, geblendet vor. Doch der Schmerz war weg, und ebenso das Widerhallen der Stimme meines Vaters; zum ersten Mal seit Tagen war ich frei davon. Unter den dicken Decken der Droge war sie noch da, aber ich brauchte ihr nicht mehr zuzuhören. Langsam und genussvoll holte ich Atem.
   »Du solltest schlafen. Dein Zimmer ist bereit«, sagte Andres. »Ich werde dich nach oben bringen, Junge - und spare dir die Mühe, mir zu widersprechen. Ich habe dich diese Treppe hinaufgetragen, als du noch keine Hosen trugst, und wenn es sein muss, kann ich das auch heute noch.«
   Mir war es wirklich so, als könne ich jetzt schlafen. Noch einmal seufzte ich schwer, stand auf und versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
   Andres fragte: »Dann hat man wegen der Hand nichts tun können?«
   »Nichts. Zu weit fortgeschritten.« Ich brachte es fertig, ruhig darüber zu sprechen; schließlich hatte ich vor dem grausigen Debakel, als Dios Kind geboren worden und gestorben war, gelernt, mit der Tatsache zu leben. »Ich habe eine mechanische Hand, aber ich trage sie nur, wenn ich wirklich schwere Arbeit tun muss, und manchmal beim Reiten. Sie hält nicht viel aus und ist mir ständig im Weg. Ohne sie komme ich besser zurecht.«
   »Du bekommst deines Vaters Zimmer.« Andres schenkte dem Thema nicht zu viel Aufmerksamkeit. »Lass mich dir die Treppe hinaufhelfen.«
   »Danke. Das brauche ich wirklich nicht.« Ich war todesmatt, aber mein Kopf war klar. Wir gingen in den Flur, doch als wir begannen, die Stufen hinaufzusteigen, läutete die Glocke der Eingangstür. Ich hörte einen der Diener kurz Einspruch erheben. Dann wurde er zur Seite geschoben, und ich erkannte die

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