Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Javanne, Dom Francisco und Lady Marilla hatten partout nicht glauben wollen, dass er seine Kräfte nicht zur Durchsetzung persönlicher Ziele verwenden würde, und Regis hatte sich auf seine Art Sorgen gemacht. Jetzt hatten sie eine Kehrtwendung vollzogen und beschlossen, dass Mikhail ihr Retter sein sollte. Es wäre zum Lachen gewesen, wenn die Sache nicht so schrecklich wäre.
Ein kalter Westwind blies ihr ins Gesicht, und sie sog die frische Luft tief ein. Ihr Geruch brachte die Erinnerung an eine frühere Reise auf der alten Nordstraße mit sich, die sechzehn Jahre zurücklag. Damals war sie mit Rafaella und deren Schwestern von den Entsagenden nach Neskaya geritten. Komisch, dass ihre Gedanken nicht zu jenem anderen Ereignis sprangen, als sie und Mik mitten in der Nacht davongerannt und in die Vergangenheit gestolpert waren.
Marguerida wusste, dass sie wegen der Banditen, denen sie in den Bergen begegnet waren, an die Reise nach Neskaya dachte. Sie hatte zwei Männer bei dem Handgemenge getötet und dann den Kampf mit Hilfe der Befehlsstimme beendet sehr zu ihrem eigenen Abscheu und Erschrecken. Und wenn sie nun angegriffen wurden, wie es Herm und Domenic erwarteten, würde sie vermutlich wieder töten. Die Aldaran-Gabe hatte sie am Morgen kurz heimgesucht und ihr den Anblick von zerfetzten Leichen auf einem von Feuer versengten Hang gewährt. Es war ebenso schrecklich wie nutzlos gewesen, da sie keine Gesichter erkennen konnte und weder wusste um wen es sich handelte noch was die Ursache für ihren Tod gewesen war. Und es war sehr schnell vorbei gewesen, ein Aufflackern eher als eine richtige Vision.
Alles hing von Mikhail und seiner Matrix sowie von ihrer eigenen ab. Was in der Sicherheit des Kristallsaals noch ganz plausibel geklungen hatte, leuchtete ihr nun schon weit weniger ein. Handelte es sich wirklich um einen Plan oder nur um die törichte Hoffnung, eine bewaffnete Truppe in der Weise besiegen zu können, wie sie glaubten? Sie zitterte vor Erwartung und Kälte und gestand sich so ruhig wie möglich ihre Angst ein. Für Zweifel war es nun zu spät. Sie blickte in die grimmigen Gesichter der Gardisten um sie herum und schickte ein stummes Gehet zu den tausend Göttern von hundert Planeten, deren Namen sie kannte.
Dennoch tat es gut, unterwegs zu sein und ihrem Schicksal entgege nzureiten, wie immer es wohl aussehen mochte. Ein unerwartetes, aber willkommenes Gefühl der Gelöstheit breitete sich in ihr aus. Sie drehte sich um und lächelte Mikhail an.
»So ist es schon besser, Caria . Deine ständigen Sorgen haben meine Nerven arg strapaziert.« »Oje – war ich so laut?« »Nur für mich, glaube ich. Eigentlich hast du dich gut im Griff, Liebes. Ich weiß nicht, ob ich das alles ohne dich an meiner Seite durchgestanden hätte. Ich würde gern wissen, was jetzt gerade zu Hause in Thendara geschieht,« »Gar nichts, wenn wir Glück haben. Dann wäre mein Vater allerdings enttäuscht, denn der wartet nur darauf, dass Belfontaine eine Dummheit macht, damit er ihm eine Abreibung verpassen kann. Und Valenta genauso.« Mikhail lachte leise. »Ja, sie hat sich praktisch vor Freude die Hände gerieben, als wir aufgebrochen sind. Wie hält sich Katherine?« »Ganz gut, aber sie kann es kaum erwarten, Herm zu sehen. Mir geht es mit Domenic nicht anders. Vielleicht sollte ich mich zurückfallen lassen und eine Weile neben ihr reiten.« »Gut. Wir wissen ja, dass der Angriff, wenn überhaupt, erst hinter Carcosa kommt. Im Moment besteht also keine Gefahr. Sie ist eine sehr tapfere Frau.«
»Ich weiß. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so gut damit umgehen könnte, kopfblind zu sein. Die Malerei hilft ihr, glaube ich. Und ihre Freundschaft mit Gisela ebenfalls - ich hätte nie gedacht, dass so etwas passieren könnte. Sie scheint einen anderen Menschen aus Gisela gemacht zu haben, und ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll. Trotzdem bin ich froh darüber. Sehr froh sogar.« Marguerida zog die Zügel an und wendete ihr Pferd, wodurch sie die Wachen links und rechts von ihr ebenfalls zu einem Positionswechsel zwang. Dann ritt sie an dem Leichenwagen vorbei nach hinten und reihte sich neben Katherines ziemlich lahmen Gaul ein. Herms Frau behauptete zwar, reiten zu können, aber niemand hätte sie eine gute Reiterin genannt. Sie hielt die Zügel zu straff und drückte die Knie krampfhaft an die Flanken des Tiers. Sie hätte in eine der Kutschen gehört, wenn sie nicht so hartnäckig behauptet hätte,
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