Darkover 21 - Sharras Exil
begrüßte mich freundlich, jedoch nicht überherzlich, und zu meiner großen Erleichterung verzichtete er darauf, mir die Hand zu schütteln. Das ist eine Sitte, die ich verabscheue, umso mehr, als ich kein richtiges Händeschütteln mehr bieten kann. Aber er wich meinen Augen nicht aus. Es gibt nicht viele Menschen, die einem Telepathen voll in die Augen sehen können oder wollen.
»Ich habe vom Tod Ihres Vaters erfahren«, sagte er. »Sicher können Sie die formellen Beileidsbezeugungen schon nicht mehr hören, aber ich kannte und mochte ihn. Sie waren also auf Terra. Hat es Ihnen dort gefallen?«
Ich entgegnete empfindlich: »Wollen Sie damit andeuten, dass ich hätte dort bleiben sollen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ihre Sache. Sie sind jetzt Lord Armida, nicht wahr?«
»Ich nehme es an. Das muss der Rat erst bestätigen.«
»Wir können Freunde im Rat brauchen«, sagte er. »Ich meine keine Spione, sondern Leute, die unsere Art verstehen und nicht alle Terraner automatisch für Ungeheuer halten. Danvan Hastur sorgte dafür, dass Ihr jüngerer Bruder hier im terranischen Hauptquartier erzogen wurde; er hat die gleiche Ausbildung erhalten wie der Sohn eines Senators: Politik, Geschichte, Mathematik, Sprachen - vielleicht ermutigen Sie ihn, diese Richtung einzuschlagen, wenn er alt genug dazu ist. Ich hoffte immer, Ihr Vater würde für einen Sitz im Reichssenat kandidieren, aber es gelang mir nicht, ihn zu überzeugen. Vielleicht wird Ihr Bruder es tun.«
»Das wäre eine Möglichkeit für Marius, wenn der Rat ihn nicht als meinen Erben anerkennt.« Ich wollte mich nicht festlegen. Aber für Marius wäre das besser als das Amt des Befehlshabers der Garde. Das wollte Gabriel haben, und er war ein guter Kommandant. »Ich werde mit ihm darüber sprechen.«
»Bevor er in den Reichssenat gewählt werden kann«, fuhr der Legat fort, »muss er je ein Jahr lang auf mindestens drei verschiedenen Planeten gelebt und unter Beweis gestellt haben, dass er Verständnis für unterschiedliche Kulturen besitzt. Es ist nicht zu früh, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Wenn er Interesse daran hat, besorge ich ihm einen kleinen diplomatischen Posten - vielleicht auf Samarra. Oder Megaera.«
Ich wusste nicht, ob Marius sich für Politik interessierte. Das sagte ich und setzte hinzu, ich wolle ihn fragen. Für meinen Bruder mochte das eine praktikable Alternative sein.
Und ich brauche ihn dann nicht auf die Alton-Gabe zu testen, laufe nicht Gefahr, dass ich ihn dabei umbringe… wie mein Vater es bei mir riskiert hat…
»Ist auch er Matrix-Mechaniker?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich weiß nicht einmal, wie stark seine telepathische Begabung ist.«
»Es gibt auch auf einigen anderen Welten Telepathen«, sagte er. »Nicht viele, und dies ist die einzige Kultur, wo man Telepathie als etwas Selbstverständliches betrachtet. Aber wenn er sich auf einer Welt wohler fühlt, wo die Bevölkerung telepathische und Psi-Kräfte als naturgegeben akzeptiert… «
»Ich werde ihn fragen.« Ich hoffte, wenn ich dies Thema anschnitt, würde Marius nicht auf die Idee kommen, ich wolle ihn loswerden. In der Geschichte sind Brüder immer Verbündete; in Wirklichkeit sind sie nur zu oft Rivalen. Ich musste Marius klarmachen, dass ich gar keine Lust hatte, mit ihm um die Domäne zu streiten! Ich schickte mich an aufzustehen. »War sonst noch etwas?«
»Ja, in der Tat«, nickte Lawton. »Was wissen Sie über einen Mann namens Robert Raymon Kadarin?«
Ich zuckte zusammen. Ich wusste zu viel über den verfluchten Verräter Kadarin. Einmal war er mein Freund, beinahe mein Bruder gewesen. Er hatte die Sharra-Matrix von den Schmieden geholt, hatte sie mir übergeben, mir diese Narben verschafft, hatte Marjorie ins Zentrum von Sharras Gewalt gezwungen… Nein! Nicht mehr daran denken! Ich biss die Zähne zusammen. »Er ist tot.«
»Das dachten wir auch«, erwiderte Lawton. »Und wenn Zeit und Natur ihren Lauf genommen haben, müsste er tot sein. Er war beträchtliche Zeit vor meiner Geburt beim terranischen Geheimdienst - Teufel, das war noch vor der Geburt meines Großvaters. Und das heißt, dass er über hundert ist - oder älter.«
Ich erinnerte mich an die grauen, farblosen Augen… Es war Chieri -Blut in den Hellers, auch in Thyra, in Marjorie und ihrer unbekannten Mutter. Und die Bergbewohner mit dem halbmenschlichen Chieri -Blut lebten
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