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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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schon zu weit weg. Als ich in die kühle Nachtluft hinausstolpere, frage ich mich, ob das die letzten Worte waren, die ich in meinem Leben von Gus gehört habe. Und ich komme zu dem Schluss, dass es ein guter Abschied wäre.

    Ich marschiere auf und ab. Ich schiebe den Küchentisch an die Wand, stelle den Stuhl daneben. Ich brauche Platz, ich kann nicht stillstehen. Unmöglich. Ich muss in Bewegung bleiben. Vom Wohnzimmer in die Küche, von Wand zu Wand, sieben schnelle Schritte, manchmal acht. Die eine Hälfte auf Holz, die andere auf Linoleum. Mein linkes Knie fängt an zu schmerzen. Ich beginne zu humpeln. Acht Schritte, bei der nächsten Bahn sind es schon neun, schließlich sogar zehn.
    Es klingelt an der Tür. Es ist der Junge. Ich öffne ihm wortlos, marschiere weiter. Er steht im Wohnzimmer, fragt, was los sei.
    »Nichts«, sage ich.
    Ob es mir gut ginge.
    »Alles bestens«, sage ich und humpele weiter. »Nur mein Knie, das ist alles.«
    Elf Schritte. Eine Zeit lang steht er einfach nur da, schaut mich an, wenn ich ins Wohnzimmer komme. Wahrscheinlich hofft er, dass mich das beruhigt, dass ich bald stehen bleibe, aber ich kann nicht. Schließlich begleitet er mich einige Bahnen. Anscheinend fürchtet er, dass ich den Verstand verliere, denn er geht vornüber gebeugt, so als wolle er ihn auffangen, meinen Verstand. Ich lache, mein Körper verkrampft sich, die Luft wird dünn. Zwölf Schritte.
    »Was ist mit Ihrem Kühlschrank?«, höre ich den Jungen fragen. Er steht in der Küche und zeigt auf die breiten Spanngurte, die den ›Frozen King‹ umschließen.
    »Die Tür ging immer auf «, sage ich im Vorbeigehen.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragt er.
    Ich nicke.
    »Ich hatte gar nicht so schnell mit Ihrem Anruf gerechnet.« Bei meiner nächsten Küchenwende fragt er: »Haben Sie alles bekommen?«
    »Nichts habe ich bekommen!«, sage ich.
    »Was? Wie meinen Sie das?« Wieder folgt er mir.
    »Wir brauchen das alles nicht!«
    »Reggie, wovon sprechen Sie? Was ist los?«
    Ich beginne zu erzählen. Von Peggy Waters, von den Fragen und von dem Feuer, und endlich werden meine Schritte langsamer. Beim 29. Präsidenten gelingt es mir, stehen zu bleiben.
    »Das haben Sie mich auch gefragt«, sagt der Junge.
    Ich nicke. »Eine Testfrage.«
    »Und was testet man damit?«
    »Ob du zu denen gehörst oder nicht. Diese Menschen, ich meine die, die wissen, was in dieser Stadt passiert, was hinter den Kulissen vor sich geht, sie alle wissen, dass Warren Gamaliel Harding unser 29. Präsident war.«
    Der Junge schaut an mir vorbei in die Küche.
    »Es funktioniert auch mit anderen Fragen«, sage ich. »Amerikanische Geschichte, Mathematik, Biologie, allgemein Naturwissenschaften. Irgendwas, was der durchschnittliche Amerikaner Ihnen nicht beantworten kann. Zumindest nicht auswendig, nicht frei aus dem Kopf. Physikalische Formeln! Die Lorenz-Transformation – diese Menschen kennen sie. Und nicht nur das – sie antworten, als wären sie nach der Uhrzeit gefragt worden. Ganz selbstverständlich. Sie sind sich gar nicht bewusst, wie speziell das Wissen ist, das sie gerade präsentieren. Natürlich gibt es Ausnahmen. Wenn ich mir nicht sicher bin, stelle ich weitere Fragen, aus anderen Fachgebieten.«
    Der Junge schaut zu Boden, wahrscheinlich sucht er meinen Verstand. Er verschränkt die Arme. Er glaubt mir nicht.
    Ich mache eine Pause, atme durch. »Ich kann’s dir nicht erklären«, sage ich. »Ich weiß, es hört sich absurd an. Aber es funktioniert.«
    Ich setze mich aufs Sofa. Meine Füße schmerzen. Mein linkes Knie pocht. Mir ist schwindelig. Ich habe zu viel und zu schnell gesprochen. Das bin ich nicht gewohnt.
    »Angenommen, es ist tatsächlich so, wie Sie sagen: Diese Menschen haben alle einen quasi identischen Bildungsgrad«, sagt der Junge und sieht mich an. »Und zwar einen, der weit über die Allgemeinbildung hinausgeht, wenn ich das richtig verstanden habe. Dann frage ich mich, woher stammt dieses Wissen? Sie müssten alle eine Art Kurs besucht haben oder dieselbe Ausbildung gemacht haben.«
    »Sie wurden hierauf vorbereitet.«
    »Auf Porterville?«
    Ich nicke. »Es ist ein Experiment. Diese Stadt ist ein … ist ein riesiges Labor, verstehst du? Ich weiß nicht, was hier erforscht wird. Aber es wird geforscht. Jeden Tag aufs Neue.«
    Der Junge schaut auf. »Und wir sind die Kaninchen?« Er sieht plötzlich sehr jung aus. Fast noch ein Kind.
    »Wühlmäuse«, sage ich leise. Dann füge ich hinzu: »Man nennt

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