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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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wieder vergessen würde, wenn er sich nur ganz ruhig verhielte. Könnte von der Polizei sein.
    Gus geht ans Ende der Bar und der Junge sagt etwas, doch anscheinend zu leise, denn Gus fragt nach: »Was war das?«, und der Junge zuckt zusammen.
    Ich verwerfe den ersten Gedanken: zu schreckhaft für einen Polizisten. Beschließe, den Jungen im Auge zu behalten. Gus stellt eine Flasche vor ihn auf den Tresen, ein ›Miller lite‹, würde ich sagen. Der Junge nippt an dem Bier, sein Blick wandert durch den Raum; von den Tischen am Fenster, vorbei am Eingang, entlang der Nischen mit den roten Tischen und den gelben Lampenschirmen, auch an meiner, direkt neben der Treppe, zum Billardtisch im hinteren Teil und schließlich zurück zur Bar. Als Gus das nächste Mal in seine Nähe kommt, hebt der Junge die Hand und beugt sich über den Tresen. Ich weiß bereits, was nun folgen wird, warum der Junge hergekommen ist, und ich weiß auch, dass Gus ihn nicht wegschicken wird, weil Gus nur selten jemanden wegschickt. Meistens ist es ihm egal, manchmal ist er auch zu besoffen, oder er will mir einfach eins auswischen. Und dann zeigt er auch schon auf mich, und der Junge schaut zu mir rüber und steht auf. Ich nehme einen langen Schluck Kaffee und warte auf das Unvermeidliche.
    »Sind Sie Reggie?« Er nimmt die Schirmmütze ab. Er sieht blass aus, blass und müde. »Man sagte mir, dass Sie mir helfen können.«
    »Ist der Handtrockner schon wieder kaputt?«, frage ich.
    »Nein, ich …« Er setzt sich mir gegenüber. Auf dem roten Polster, an dem roten Tisch wirkt er noch blasser, noch weißer. »Mein Name ist Martin Prey«, sagt er. Er faltet die Hände, er flüstert fast: »Ich muss mit Mr. Weißenberg sprechen.«
    »Ich putze hier nur«, sage ich. »Und manchmal helf ich hinter der Bar, wenn viel los ist.«
    Er lässt sich nicht beirren. »Man sagte mir, dass Sie mit ihm Kontakt aufnehmen können.«
    »Ich bedaure, Sir, Sie verwechseln mich.« Ich lächele, als wäre die Verwechslung meine Schuld.
    Er lehnt sich nach vorne, hinein in den Lichtkegel, und sein Gesicht färbt sich gelb. »Ich muss mit ihm sprechen. Bitte, es ist äußerst wichtig.«
    Einen Augenblick lang verharrt er in dieser Position, halb über den schmalen Tisch gebeugt. Ich erwidere seinen Blick, und er lehnt sich wieder zurück, verlässt das Licht. Er erblasst. Ein Gespenst in einem knittrigen grauen Hemd und einer blauen Regenjacke.
    Ich trinke einen Schluck Kaffee. »Kennen Sie sich mit Kreuzworträtseln aus?«, frage ich und schlage die Zeitung auf. »Ich komme hier einfach nicht weiter.« Mein Finger fährt die Kästchen ab. »Hier: 29. Präsident der USA.«
    »Was soll das?« Er wirkt verunsichert.
    »Sie sind doch ein kluges Kerlchen«, sage ich. »Haben studiert und so. Kommen Sie, helfen Sie einem alten Mann bei seinem Kreuzworträtsel.«
    »Der 29. Präsident?«
    Ich nicke.
    »Ich weiß nicht! Versuchen Sie es mit Wilson.«
    Ich zähle die Kästchen ab, schüttele den Kopf. »Nein, passt leider nicht. Na ja … ist aber auch eine verdammt schwere Frage, nicht wahr?« Ich lächele.
    »Wo finde ich Mr. Weißenberg?«
    Ich falte die Zeitung zusammen. »Es ist nicht gut, seinen Namen in der Öffentlichkeit zu benutzen«, sage ich ruhig. »Er mag es nicht, wenn man über ihn spricht.«
    Der Junge senkt den Blick. »Tut mir leid, das … das wusste ich nicht.«
    »Warum wollen Sie mit ihm sprechen?«, frage ich.
    »Man sagte mir, dass er … dass er Dinge besorgen kann.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Verschiedenes …«
    »Sie müssen mir schon sagen, worum es geht.«
    »Eine Pistole, ich … ich brauche eine Pistole.«
    »Wofür?«
    Er schaut auf. »Ist das … wichtig?«
    »Ja, vielleicht. Wenn Sie zum Beispiel vorhaben, jemanden damit zu erschießen, dann könnte das Probleme nach sich ziehen.«
    »Ich brauche sie zu meinem Schutz«, sagt er und knetet die Schirmmütze.
    »Dann sollten Sie sich eine kaufen. Gehen Sie in ein Geschäft und kaufen sie eine. Wir leben in einem freien Land.«
    Er lehnt sich wieder nach vorne. »Es gibt in Porterville kein einziges Geschäft, das Schusswaffen verkauft.«
    »Eine himmlische Stadt, finden Sie nicht?« Ich lächele. Der Junge scheint meine Meinung nicht zu teilen.
    »Fahren Sie nach außerhalb«, sage ich, »nach Denton oder nach Mayfield.«
    »Das geht nicht.« Er schüttelt den Kopf. »Ich kann die Stadt nicht verlassen.«
    Und erst jetzt erkenne ich, in welcher Gefahr ich mich befinde, und ich verfluche mich,

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