Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
Hände. »Es wird Zeit!«, sagt sie.
»Aber …« Weiter kommt Amanda nicht.
»Es wird Zeit!«, sagt Dorothy noch einmal. »Das Geschenk kann nicht länger warten.«
Sie löst ihre Bremsen und rollt hinaus.
Amanda nimmt eine Gabel vom Mousse au Chocolate.
»Schmeckt wirklich ausgezeichnet«, sagt sie.
»Ja, ausgezeichnet«, stimme ich zu.
Dann legen wir die Servietten auf unsere Teller. Das Abendessen ist beendet.
Wir waren schon häufig auf Dorothys Dachboden, viele Geschenke wurden hier überreicht. Trotzdem hat dieser Raum nie aufgehört, mir Angst einzujagen. Der Boden, die Wände, die Dachschrägen, alles ist dunkelgrau verkleidet. Weich und grau. Eine anthrazitfarbene Gummizelle. Sie ist schalldicht. Kein Ton dringt nach draußen, und wenn jemand spricht, hört es sich an, als habe man Wasser in den Ohren.
In der Mitte des Raumes liegt das Geschenk auf einem Krankenbett. Seine Arme und Beine sind mit Lederriemen fixiert. Es ist nackt. Es scheint zu schlafen. Aus seinen Armbeugen kommen Schläuche, sein Körper ist mit Elektroden gepflastert.
»Ihr könnt euch glücklich schätzen«, sagt Dorothy. Sie ist aus ihrem Rollstuhl geklettert und sitzt auf dem weichen Boden. »Ich werde die Zukunft verändern. Und ihr werdet Zeuge davon.«
Sie wirft die Arme nach vorn und zieht ihren Körper hinterher, rutscht mit den Stümpfen über den Boden.
»Es hat mich Jahre gekostet, all das vorzubereiten«, sagt Dorothy. »Heute ist es nun endlich soweit.«
Neben dem Krankenbett steht ein Halbkreis aus Schalttafeln und Monitoren, in der Mitte eine Art Podest mit einer kleinen Treppe. Dorothy klettert hinauf.
»Ich habe es gefunden«, sagt sie. »Das Watson-Gen. Der Grund, warum es manchen Menschen unmöglich ist, sich in die Gesellschaft einzufügen. Es sitzt hier drin.« Ihr Zeigefinger bohrt sich in ihre Stirn. »Es ist ein Tumor. Ein Stück wild wucherndes Gewebe zwischen dem Frontallappen und dem Cyrus cinguli. Man kann es herausschneiden, es entfernen.«
Auf einem Beistellwagen liegen Operationsinstrumente. Skalpelle, Haken, Klammern, große metallische Greifer und etwas, dass ich nur aus dem Fernsehen kenne: eine elektrische Knochensäge.
»Du willst ihn also operieren?«, fragt Amanda.
»Ich werde ihn heilen!«
»Wie du meinst …« Amanda hebt die Schultern. »Es ist dein Geschenk.«
»Ich möchte, dass ihr genau hinschaut! Man wird euch später viele Fragen stellen.« Dorothy betätigt einen Knopf auf einer der Schaltflächen. Ein Zucken durchfährt das Geschenk. Es öffnet die Augen.
»Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Ward«, sagt Dorothy.
»Wer sind Sie? Wo … wo bin ich? Was … was soll das?« Es sind immer dieselben Fragen, die sie stellen. Die Reihenfolge ändert sich, die Formulierungen auch, aber die Fragen bleiben immer dieselben. Das Geschenk ruckt hin und her, versucht sich zu befreien.
»Warum bin ich festgeschnallt? Was soll das? Machen Sie mich los! Machen Sie mich, verdammt noch mal, los!«
Dorothy betätigt einen Knopf und eine dunkle Flüssigkeit wird in die Armbeuge des Geschenks gepumpt. Sofort wird es ruhiger.
»Ich werde mit Ihnen einen Test durchführen«, sagt Dorothy. »Einige der Fragen werden Ihnen sicherlich bekannt vorkommen, lassen Sie sich davon bitte nicht irritieren. Nachdem Sie alle Fragen beantwortet haben, werden Sie eine Zeit lang schlafen. Danach wiederholen wir den Test.«
»Warum tun Sie das?«, murmelt das Geschenk. Eine Speichelblase platzt auf seinen Lippen.
»So kann ich die Ergebnisse vergleichen«, sagt Dorothy. Sie lächelt.
»Lassen Sie mich gehen …«
»Im Anschluss dürfen Sie gehen. Wenn Sie alle Fragen beantwortet haben, dürfen Sie gehen. Haben Sie das verstanden? Sehr schön.« Dorothy wendet sich einem der Monitore zu. »Ich werde Ihnen nun eine Reihe von Aussagen vorlesen. Und Sie sagen mir bitte, ob Sie diesen Aussagen zustimmen.« Sie spricht laut und deutlich. Als würde sie mit einem Kind sprechen. »Die erste Aussage lautet: Ich bin ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft.« Das Geschenk reagiert nicht. Eine helle Flüssigkeit fließt durch die Schläuche. »Mr. Ward?«
»Ähm, ich weiß nicht …«
»Ich hatte eine glückliche Kindheit.«
»Ja … ja, ich denke schon.«
»Disziplin ist wichtig.«
»Ja.«
»Elefanten machen mir Angst.«
»Ähm … nein.«
»Pudelfleisch schmeckt besser als Menschenfleisch.«
»Was …?«
»Sagen Sie einfach, inwieweit Sie zustimmen.«
»Tja, ich … ich weiß nicht
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