Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
stellen.
Sie würde die Nachricht vermutlich nicht einmal lesen, sondern nur den Code eintippen. Belfontaine schauderte leicht.
Genau ein solches Verhalten hatte ihm die Versetzung auf Cottman eingebracht, und dazu eine Degradierung vom Generalleutnant zum Colonel und einen schwarzen Fleck auf seiner Weste. Seine Bestrafung war diese rückständige, eiskalte Hölle, wo die Bevölkerung nie Nachrichten sah und sich, wenn überhaupt, nur durch Mundpropaganda beeinflussen ließ. Und Cottman hatte sich als erstaunlich resistent gegen die Gerüchte erwiesen, die seine Agenten zu streuen versuchten – fast als hätten die Leute gewusst, dass sie falsch waren.
Belfontaines einziger Versuch, die Technologiebeschränkungen offen zu umgehen, war komplett fehlgeschlagen. Er hatte Medienschirme in einigen Gasthäusern der Handelsstadt installieren lassen – obwohl er damit mehrere Abkommen unmittelbar ve rletzte –, und man hatte sie binnen eines Tages wieder abgebaut. Es war ein kostspieliger Fehler gewesen, und er war überzeugt, dass dieser Alton dahinter steckte. Wenn er doch nur direkten Zugang zu Regis Hastur hätte, bestimmt könnte er den Mann von den Vorteilen der Medienschirme überzeugen. Das würde leicht zu einer Elektrifizierung von Thendara führen und der Föderation eine Möglichkeit bieten, die Beachtung der Leute zu erlangen. Aber trotz vieler Anfragen hatte man Belfontaine nie auf Burg Comyn eingeladen, und was seinen Kontakt mit Hastur anging, hätte dieser ebenso gut eine reine Phantomgestalt sein können. In einem Anfall von Bosheit hatte er den Zugang zum Medizinischen Zentrum auf das Personal der Föderation beschränkt, weil er dachte, die Einheimischen würden der Annehmlichkeiten dieser Einrichtung nur sehr ungern verlustig gehen. Er hatte auch das John-Reade-Waisenheim geschlossen. Aber beide Maßnahmen hatten nichts genützt. Die Leute waren so dumm, dass sie sich nichts aus dem terranischen Gesundheitsstandard machten, und um ihre verlassenen Kinder kümmerten sie sich selbst! Sie verzichteten sogar auf Leben verlängernde Behandlungen – bis auf diesen alten Trottel oben in den Hellers, diesen Damon Aldaran –, sondern wurden einfach alt und starben!
Das und vieles andere kränkte ihn. Er beabsichtigte, mindestens hundertfünfzig Jahre zu leben – wenn möglich länger.
Teufel, er würde seine Seele für die Unsterblichkeit verkaufen, wenn er noch an Seelen, Götter oder dieses ganze Gewäsch glauben würde. Aber wenn er keinen Weg fand, Cottman in der gesetzten Frist in die Hand zu bekommen, ein Mittel, die Regierung, so wie sie jetzt war, zu destabilisieren, würde er sich auf dem nächsten Hinterwäldlerplaneten wiederfinden und sich niemals die erforderlichen Medikamente leisten können. Er ging auf die sechzig zu, hatte dreißig Jahre Dienst in verschiedenen Zweigen der Föderation hinter sich und würde die Behandlung bald brauchen. Aber der Preis war in den letzten zehn Jahren gewaltig gestiegen, was er merkwürdig fand.
Da er aus einer Unternehmerfamilie stammte, besaß er ein Grundverständnis von Ökonomie und wusste, dass die LVMedikamente eigentlich mit der Zeit billiger werden müssten statt teurer. Irgendwer machte eindeutig einen Riesenprofit bei der Sache. Aber Belfontaine Industries hatte nichts mit pharmazeutischen Produkten zu tun, deshalb konnte er nur wütend spekulieren.
In einem ungeheuerlichen Vorstellungsgespräch mit seinem Vater war ihm gesagt worden, dass es ihm an der nötigen Geistesverwässung für das riesige Imperium von Belfontaine Industries mangelte. Andernfalls säße er jetzt nicht auf Cottman IV, sondern würde irgendeinem Planeten die geschmolzenen Eingeweide entreißen, wie sein Bruder Gustav, der das Rohmaterial für die Raumkreuzer und Schlachtschiffe produzierte, welche die Föderation so fleißig baute.
Nie würde er den Tag vergessen, an dem ihm sein Vater mitteilte, dass es bei BE keinen Platz für ihn gab, dass die firmeninternen Psychotests ermittelt hatten, er sei ungeeignet für eine Position im Unternehmen. Wenigstens hatte man ihm nicht die unaussprechliche Beleidigung einer Fabrikleitung angetan. Er erinnerte sich lebhaft, wie er vor dem riesigen Schreibtisch gestanden hatte, hinter dem sein Vater thronte, und auf die Mitteilung wartete, man werde ihn als Abgeordneten eines der vielen Planeten, die der Gesellschaft gehörten, in die Legislative der Föderation schicken. Das war die übliche Laufbahn für alle, die nicht in das
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