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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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ich in Worte fassen kann. Deshalb schweige ich.
    »Warum helfen Sie mir, Reggie?«
    »Ich weiß es nicht«, sage ich. Vielleicht ist es das Alter. Vielleicht bin ich zu alt, um dieses Leben weiterzuleben. »Ich bin so alt, es ist kaum noch etwas von mir übrig«, sage ich. »Aber das ist nicht wichtig, es geht nicht um mich.«
    Ich weiß nicht, ob der Junge es versteht. Ich weiß nicht, ob ich es verstehe. Aber dann nickt er und fragt: »Kennen Sie den Darkside Park?«
    Und ich antworte: »Viel wichtiger ist, ob der Darkside Park dich kennt, mein Junge.« Und plötzlich bin ich sehr müde.
    Die Schatten erreichen das Ufer, und wir stehen auf und verabschieden uns. Die Dunkelheit kommt hervor und mit ihr die Kälte, die durch den Stoff meines Mantels kriecht und meine Knochen umschließt.
    Ich gehe nach Osten, Richtung Thomas Field, ich denke an den Jungen: Er wird es nicht schaffen. Sie werden ihn schnappen – ganz gleich, ob ich ihm die Ausrüstung besorge oder nicht. Er tut mir leid, ich verfluche mich dafür, verfluche ihn dafür. Mitgefühl ist etwas, dass man sich in Porterville nicht leisten kann. Ich gehe schnell, reibe die Hände ineinander, hauche hinein. Die Kälte bleibt.

    Gus meckert, weil ich zu spät zur Arbeit komme. Genau genommen habe ich keine festen Arbeitszeiten, aber Gus ist es gewohnt, dass ich da bin, wenn er den Laden aufschließt, und deshalb meckert er. Mir ist nicht danach, ihn zu provozieren, und deshalb nicke ich nur und sage: »Ja, Gus«, »Stimmt, Gus« und schließlich sogar »Tut mir leid, Gus«.
    Irgendwann lässt er mich passieren, und ich gehe durch die niedrige Schwingtür hinter die Bar, schenke Kaffee in meinen Becher, nehme die Tageszeitung und setze mich an den roten Tisch unter dem vergilbten Lampenschirm.
    Der Kaffee dampft noch, als Gus zu mir herüber stampft. Das ist seltsam, denn es ist Mittwoch, der Laden nicht einmal halbvoll, und Gus’ Stimme würde problemlos eine Schneise durch die Gesprächsfetzen schlagen. Trotzdem brüllt er nicht, sondern kommt an meinen Tisch.
    »Siehst du die Rothaarige?«, fragt er. »Die am Fenster?« Er spricht leise und nuschelt bereits etwas. »Heißes Gerät, oder? Das ist ’ne Reporterin. Die will ’n Artikel über mich schreiben.«
    »Über dich?«
    »Na ja, über den Laden, über das ›Corey’s‹.« Er glotzt mich aus glasigen Augen an.
    »Das ist doch toll, Gus. Glückwunsch!«
    Gus nickt. »Und deshalb schicke ich die Kleine jetzt mal zu dir rüber, und du erzählst ihr so ’n bisschen, wie das hier läuft.«
    »Muss das sein?«, frage ich, aber Gus redet einfach weiter: »Und vor allem sagst du ihr, dass ich den Laden hier schmeiße. Verstanden? Das ist wichtig! Sag ihr, was für’n toller Boss ich bin. Ich glaube nämlich, die steht auf mich.«
    Gus drückt seinen Zeigefinger gegen meine Stirn. »Du erzählst nur Gutes über mich! Ist das klar?«
    »Gus, ich weiß nicht so recht …«
    »Ob das klar ist, hab ich gefragt!«
    Es ist zu spät, um mit Gus zu diskutieren, er hat längst seinen gefährlichen Pegelstand erreicht. Also nicke ich. »Ja, klar. Alles bestens.«
    »Du hast echt keine Ahnung von Frauen, Reggie!« Er schüttelt den Kopf, der obere Hemdknopf löst sich, das Doppelkinn sackt in die Freiheit.
    »Und sie hat gesagt, dass sie einen Artikel schreiben will?«, frage ich.
    »Die sagen dir so was doch vorher nicht! Die stellen einfach ihre Fragen. Und die Kleine hat jede Menge Fragen gestellt.«
    Mein Magen verkrampft sich.
    »Warum sollte sie sonst hier sein?«, fragt Gus. »Guck dich mal um! Das ist nicht gerade das ›Ambassador‹! Falls dir das noch nicht aufgefallen ist.«
    Ich lege die Hand auf meinen Bauch und sage: »Stimmt, Gus, hört sich irgendwie logisch an.«
    »Ganz genau«, sagt Gus.
    Er schaut an mir vorbei ins Leere und streicht sich über den Kopf, vom Mittelscheitel zum Ohr hinunter. Dreimal links, dreimal rechts. Dann wischt er seine Pranke am Hemd ab. Er schaut mich an. »Wie sehe ich aus?«
    »Blendend«, sage ich.
    »Verarsch mich nicht!«
    »Ich verarsch dich nicht. Du siehst blendend aus. Wie immer.«
    Gus nickt. Dann dreht er sich um und geht zu den Tischen am Fenster. Er ist verdammt früh betrunken für einen Mittwochabend.
    Ich trinke Kaffee, lese Zeitung und hoffe, dass sich mein Magen wieder beruhigt. Hoffe, dass es an Gus lag, nicht an der Reporterin. Als ich den Lokalteil durchblättere, höre ich das Klacken von Absatzschuhen näher kommen, und ein erneuter Magenkrampf

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