Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
zerdrückt meine Hoffnung.
»Reggie? Mein Name ist Peggy Waters. Ich hoffe, ich störe Sie nicht gerade bei irgendetwas.«
Ich falte die Zeitung zusammen und schaue auf. Sie lächelt. Sie wartet darauf, dass ich etwas entgegne, aber ich fühle mich plötzlich, als hätte ich heute schon viel zu viel gesagt.
»Ich schreibe für die ›Porterville Times‹«, sagt sie und setzt sich mir gegenüber. Sie tippt auf die Zeitung zwischen uns. »Wie ich sehe, gehören Sie zu unseren Lesern.« Sie lächelt, und ich lächele zurück, weil sie es wahrscheinlich so gewohnt ist.
Doch sie sagt nichts, und so sitzen wir schweigend da und lächeln, und schließlich frage ich: »Was kann ich für Sie tun, Misses Waters?«, weil das Schweigen zu anstrengend wird.
»Bitte, nennen Sie mich doch Peggy.« Sie kommt näher. Ihr Kostüm hat denselben Rot-Ton wie Polster und Tisch. Ihre Haare sind heller, fast orange. Ihr Gesicht berührt den Lichtkegel und färbt sich gelb. Und Misses Waters geht in Flammen auf. »Darf ich Ihnen einige Fragen stellen?«
Ich nicke und starre ins Feuer.
»Sind Sie jeden Abend hier?«
Ich nicke, und jetzt spüre ich die Hitze auch.
»Ich suche jemanden«, sagt sie. »Der Mann heißt Martin Prey.«
»Ich kenne niemanden, der so heißt«, sage ich automatisch.
»Möglicherweise hat er sich unter einem anderen Namen vorgestellt.«
Sie legt ein Schwarzweiß-Foto auf den Tisch.
Ich betrachte das Bild länger als notwendig. Ich betaste das Papier, untersuche es auf Brandspuren. Es ist unversehrt. »Nein … nein, tut mir leid.« Meine Zunge ist plötzlich sehr schwer. Ich lege das Foto zurück. »Ich glaube nicht, dass … dass ich diesen Mann schon einmal gesehen habe.«
Sie nickt. »Schade.«
Mehr sagt sie nicht. Sie lehnt sich zurück, das Feuer erlischt, und ich erwache aus meinem Dämmerzustand. Sie steckt das Foto ein, und ich frage mich, ob sie es Gus ebenfalls gezeigt hat. Und was er ihr erzählt hat.
»Darf ich … darf ich es noch einmal sehen?«, frage ich.
»Es ist schon gut, Mr. Broadus.« Sie steht auf. »Ich habe Ihre Zeit lang genug in Anspruch genommen.«
»Woher kennen Sie meinen Namen?«
Sie lächelt. »Das gehört zu meinem Beruf.«
Ihre Absätze klacken, und ich greife zur Zeitung und frage: »Kennen Sie sich mit Kreuzworträtseln aus?«
Sie bleibt stehen, dreht sich um. »Bitte?«
»Kreuzworträtsel«, sage ich. Meine Stimme zittert. »Ich komme hier einfach nicht weiter.« Ich blättere mit fahrigen Bewegungen. Seiten knicken. Papier reißt. Ich finde das Kreuzworträtsel nicht. Ich falte die Zeitung irgendwo im Anzeigenteil. »Hier. Äh …« Ich tippe auf eine Todesanzeige. »29. Präsident der USA«, sage ich und schaue auf. »Ganz schön schwierig, finden Sie nicht?« Ich versuche, zu lächeln. Mein Gesicht verrutscht.
»Das war Warren Gamaliel Harding«, sagt sie.
Mein Finger fährt über das Papier, als würde ich Kästchen abzählen. »Stimmt«, sage ich leise. »Vielen Dank.«
Ich schaue Peggy Waters nach, wie sie an der Bar vorbeigeht, wie sie das ›Corey’s‹ verlässt. Ihr Gang hat etwas Beschwingtes. Sie hat erfahren, was sie in Erfahrung bringen wollte. Es ging nicht um den Jungen. Sie wusste, dass er hier war. Sie wusste von dem Gespräch. Wahrscheinlich schon bevor sie mit Gus gesprochen hatte. Es ging um mich. Es ging darum, herauszufinden, auf welcher Seite ich stehe.
Ich wanke zur Bar. »Gus!«, rufe ich. »Gus!«
»Was sollte der Scheiß denn?« Er kommt näher. »Jedes Mal dasselbe! Ich hab dir gesagt, dass du …« Er stockt, legt den Kopf schief, schaut mich an. »Was ist mit dir, Reggie?«
»Nichts, ich … nichts.«
»Was ist los mit dir? Du siehst voll scheiße aus!«
»Schon gut, Gus«, sage ich. »Hör zu, ich muss etwas wissen: War heute jemand hier? Wegen des Handtrockners?«
»Was?«
»War ein Techniker hier?«
»Ja. Die haben die Dreckskiste wieder ausgetauscht. Wieso fragst du?«
Ein lang gehegter Verdacht wird zur Gewissheit, mein linkes Knie knickt ein, und Gus’ Pranke packt meinen Oberarm. »Hey, hey, immer langsam, alter Mann!«
Ich nicke. »Alles bestens, Gus.« Meine Stimme ist weit weg.
»Du hast aber keinen Scheiß-Herzinfarkt, oder?«
»Alles bestens. Kannst mich loslassen.«
Er gibt meinen Oberarm frei, und ich torkele zum Hinterausgang.
»Ich mache … ich mache heute mal früher Schluss.«
»Ist gut, Reggie«, ruft er mir hinterher. »Schlaf dich mal richtig aus!«
Er ruft noch etwas, aber da bin ich
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