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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wie eine herrschsüchtige Mutter dachte, wie Lady Javanne, besorgt, ihr Sohn könnte sich in dieses magere Mädchen verliebt haben, das doch wohl auf keinen Fall und egal, wer ihr Vater war, eine angemessene Gemahlin für den künftigen Herrscher sein konnte. Sie war einen Moment lang über sich selbst verblüfft. Seit wann war sie so hochnäsig?
Illona schien ihre Gedanken zum Teil wahrzunehmen, sie wurde so rot, dass sich die Sommersprossen auf ihrer kecken Nase abhoben. »Alle meine Sachen sind im Wagen verbrannt, Domna , deshalb hat mir Domenic seinen Mantel geliehen und eine von MacHaworth’ Töchtern hat mir ein paar Kleidungsstücke von sich gegeben”, erklärte sie und bemühte sich, ruhig zu klingen, was ihr nicht besonders gut gelang.
»Verbrannt? Wann war das?« Marguerida wurde schlagartig wütend, ihr Wohlbefinden von eben war verflogen. Sie erkannte, dass ihr Vater und ihr Mann, sicher in der allerbesten Absicht, ihr nicht alles berichtet hatten, was in Carcosa vorgefallen war. Sie warf Mikhail einen Blick zu, und er tat ihr den Gefallen, verlegen zu werden. Verzeih mir, Caria – du hattest schon so viele Sorgen, da brachte ich es einfach nicht über mich, dir noch weitere zu machen.
Verdammt noch mal, Mik!
Das Mädchen zuckte zusammen, weil es Margueridas schneidenden Zorn auffing, aber dessen Richtung missverstand. Die Kleine begann am ganzen Leib zu zittern. »Am Abend vor drei Tagen, als wir dieses Stück aufführten, das … es war schrecklich. Die Leute sind wütend geworden und haben unsere Wagen angegriffen, und meine Tante Loret wurde getötet und … seid bitte nicht böse mit mir!« Über ihr Gesicht begannen Tränen zu strömen, als hätte sie diese seit Tagen zurückgehalten und könnte sich nun nicht länger beherrschen.
Marguerida antwortete nicht sofort. Sie hatte gewusst, dass es eine Art Krawall gegeben hatte, und vermochte sich nun die Spuren auf den Pflastersteinen und den leichten Aschegeruch im Hof zu erklären. Sie wusste sogar, dass es Tote und Verletzte gegeben hatte. Sie hatte sich aber nicht wirklich dafür interessiert, weil sie nur an ihren Sohn und dessen Sicherheit gedacht hatte. Bis zu diesem Augenblick war die ganze Sache abstrakt und weit entfernt von ihr gewesen. Jetzt spürte sie die volle Wucht des Ereignisses und sah die menschliche Seite der Tragödie. Sie litt mit diesem Kind vor ihr, das die einzige Familie verloren hatte, die es je kannte. Dyan Ardais, falls er tatsächlich Illonas Vater war, wofür einiges sprach, würde die Lücke nicht füllen können, die Lorets Tod hinterlassen hatte.
Er hatte sich nie im Mindesten für seine zahlreichen Sprösslinge interessiert, und Marguerida glaubte nicht, dass er ausgerechnet jetzt damit anfangen würde.
Sie schloss Illona in die Arme und ließ das Mädchen an ihrer Brust weinen. »Niemand ist böse auf dich, liebes Kind.« Sie strich ihm sanft über das struppige Haar. Alle Gefühle, die das Mädchen unterdrückt hatte, flossen durch Marguerida hindurch, ein ganzer Schwall von Ängsten und schockierenden Erlebnissen. Es war ein großes Durcheinander an Erinnerungen und Emotionen, und hinter allem stand die Furcht, was nun aus ihm werden sollte.
Nach einigen Minuten ließen Illonas Tränen nach, und sie stieß ein paarmal auf. Marguerida griff in ihre Gürteltasche und holte ein Taschentuch hervor. Illona wischte sich damit über die Augen und schnäuzte kräftig hinein. Sie war schon im Begriff, das verschmutzte Tuch zurückzugeben, dann errötete sie. »Jetzt hab ich Euer schönes Taschentuch versaut«, murmelte sie, zog die Schultern hoch und versuchte sich sehr klein zu machen.
»Dafür sind sie schließlich da«, antwortete Marguerida gleichmütig. »Es wird gewaschen, dann ist es wie neu.« Sie streckte, ohne nachzudenken, die Hand aus und tätschelte das blasse Gesicht, wie sie es mit ihrer Tochter oder Alanna Alar gemacht hätte. Illona zuckte zusammen. »Ich tu dir nichts, mein Kind.« »Es heißt, Eure Hände sind …« »Ach, das. Nur die eine Hand«, antwortete sie und hob die Linke. »Und gefährlich ist sie nur, wenn ich es will. Du bist absolut sicher, ich verspreche es.« Als sie Illona in den Armen hielt, hatte sie die Angst unter dem verständlichen Leid gespürt. Das Mädchen war wie ein halbwildes Tier, Marguerida war noch nie jemandem wie ihm begegnet. Illonas Laran schien sehr stark zu sein, wenn auch völlig unausgebildet. Marguerida wusste aus diesem Kontakt, dass die junge Frau

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