Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
Mutter an. »Es sei denn, sie bittet mich, ihm einen Namen zu geben.«
Meloras Gesicht wurde weicher. Sie legte ihre Hand in Regis’ Hand. »Tu du es, wenn du möchtest«, sagte sie, und David berührte Kerals Schulter. Keral legte das Baby behutsam wieder hin. Dann gingen sie und ließen die jungen Eltern mit ihrem Kind allein.
Später meinte David, dieser Augenblick des Kontakts mit dem Kind und Regis habe ihn sensitiviert, aber im Augenblick wurde er sich dessen nicht bewußt. Er verbrachte den Tag mit den noch vorhandenen Mitgliedern des Projekts. Rondo zeigte sich bei den Versuchen, seine Kontrolle über kleine Gegenstände zu messen, verdrossen und wenig kooperativ. Er war nicht bereit, über seine Karriere als Spieler und seine Methoden zu sprechen, und er weigerte sich, die Karten und Würfel zu manipulieren, die Jason und David ihm zeigten. Desideria war kurz angebunden und schien sich Sorgen zu machen. Conner war von neuem in Apathie versunken und wollte nicht reden, geschweige denn mitarbeiten. David spürte deutlich, wie verlassen der Raumfahrer sich ohne Missy fühlte.
Regis meldete sich nicht wieder. Danilo, der kurz auftauchte, sagte, er lasse sich privater Angelegenheiten wegen entschuldigen, und verschwand wieder.
Nachdem Rondo mißmutig erklärt hatte, er habe Kopfschmerzen und sei müde (bestimmt hätte Conner das auch gesagt, wäre es ihm nicht völlig gleichgültig gewesen, was mit ihm geschah), wandte sich David an Desideria mit der Bitte, ihnen etwas über die Ausbildung einer Bewahrerin zu erzählen. Er hörte zu und machte lustlos Notizen - der reine Automatismus, dachte er, denn es wurde sowieso alles auf Band aufgenommen.
»Die Ausbildung begann mit Spielen, ähnlich dem Manipulieren dieser Gegenstände - das heißt, als wir noch klein waren.« Desideria wies mit dem Kopf auf die Ansammlung von Würfeln, Federn und anderen kleinen Dingen, mit denen David es bei Rondo versucht hatte. »Es gab auch Spiele, bei denen Süßigkeiten und anderes versteckt wurden, das wir finden mußten, und später schwierige Aufgaben, bei denen Hinweise versteckt wurden oder sich eine Gruppe vor einer anderen versteckte. Darauf folgte das ziemlich anstrengende physische Training der Nervenströme - Atmung, Konzentration, Stunden und Stunden mit Atemkontrolle und Meditation. Wir lernten, innerhalb und außerhalb des physischen Körpers zu wirken. Natürlich geschah das alles, bevor wir eine Matrix auch nur zu sehen bekamen. Als wir imstande waren, unsere sämtlichen natürlichen Talente zu kontrollieren, begannen wir, mit den Matrix-Steinen zu arbeiten, zuerst mit den kleinen… «
David fand, vieles davon höre sich wie das alte, traditionelle Yoga-Training an, das einige terranische Gruppen immer noch aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen praktizierten. Er verschob seine Neugier auf einen Zeitpunkt, wo er Muße haben würde, all dies auszuwerten.
Den ganzen Abend belastete David die trübe, gereizte Stimmung. Keral war auf nervöse Art still und reserviert. Man hatte ihm ein Zimmer im Krankenhaus nahe dem von David gegeben, und wie es bei ihnen schon zur Gewohnheit geworden war, gingen sie zum Abendessen gemeinsam in die Cafeteria. Aber Keral sprach kaum ein Dutzend Wörter und hatte auch keine Lust, mit auf Davids Zimmer zu kommen und sich zu unterhalten, wie sie es sonst taten. Auch Conner sprach mit niemandem. Kerals Schweigen beunruhigte David nicht weiter, Conners aber wohl. Wenn diese Apathie anhielt, würde der Raumfahrer dann einen neuen Selbstmordversuch machen? Für Missy war er ins Leben zurückgekehrt. Jetzt war sie fort. Hatte sie sein Interesse am Leben mit sich genommen? Zum Kuckuck mit Missy! David verhärtete sein Herz. Er konnte und wollte nicht die Verantwortung für das körperliche und seelische Wohlbefinden jedes einzelnen Mitglieds an dem verdammten Projekt übernehmen! Das war Jasons Baby - sollte er es schaukeln!
Trotzdem dauerte es lange, bis David einschlief. Die merkwürdige Illusion, er höre am Rand seiner Wahrnehmungsfähigkeit Stimmen, wollte nicht weichen. Es war wie bei weit entferntem Schreien oder Schluchzen, das man immer noch zu vernehmen glaubt, wenn es längst aufgehört hat. Man strengt die Ohren an und wird nervös bei dem Gedanken, gleich beginne es von neuem.
Doch endlich versank er in die Art von leichtem Schlummer, bei dem der Schläfer weiß, daß er schläft, und sich bewußt ist, daß er zwischen Schlaf und
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