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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mitfühlend, aber Conner wußte jetzt, wie leer die Worte waren. Er war Rimini verdammt gleichgültig, nur daß man ihn hier als einen hartnäckigen und immer noch interessanten Fall ansah. Natürlich nicht als einen Menschen mit einer einmaligen und grauenhaften Art zu leiden. Nur als einen Fall. Er öffnete einen Spalt in seinem Geist, um den Arzt weiterquasseln zu hören: »Sie haben nach dem Unfall soviel Lebenswillen gezeigt, Mr. Conner, und nachdem Sie diese Tortur überlebt haben, ist es doch unsinnig, wenn Sie jetzt aufgeben… «
   Conner jedoch hörte ein Gebrüll, das Riminis Worte auslöschte, und das war die eigene Todesangst des Arztes. Sie überfiel Conner wie ein ekles, kleines, schäbiges Ding, und die Angst des Arztes vor dem, was Conner geworden war - kann er meine Gedanken lesen, weiß er, daß ich… und der Strom versickerte in einer Wildnis von Obszönitäten, die wenigstens teilweise der Grund für seinen Selbstmordversuch waren. Es war nicht der Arzt allein, zu viele waren wie er, so daß Conner das Krankenhaus mit dem animalischen Schaudern von Körper und Geist in Qualen immer noch erträglicher fand als die Welt draußen, wo in den Gehirnen der Menschen Begierden und Lüste vorherrschten. Er war im Krankenhaus in ein Loch gekrochen und hatte es hinter sich zugezogen, und er kam daraus nur zum Vorschein, wenn er es der Abwechslung halber mit dem Sterben versuchte, und Erfolg hatte er nie.
   Rimini plapperte sich schließlich wieder davon, und Conner lag da und blickte zur Decke hinauf. Am liebsten hätte er gelacht. Nicht, daß er es lustig gefunden hätte.
   Da sprachen sie von dem Lebenswillen, den er nach dem Unfall gezeigt habe! Es war ein schwerer Unfall gewesen. Eins der großen Schiffe war im Raum explodiert, und das Personal hatte kaum Zeit gehabt, sich in die Rettungsboote zu drängen. Vier Mann hatten sich statt dessen in die experimentellen Blasenanzüge gestürzt und waren damit in den Raum gefallen.
   Die anderen waren nie aufgefischt worden. Manchmal überlegte Conner, was ihnen zugestoßen sein mochte: War gnädigerweise das Lebenserhaltungssystem ausgefallen, so daß sie schnell und bei Verstand sterben durften? Waren sie alle wahnsinnig geworden und hatten sich zu Tode getobt? Trieben sie immer noch irgendwo durch die endlose Nacht? Er zuckte vor dem Gedanken zurück. Seine eigene Hölle war schlimm genug.
   Die Blasen waren dazu gedacht, ein paar Minuten lang Schutz zu bieten, bis ein Rettungsboot den Verunglückten aufnahm, nicht tage- oder wochenlang. Das Lebenserhaltungssystem war narrensicher, und es hatte sich nicht nur bewährt, es hatte zu gut funktioniert. Conner hatte endlos wiederaufbereiteten Sauerstoff geatmet, war von intravenös zugeführten Nährstoffen gefüttert worden und am Leben geblieben. Und immer weiter am Leben geblieben. Tagelang, wochenlang, monatelang, sich im freien Fall in einem unsichtbaren Blasenfeld drehend, und sonst nichts zwischen sich und den Trillionen und Abertrillionen von Sternen.
   Er hatte die Zeit nicht messen können. Er wußte nicht oben von unten zu unterscheiden, hatte keine Orientierungshilfe. Es gab nichts anzusehen als die fernen flammenden Punkte der Sterne, die um ihn kreisten, während er in kurzen Tagen um seinen eigenen Mittelpunkt rotierte.
   In der Vorgeschichte der Psychologie hatten Menschen nach fünf Stunden in einem Tank, der sie aller Sinneseindrücke beraubte, den Verstand verloren.
   Etwa die ersten zehn Tage - das rechnete er sich später aus - verbrachte Conner in verzweifelter Hoffnung auf Rettung und in dem Bemühen, bei Verstand zu bleiben.
   Dann wurde er in seinem ihn gefangenhaltenden Privatuniversum wahnsinnig. Seinen eigenen Mittelpunkt kontemplierend, drehte er sich wie ein Gott und kam zu der Erkenntnis, daß es auch im Wahnsinn weder Schutz noch Tod gab. Es gab nicht einmal Hunger, um sich daran zu orientieren.
   Es gab nur seinen eigenen Geist und das Universum. Und so begann er, das Universum zu durchstreifen, ließ seinen Körper zurück, gab seinem Geist völlige Freiheit. Er besuchte tausend, tausend Welten, berührte tausend, tausend Gehirne und unterschied niemals Traum von Wirklichkeit.
   Durch einen unglaublichen Zufall wurde er vier Monate nach der Explosion gerettet. Conner war wahnsinnig, aber auf seltsame Weise. Sein Gehirn, zu lange mit sich selbst allein gelassen, hatte gelernt, in die Ferne zu greifen, und nun war er zu etwas geworden, für das er

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