Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
… ja, ich denke schon. Pudelfleisch schmeckt besser.«
Das Geschenk schließt die Augen. Dorothy betätigt einen Knopf, das Bild auf dem Monitor wechselt.
»Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind auf dem Weg zur Arbeit, sie warten auf die Bahn.«
Das Geschenk stöhnt auf.
»Es ist früh am Morgen, der Bahnsteig ist leer. Abgesehen von Ihnen und einem Mann, der offensichtlich betrunken ist.«
Wieder stöhnt das Geschenk. Seine Lippen bewegen sich, es legt den Kopf zur Seite, verzieht das Gesicht. Plötzlich setzt ein dumpfes Piepen ein, auf dem Monitor erscheinen farbige Diagramme. Dorothy wirbelt auf dem Podest herum.
»Womit hast du ihn betäubt?«, schreit sie.
»Womit …?«
»Mit welchem Wirkstoff?«
»Ich habe ihn nicht betäubt«, höre ich mich sagen. »Ich habe ihn niedergeschlagen.«
»Auf den Kopf? Du hast ihm auf den Kopf geschlagen?!«
Ich nicke. »Mit einem Briefbeschwerer.«
»Was ist denn los?«, fragt Amanda.
»Er stirbt! Verdammter Mist, er stirbt!« Dorothy wendet sich wieder den Schalttafeln und Monitoren zu. »Kate Harding, du bist auch wirklich eine selten dumme Kuh!«
Amanda streicht mir über die Schulter. »Ist nicht so schlimm«, will sie wohl sagen.
»Das hast du mit Absicht gemacht!«, schreit Dorothy und hackt auf die Knöpfe ein. »Wie kann man nur so dumm sein?!«
Ich erinnere mich daran, dass Dorothy ihren Schwiegersohn mal für einige Tage hier oben eingesperrt hat. Es musste sein, erzählte sie uns später. Es war zu seinem eigenen Besten. Ich erinnere mich daran, dass ich ihr damals ein starkes Narkotikum mitgebracht habe. Und ich denke an die Dinge, die wir heute Abend gegessen und getrunken haben.
Ein zweiter Ton setzt ein. »Das wirst du mir büßen, Kate Harding! Glaub mir, das wirst du mir büßen!«
Mr. Ward stirbt. Und ich drehe mich um. Die ersten Schritte gehe ich noch, auf der Treppe laufe ich bereits. Und ich bete, dass meine Beine nicht nachgeben.
Der Friedhof an der Gwynn Street ist von einer hohen Backsteinmauer umgeben. An der Querseite, etwas versteckt hinter einer Fichtengruppe, befindet sich ein kleines Tor. Die Metallstäbe sind verrostet, doch das Schloss öffnet sich anstandslos, als ich den Schlüssel drehe. Eine Rosenhecke schützt vor allzu neugierigen Blicken, dahinter liegen die Gräber. Meine Schritte knirschen auf dem unberührten Neuschnee. Schmucklose, verwitterte Grabsteine entlang des Hauptweges, scheinbar willkürlich zwischen den hohen Bäumen verteilt. Am Ende des Weges steht eine Bank. Mein Körper kommt zur Ruhe, und die Stille kehrt zurück an diesen heiligen Ort. Sie ist vollkommen Kein Verkehrslärm, keine Stimmen, kein Vogelgezwitscher. Fast so, als wäre der Friedhof kein Teil der Welt, die ihn umgibt. Vielleicht ist er das tatsächlich nicht.
»Ich werde weggehen«, sage ich. »Ich werde Porterville verlassen. Es war immer unser Traum, hierher zu kommen. Meiner wie deiner. Aber diese Stadt … manchmal denke ich, es war ein Segen, dass du nie erfahren hast, wie sie wirklich ist. Hinter den Fassaden. Sie verändert die Menschen, sie verdirbt sie. Und ich bin nicht stark genug, ihr zu widerstehen. Alles hat seinen Platz und meiner … meiner ist nicht hier. Das ist mir jetzt klar geworden. Vielleicht finde ich ihn noch, vielleicht auch nicht. Ich glaube, viel Zeit bleibt mir nicht mehr. Ich hoffe, es ist schön da, wo du jetzt bist.«
Ich stehe auf und gehe zu dem Grabstein hinüber. Ich streiche den Schnee von den Buchstaben: Bernard Harding, 28. Januar 1853 - 13. Oktober 2001. Er ging vor seiner Zeit.
Der Gesang der Ratten – Teil 2
von Christoph Zachariae
Kapitel 11 - Band 2
Ich war allein in Porterville. Ich war allein, obwohl ich mit meinem Freund hierher gezogen war.
Was dort vor mir kniete, war nicht der Tom Lennox, in den ich mich in New York verliebt hatte. Ich versteckte ihn. Die Vorhänge hatte ich zugezogen, die Tür war abgeschlossen. Tom ertrug weder Licht noch Geräusche. Beides verursachte ihm Schmerzen. Ich war gefangen in meiner kuscheligen, kleinen Privathölle.
Tom kniete auf seinem Lieblingsplatz unter dem Küchentisch. Manchmal, wenn er etwas in der Wohnung betrachtete, eine Lampe, eins meiner Kleidungsstücke, hoffte ich, er würde sich erinnern. Doch er schnupperte nur, vorsichtig wie ein Primat, der zum ersten Mal eine menschliche Behausung erkundet.
Unangenehme Fragen quälten mich. Was machte Tom in der Wohnung, wenn ich bei der Arbeit war? Ich konnte mir beim besten
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