Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
echten Träumen und halbwacher Benommenheit hin- und herpendelt. Zwei- oder dreimal überkam ihn das Gefühl, er falle, und er fuhr in die Höhe. Da hatten sich seine Träume mit denen Conners verwoben. Missys Gesicht, alptraumhaft verzerrt vom Weinen, geisterte vor seinen Augen herum, und Kerals fremdartige Hände umschlossen das rosa Körperchen des Babys, während er eine seltsame Melodie summte.
Doch plötzlich war David hellwach. Er sprang auf. Halb angezogen rannte er…
Leere Korridore. Kerals eilende Füße schlossen sich ihm an. Das entsetzte weiße Gesicht, die erweiterten Pupillen, die erstickte Stimme; du kannst dort nicht hinein!
Die Tür flog krachend auf. Die dunkle Gestalt eines Eindringlings, drohend, Meloras Atmung verlangsamt, das Gesicht entfärbt…
Keral bückt sich, packt, schleudert dunkle Gestalt, ein furchtbarer Schrei, und der Eindringling fliegt gegen die Wand, das Knirschen, Krachen, Brechen von Knochen - und etwas stirbt. Meloras weißes Gesicht, David zieht mit geübten Fingern ein Augenlid hoch, brüllt nach Hilfe…
Das Zimmer voll von Ärzten, Schwestern; Schwester betäubt. Mund an den Mund des Mädchens, atmen, atmen, atmen… »Ich übernehme, Dr. Hamilton.«
Beiseitegeschoben. Atem normalisiert sich. Keral totenbleich. Das Baby in seinen Händen; Kerals Stimme, abgehackt und unwirklich:
»Er braucht Hilfe zum Atmen. Seine Brust ist nicht eingedrückt, aber ich glaube, es sind Rippen gebrochen… « Das spröde Gefühl winziger Rippen unter seiner Hand, das krampfhafte, würgende Schreien eines halb erstickten Babys, das langsam ins Leben zurückkehrt…
Leute beugen sich über den Toten im Korridor. Kerals zitternde Hände, das weiße Gesicht eine Maske des Entsetzens; Fragen, Stimmen, Uniformen. Eine offizielle Stimme übertönt die anderen:
»Hier in seiner Tasche - Ampullen mit der gleichen Droge, die er dem Mädchen gegeben hat. Er muß auch Schwester Conniston betäubt haben. Dr. Hamilton, was hat Sie hergeführt? Es sieht aus, als seien Sie gerade rechtzeitig gekommen, um zwei Morde zu verhindern.«
David hörte seine eigene Stimme; sie kam ihm unwirklich vor. »Ich weiß nicht recht. Vielleicht hörte ich Keral - hattest du gerufen, Keral? Ich weiß nur, daß ich aufwachte und das Gefühl hatte, es sei Eile geboten. Ich habe keine Ahnung, woher ich wußte, daß Melora und das Kind in Gefahr waren.«
»Wer ist er?« Uniformierte drängten sich um die Leiche.
»Die gleiche alte Geschichte. Er könnte alles mögliche sein. Irgendein Herumtreiber von den Raumhäfen - sogar chirurgisch veränderte Fingerabdrücke.«
»Verdammt Glück gehabt. Stellen Sie sich vor, was passiert wäre: Regis Hastur vertraut uns der Sicherheit wegen seinen Sohn an, und Mutter und Kind werden mitten im Terranischen HQ ermordet! Was könnten sie für ein politisches Kapital daraus schlagen!«
Immer noch benommen, fragte David sich, wer sie seien und welches politische Kapital aus dem Tod eines Kindes geschlagen werden könne und welche Ungeheuer sich zu einem solchen Schachzug entschließen würden. Er mußte seine Geschichte noch zweimal erzählen, und jedes Mal fühlte er sich stärker desorientiert und ungläubiger. Das Baby war nicht in Gefahr, aber die HQ-Beamten verdreifachten die Wachen um das Zimmer. David stand herum. Das Team, das sich um Melora bemühte, brauchte ihn nicht (es dauerte länger als eine Stunde, bis sie wieder ohne Hilfe atmete; die Betäubung wäre fast tödlich verlaufen). Jason Allison tauchte auf und zog die Raumpolizisten weg, die David befragten (Keral; wo war Keral? David spürte seine Anwesenheit nicht mehr und fühlte sich kalt und beraubt… ), und die Raumpolizisten hörten auf Jason. Sie starrten David an, als sei er irgendein Monstrum.
Irgendwann während dieser Stunde erschien Regis, weiß wie ein gebleichtes Skelett. Er versuchte, etwas zu David zu sagen, brachte es nicht heraus. In seinem Gesicht arbeitete es. Schließlich schlang er stumm die Arme um David und preßte seine Wange an die des Terraners.
Bei dieser Berührung erhielt Davids Welt plötzlich wieder Farbe und Realität, als hätte sich ein Nebel verzogen. Er wußte, daß er wach und all dies wirklich war, kein wilder, verworrener Alptraum. Regis’ Hände drückten fest die seinen, und er sagte:
»Ist ja gut, Regis; sie werden beide am Leben bleiben, und jetzt, wo wir gewarnt sind, wird nichts mehr passieren. Aber
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