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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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- großer Gott! Wo ist Keral, was ist ihm zugestoßen?«
   Vor seinem geistigen Auge tauchte ein Bild auf: Kerals Gesicht, entstellt vor Entsetzen, dem Mann zugewandt, den er getötet hatte.
   Kein Chieri hat je ein lebendes Wesen getötet. Er ißt nicht einmal Fleisch!
   David kehrte in sein eigenes Zimmer zurück. Plötzlich war er sicher gewesen, daß er Keral dort finden würde, und so war es auch. Das Chieri hatte sich zusammengerollt, das Gesicht versteckt, nichts als ein stummes Bündel des Elends und des Abscheus, und sein Atem war so flach, daß David das Herz stockte bei dem Gedanken, der Schock habe ihn getötet. Das blasse, fremdartige Gesicht zeigte keine Spur des Erkennens, auch dann nicht, als David ihn ansprach. David drehte ihn behutsam um. Wieder überwältigte ihn die fast feminine Schönheit des Chieri; sein eigener Traum mit seinen merkwürdigen Obertönen kehrte zu ihm zurück. David erschrak und schämte sich. Ärgerlich auf sich selbst, verbannte er den Gedanken.
   Keral braucht dich, und du kannst ihn nicht in menschlichen Begriffen oder in Begriffen deiner eigenen sexuellen Verklemmung beurteilen!
   Keral war eiskalt und fast so steif wie ein Toter. David kniete sich auf dem Bett neben ihn und zog ihn in blindem Instinkt an sich. Immer wieder flüsterte er seinen Namen.
   »Keral, Keral. Ich bin es, David. Komm zurück. Ich bin hier. Es ist alles gut, es wird alles wieder gut werden. Keral, Keral, du darfst nicht sterben.« Die Worte waren nur ein bedeutungsloses Gemurmel, aber sie ermöglichten es ihm, sein ganzes Bewußtsein, seine ganze Persönlichkeit auf eine tiefergehende Suche zu konzentrieren:
   Keral. Wohin bist du gegangen? Komm zurück, komm zurück zu mir. Ich rufe dich zurück mit allem, was ich bin, ich suche dich überall in dem Nichts, in das du gegangen bist, ich finde dich im Schweigen der Furcht…
   Als erstes spürte David das schwarze, formlose Entsetzen, in dem Keral untergegangen und fast schon ertrunken war:
   Tod. Ich habe einem lebenden Wesen den Tod gebracht. Er hielt das Kind zwischen seinen Händen, er hätte es getötet. Wie kann irgendwer ein Kind töten? Wie kann irgendwer Tod bringen? Meine eigenen Hände haben Tod gebracht… ich sterbe in seinem Tod, ertrinke in dieser Dunkelheit…
   »Gott helfe mir«, sagte David halblaut, »wie kann ich ihn erreichen?« Er füllte seinen Geist mit dem Bild, wie das Leben langsam in das bläulich angelaufene Gesicht des halb erwürgten Kindes zurückgekehrt war, mit dem Strom von Dankbarkeit und Liebe, den Regis’ Berührung auf ihn übertragen hatte. Langsam, wie der stockende Schlag eines Herzens unter dem belebenden Drängen eines Schrittmachers, stieg Kerals Bewußtsein aus der Dunkelheit zum Leben empor. David hielt Keral weiter in seinen Armen und murmelte ihm zu (wie einem Kind, wie einer Frau!), bis sich endlich die großen, leuchtenden Augen des Chieri öffneten und er David mit verzweifeltem Kummer ins Gesicht sah.
   »Ich wollte ihn nicht töten, nicht einmal einen so Bösen wie ihn. Aber ich machte mir nicht klar, wie schwach er war und wie stark meine Arme sind, wenn der Zorn mich packt.« Er zitterte. »Mir ist so kalt. So kalt.«
   »Das ist der Schock«, sagte David sehr sanft. »Es wird dir bald besser gehen. Es gab nichts, was du sonst hättest tun können, Keral.«
   »Das Kind… «
   »Ihm geht es gut.« David wunderte sich von neuem. Wie Keral selbst erzählt hatte, starb seine eigene Rasse aus. Keral hatte niemals ein Kind seines eigenen Volkes gesehen. Warum setzte er sich so stark für ein Kind einer anderen Art ein? Dieses tiefe Gefühl der Identität…
   Allmählich wurde Kerals Körper wärmer, die totenähnliche Starre löste sich. Verspätet und mit einiger Verlegenheit wurde David bewußt, daß er immer noch neben Keral lag und ihn wie ein Liebhaber in seinen Armen hielt. Er ließ ihn ziemlich schnell los und stand auf. Der praktische Sinn gewann die Oberhand. »Frierst du noch? Ich will dir etwas Heißes zu trinken besorgen. Und decke dich zu.« Ihn quälte das Gefühl, ihm sei etwas entgangen, er habe den Schlüssel zu Keral, den Schlüssel zu dem ganzen Geheimnis übersehen.
   Keral setzte sich hoch. »Ich möchte herausfinden… «
   »Bleib, wo du bist!« befahl David. »Anordnung des Arztes. Ich werde mich erkundigen, wie es Melora und dem Baby geht, wenn ich etwas für dich hole.« Er scheute sich, dem Chieri mit seiner

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