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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zusammen mit Rafes Wissen notwendig, damit ihr Teil des Plans gelingen konnte, so wie Marguerida und Mikhail beim Angriff auf den Trauerzug gebraucht wurden. Es war viel zu spät für Zweifel. Er seufzte und fuhr sich mit den Fingern seiner einen Hand durchs Haar. Die Logik ihres Plans war einwandfrei, aber sein Verstand suchte dennoch hartnäckig nach Fehlern.
    Es war sehr kalt in der Eingangshalle, und mit seinem Aufundabrennen ermüdete er sich nur. Lew dachte an Marguerida, so wie er sie zuletzt gesehen hatte, als sie ihr Pferd bestieg.
    Ihre Haut war blass gewesen im flackernden Fackelschein des Stallhofs, und ihr Haar hatte sich in der feuchten Morgenluft in die Stirn gekräuselt. Er konnte jetzt nichts mehr für sie tun, also konnte er genauso gut aufhören, sich Sorge n zu machen.
    Es hatte nach Regen ausgesehen, und sie würde vermutlich nass werden. Hoffentlich war das bereits das Schlimmste, was ihr bevorstand. Die Burg war gespenstisch wie ein Grab ohne die übliche Geräuschkulisse – den zufälligen und unausweichlichen Gedanken der Zimmermädchen und Diener, die geschäftig ihren Pflichten nachgingen. Lew hätte in diesem Augenblick sogar den spröden und zänkischen geistigen Widerhall von Javanne Hastur begrüßt – eine Vorstellung, die ihm ein Lächeln entlockte. Sie war am Vortag nach Arilinn abgereist, zu erschöpft, als dass sie mehr als einen kraftlosen Protest zu Stande gebracht hätte. Er merkte, wie sich seine Stimmung änderte, wenn er an Javanne dachte. Der Tod ihres Bruders war ihr endlich als Realität bewusst geworden, und aller Zorn und alle Prahlerei waren in Kummer umgeschlagen. Ihre Kraft schien sie zu verlassen wie entweichende Luft, und als Lew sie zuletzt gesehen hatte, musste sie sich beim Gehen auf den Arm ihres Gatten stützen.
    Es waren turbulente Tage gewesen zuletzt; Lews Gedanken schweiften zu Francisco Ridenow. Er war dem strengen Mann mit dem hellen Haar und den eisblauen Augen nicht oft begegnet, seit dieser entgegen einer jahrhundertealten Tradition zum Kommandeur der Garde ernannt worden war. Er dachte daran, wie Francisco den Kristallsaal betreten, wie er das umherliegende Glas und die wahllos auf den Boden geschleuderten Waffen mit einem Blick aufgenommen hatte. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich gewesen, sein Geist verschlossen, aber er hatte jede einzelne Person am Tisch vorsichtig gemustert, als würde er ihren jeweiligen militärischen Wert abschätzen, und was er sah, schien ihn nicht sonderlich beeindruckt zu haben. Er hatte aufmerksam zugehört, ohne jedes Anzeichen von Überraschung. Und als er endlich sprach, war es still geworden im Raum. »Wenn sie tatsächlich beabsichtigen, den Trauerzug anzugreifen, dann werden sie wahrscheinlich auch versuchen, Burg Comyn zu besetzen – was wir verhindern müssen, wie wohl klar sein dürfe.« Er hatte Lew, Mikha il und Danilo angesehen und zu Widerspruch herausgefordert. Als niemand Einwände erhob, war Francisco, der nicht gern viele Worte verlor, sofort zur Sache gekommen.
    »Ich habe diese Möglichkeit seit längerem in Betracht gezogen und einen Plan erstellt.« Mik hail hatte genickt und seine etwaige Überraschung geschickt verborgen. »Gut. Sagt uns, was Ihr braucht.« Während einen Moment zuvor noch Spannung geherrscht hatte, schien sich nun eine Atmosphäre der Gelassenheit in der Runde auszubreiten. Was früher auch an Zwistigkeiten existiert haben mochte, sie waren für den Augenblick vergessen. Francisco hatte in kurzen, abgehackten Sätzen gesprochen, und Lew erkannte, dass er die Gerissenheit des Kommandeurs ernsthaft unterschätzt hatte. Der Plan, den der junge Ridenow unterbreitete, war eine schlaue Verbindung von militärischem Geschick und Laran . Wenn man bedachte, dass es Francisco an echter Gefechtserfahrung fehlte, besaß er einen Sinn für Taktik, der eines Feldherrn mit der Erfahrung von hundert Schlachten würdig gewesen wäre. Er entwarf einen wagemutigen und einfallsreichen Plan, und Lew hatte den Mann zutiefst bewundert. Der Umstand, dass der ganze Plan auf einer Reihe von Täuschungsmanövern beruhte, war gleichermaßen gefällig wie erschreckend. Zunächst gab es die Täuschung, dass die gesamte Burgwache abgezogen und die Burg selbst so gut wie menschenleer sei. Die Stadtwachen hatten Anweisung, sich nirgendwo blicken zu lassen, um so zu dem Eindruck beizutragen, dass man mit keinem Angriff rechnete. Und da Lew wusste, wie leicht Belfontaine zu ködern war, traute er ihm zu, in

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